Nachdem der Großteil der europäischen Staaten durch die Einführung von Mindestlöhnen haben und damit positive Erfahrungen gemacht haben, entstehen anscheinend mehr Jobs durch das gestiegene Lohnniveau am unteren Ende (weil Geringverdiener jeden Euro ausgeben) als verloren gehen.
Ich glaube das kann man LEIDER so nicht sagen. Es stimmt LEIDER einfach nicht.
"Nach Angaben der ILO führen gravierende Erhöhungen von Mindestlöhnen empirisch belegbar zu Beschäftigungseinbußen für diejenigen Beschäftigten, welche zum Mindestlohn arbeiten. Hingegen kommt es im Fall moderater Erhöhungen zu keinen signifikanten Beschäftigungseffekten."
Ich habe früher im Baugewerbe gearbeitet. Da hat der Mindestlohn genau die hier beschriebenen Dinge zu tage gebracht.
Uns hat der Mindestlohn schwer zu schaffen gemacht, da ausländische Firmen ohne oder einen geringeren Mindestlohn auszahlten.
Eine 2007 veröffentlichte DFG-Studie speziell zum Baugewerbe, belegt diese Erfahrungen.
Außerdem alimentieren wir mit unseren Steuergeldern durch Lohnaufstockung private Profite von Firmen, die ihren Arbeitnehmern nicht mal genug zum Leben zahlen.
Das kann ich zum Teil nachvollziehen, da diese Gefahren sicher vorhanden sind, dass unangemessene Profite erzielt werden, die nicht weiter „gereicht“ werden.
Aber Firmen müssen Profite erzielen; wobei Profite grundsätzlich ja auch nichts Schlechtes darstellen, wenn sie angemessen sind. Diese Angemessenheit reguliert in meinen Augen am besten der Markt. Hier möchte ich anmerken das sicher nicht nur Genringverdiener konsumieren. (siehe oben Deine Aussage: weil Geringverdiener jeden Euro ausgegeben).
Vielmehr beunruhigt mich die Frage, ob wir unseren Wohlstand annähernd halten können?
In welchen Verhältnissen werden unsere Kinder und Enkelkinder aufwachsen können.
Verschließen wir nicht die Augen vor der Globalisierung, die uns bisher erfolgreich in die Karten gespielt hat. Wird das Blatt sich nicht wenden zugunsten der Menschen in anderen Teilen der Welt wie Indien und China. Es wäre ja nur gerecht, dennoch finde ich es erstrebenswert, dass sich unsere Nachkommen auch ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen können.
Und dafür dürfen wir nicht verblöden, verfetten und verrohen.
Früher gab es genügend Berufe in denen gering qualifizierte Menschen gut bezahlte Arbeit fanden. Diese Berufe sind nahezu ausgestorben und Relikte der Wirtschaftswunderzeit. Wenn ich in unsere Schulen schaue, allen voran den Berufsschulen, dann weiss ich nicht, wo auf Dauer viele Jungendliche eine Arbeit finden sollen. Und das stimmt mich schon sehr traurig.
Nun aber wieder zurück zu Deinem Post, der mir hilft neue Sichtweisen einzunehmen.
Das gilt für eine Menge der hier geschriebenen Dingen.
Zitat von Franklin D. Roosevelt aus der Zeit der großen Depression (1938):
Unternehmen, deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum - ich meine Löhne, die ein anständiges Leben ermöglichen.
Schönes Zitat. Es gefällt mir, aber was sagt die Globalisierung dazu. Die gab es 1938 noch nicht.
Vermögensverteilung in Deutschland 2007 (laut
DIW):
- die reichsten 10% haben 60% des gesamten Vermögens
- die reichsten 5% haben 46% des gesamten Vermögens
- die reichsten 1% haben 23% des gesamten Vermögens
Durch eine - auch nur geringe - Vermögenssteuer (selbst bei enormen Freibeträgen im 6-stelligen Bereich) würde soviel Geld in die öffentlichen Kassen kommen, dass man die produktiv Tätigen in Deutschland (Unternehmer, Arbeitnehmer, Selbständige, etc.) erheblich mehr "netto vom brutto" in der Tasche hätten.
Positive Effekte:
- weniger Exodus von Wissenschaftlern und Fachkräften
- mehr Geld in der Realwirtschaft
- mehr Geld für Bildung und Infrastruktur
- mehr Geld für die, die es wirklich brauchen
Diejenigen, die gar nicht wissen wohin mit ihrem Geld, würde es nicht einmal wehtun.
Da stimme ich zu 100 % zu, wenn die Freibeträge wirklich im 6 stelligen Bereich liegen.
Der Abgeltungssteuersatz von 25% zahlt aber nur der Kleinsparer und Vermögende ohne guten Steuerberater (Stichwort Dachfonds und Verlustvortrag bis einschließlich 2013 - beides völlig legal).
Bei den Dachfonds gebe ich Dir Recht. Verstehe ich auch nicht, was man sich dabei Gedacht hat.
