Piraten find ich gut?

Ich finde die Piraten gut

  • Ja

    Stimmen: 55 82,1%
  • Nein

    Stimmen: 12 17,9%

  • Umfrageteilnehmer
    67
@Kamikaze
Noch gebe ich nicht auf. Wenn sich eine gute Gelegenheit bei meinen Kumpels ergibt, werde ich es nochmal versuchen, sie für das Thema zu sensibilisieren.

@soul_rebel:
Danke für Deine Links.
Werde gleich mal in den Schatten flüchten mit meinem Laptop und mir die Links mal angucken.
 
Vorwort:

Ich bin der glücklichen Lage, als Softwareentwickler mit fast 10 Jahren Berufserfahrung einen unbefristeten, sehr gut bezahlten und (soweit man das sagen kann) sicheren Job zu haben.

Wenn ich mich aber im meinem Freundeskreis umschaue (hier in einer Metropolregion in Westdeutschland mit entsprechenden Lebenshaltungskosten) und teilweise Leute sehe, die mit Abitur, guter Ausbildung in "Fachkräftemangel"-Branchen, Engagement und Berufserfahrung zu Stundenlöhnen von weniger als 7 EUR pro Stunde brutto arbeiten oder auf Hartz IV zurückfallen müssen, dann kommt man schon ins Grübeln.

Vom Nachbarn beim Stadtfest habe ich kürzlich eines Abends in bieriger Laune erfahren, dass er als Privatier (auf meine Nachfrage nach seiner beruflichen Tätigkeit) von den Zinsen seines Vermögens recht fürstlich lebt und (ohne fragwürdige steuerliche Tricks) von seinem Einkommen weniger Abgaben zahlen muss als mein 7-EUR-pro-Stunde-Freund.
In solchen Situationen steigt auch als geduldiger Softwareentwickler der Blutdruck.

Mir scheint es, als sei Ihnen allen das Thema "Internetpolitik und Datenschutz" völlig egal.

In der Hierarchie der Probleme, mit der sich Otto Normalverbraucher herumschlägt, steht das Thema leider sehr weit hinten an. Was nach Vollzeitjob nebst anderen Verpflichtungen, Familie und Freunden noch an Zeit, Interesse und Energie übrig bleibt, ist nicht viel - wir sind schließlich alle nur Menschen.

Was soll man da sagen?
Ich habe Ihnen aus meiner Sicht ein paar gute Links zu den Themen geschickt.
Aber ob sie sich wirklich Zeit dafür nehmen...?

Zeit nehmen sie sich dafür bestimmt nicht - ich würde auch nicht darauf rumreiten, dass ist nur kontraproduktiv. Solange das Thema "Internetpolitik und Datenschutz" sich nicht unmittelbar auf die Menschen auswirkt, wird sich daran auch nichts ändern.

Ich würde das Thema bei Gesprächen bei passender Gelegenheit einfach ganz sachlich, nüchtern und emotionslos einfließen lassen. Gelegentlich aufkommende Themen wie unter anderem die Telekom (Stichwort Mitarbeiterüberwachung) bieten dafür immer eine willkommende Gelegenheit. Schön macht sich auch in der Wirtschaftskrise das Thema Jobsicherheit (wie lange dauert es, bis die Arbeitgeber "rein zufällig" Zugriff auf die Überwachungsdaten bekommen, sowie die GEZ und Werbeversender schon jetzt "rein zufällig" die Daten der Meldeämter bekommen).

Damit kann man mehr erreichen als mit Moralpredigten.

Mir hat das gezeigt, dass sich viele Leute einfach zu wenig informieren bzw für Politik interessieren.

In einer immer komplexer werdenden Gesellschaft mit immer weiter steigenden Anforderungen kapitulieren viele vor der Problematik - symptomatisch zu sehen am Rückzug ins Private.

Und wenn ich die Umfrage hier betrachte, dann stellt sich mir die Frage, warum jemand die Linke wählt?

Ketzerisch gefragt: Welche Alternativen bleiben denn?
  • SPD und Grüne haben von 1998-2005 die Wähler nach Strich und Faden verarscht
    • Agenda 2010
    • Hartz IV
    • Senkung der Steuern für Vermögende bei gleichzeitig steigender Belastung der Arbeitnehmer
  • CDU/CSU und SPD haben seit 2005 dort fröhlich weitergemacht
    • weitere Deregulierung der Finanzmärkte (welche uns die Wirtschaftskrise erst gebracht hat
    • Absenkung der gesetzlichen Rente
    • Abschlagsteuer
    • Studiengebühren
  • Die FDP plädiert für:
    • Abschaffung des Solidaritätsprinzips (euphemistisch "Eigenverantwortung" genannt)
    • Verramschen der mit Steuergeldern aufgebauten Infrastruktur ("Privatisierung")
    • Senkung der ohnehin im europäischen Vergleich niedrigen Steuern für Vermögende und Belastung der Arbeitnehmer und Arbeitslosen durch Mehrwertsteuererhöhung
Damit bleibt nur eine wählbare (im Sinne von "schafft die 5%-Hürde") Partei übrig.

Was verspricht sich ein Wähler der Linken von "seiner" Partei?
Eigentlich nur zwei Dinge:
  1. Vertretung ihrer Programmpunkte:
    • Mindestlohn
    • mehr soziale Gerechtigkeit
    • Schutz der Bürgerrechte
  2. Es kann nicht schlimmer werden als mit den anderen 4 großen Parteien

Wie kompetent schätzt er die Politiker der Linken ein und was ist ihm wichtig bei einer Partei?

Die beiden Zugpferde - Lafontaine und Gysi - der Linken sind genauso ambivalente Machtmenschen und Schwätzer wie alle anderen Spitzenpolitiker auch. Auch die beiden haben ihre Schäfchen schon ins Trockene gebracht und sowohl der eine als auch der andere haben ihre Schattenseiten.

Was für Oskar Lafontaine spricht (vor allem die Vertretung linker Positionen, obwohl er selber vermögend ist) hat der Kabarettist Hagen Rether in 5 Minuten besser zusammengefasst, als ich es jemals könnte.
Gregor Gysi hat u.a. in der DDR als Rechtsanwalt Systemkritiker verteidigt.

Bei der Linken folgen die Verteilung der Politiker wie bei jeder Partei der gaußschen Verteilungskurve:
  • Ein paar gute Leute
  • Viel Mittelmaß
  • Ein paar Spinner

Bei der Linken treten die Spinner in Form von DDR-Verklärern ("in der DDR war alles besser") auf, anstatt wie bei anderen Parteien in Form von Altnazis ("Beim Adolf hätte es das nicht gegeben"), Sozialdarwinisten ("wenn sie kein Geld haben, sollen sie halt verrecken") oder Öko-Träumern ("Strom kommt aus der Steckdose