Persönlich wären Dachfonds aber nichts für mich, da die Gebühren bei Dachfonds nicht unerheblich und die Streuung der Aktien auch sehr groß sind (Vielleicht wollte man ja gerade dieses fördern? - also das Leute ihr Geld in viele unterschiedliche Aktien investieren). Wenn die Anteile verkauft werden, fallen aber auch hier Steuern an.
Da würde ich lieber Steuern "direkt" zahlen, als das Geld den Banken in den Rachen zu werfen. Aber wenn den Leuten die Gier in die Augen steigt...
Bei den Verlustvorträgen bin ich anderer Meinung.
Wenn ich mit Aktien spekuliere und Gewinne erziele muss ich Steuern zahlen. Völlig klar. Dann finde ich es aber normal, dass ich Verluste "gegenrechnen" kann.
Und ich kann die Verluste nur geltend machen, wenn ich auch irgendwo Gewinne erziele.
Übrigens bin ich der Meinung, dass der Aktienmarkt eine gute Sache ist.
Mal abgesehen davon: Wie kann es sein, dass ein Arbeitnehmer mit 30.000 EUR Bruttogehalt prozentual mehr Abgaben zahlen muss als jemand, der jedes Jahr Millionen an Kapitaleinkünften bezieht?
Er zahlt knapp über 20% Abgaben.
Ist das so?
Könntest Du das belegen?
Ich denke der Steuersatz bei einem Jahresbruttogehalt von 30000 liegt bei etwa 15% (steuerklasse 1)? Trotzdem muss jemand der Millionen an Kapitaleinkünften hat hier noch mehr Steuern zahlen(prozentual). Ich meine Dein Beispiel stimmt nicht. Vielleicht irre ich mich ja, darum würde ich mich interessieren, wie Du an die Zahlen kommst.
Was aber meiner Meinung nach stimmt ist, das ab einem Jahreseinkommen von etwa 110000 Euro etwa 50 Prozent an Sozialkassen und Staat abgeführt werden müssen. Das ist dann vom Nievau vergleichbar mit einem Brutogehalt von ca 35000 Euro. Das liegt meines Wissens daran, dass Sozialabgaben auf Einkommen über den Beitragsbemessungsgrenzen wegfallen.
Da müsste man vielleicht auch mal näher hinschauen.
Selbst mit einen Einkommen von 2500 EUR im Monat zahlt man schon mehr als der Millionär, der von seinen Kapitaleinkünften lebt.
Warum?
Das rechne mir bitte mal bei einer Million vor?
Im letzten Jahr wurden Kapitaleinkünfte zu dem zuversteuernden Einkommen gerechnet. Und dieses Jahr eben das Abgeltungssteuergesetz. Deine Stellungnahme kann ich nicht nachvollziehen.
In der deutschen Staatskasse ist ja auch wesentlich weniger Geld als notwendig, eben weil die Vermögenden nicht zur Kasse gebeten werden.
Zitat aus einer
OECD-Studie:
Die Einnahmen aus Substanzsteuern (Grund-, Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer) liegen in Deutschland stabil bei 0,9 Prozent des BIP und damit bei weniger als der Hälfte des OECD-Schnitts von 1,9 Prozent. Nur Mexiko, Tschechien und die Slowakei, also Staaten mit einem deutlich geringen Vermögensbestand als Deutschland, sowie Österreich erzielen weniger Einnahmen aus dieser Steuerart.
Schön die Anhebung auf das OECD-Mittel würde rund rund 70 Milliarden Euro pro Jahr für den Staatshaushalt bringen, bei der Anhebung auf das dänische Niveau wäre es sogar ein dreistelliger Milliardenbetrag (Quelle kann ich bei Bedarf raussuchen, die war IIRC kürzlich im Spiegel, Focus oder der Wirtschaftswoche zu lesen).
Aus der gleichen Quelle:
"Deutschland verbuchte wie die meisten OECD-Staaten im Jahr 2005 vor allem dank
gestiegener Unternehmensgewinne steigende Einnahmen aus Einkommens- und
Unternehmenssteuern."
Auch Unternehmen zahlen steuern, was manchmal gerne vergessen wird.
"Gleichzeitig sind in Deutschland die Sätze für die Besteuerung von Unternehmensgewinnen
und Arbeitseinkommen vergleichsweise hoch und das trotz der Steuersenkungen in der
Vergangenheit."
Auch das wird gerne vergessen.
Und wenn man sich die Gesamtbelastung anschaut, und die ist es ja, die den Geldbeutel der Bürger belastet, dann liegen wir von 30 EU Staaten an dritter Stelle.
„Die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland ist nach Angaben der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) leicht gesunken. Unter den 30 OECD-Ländern hat Deutschland aber die dritthöchste Belastung.“
Man muss das gesamte Bild betrachten und nicht einzelne Posten herausziehen.
Richtig ist, dass „Beschäftigte in Deutschland mit durchschnittlichem Gehalt zahlen höhere Steuern und Abgaben als Arbeitnehmer in den meisten anderen Industriestaaten. Zudem belastet das hiesige Steuersystem berufstätige Paare. Das ist das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).“
Berliner Morgenpost 13.Mai 2009
Es hat sich entwickelt.
Aber man sollte genau hingucken was die OECD so veröffentlicht. Aber wo sollte man das nicht.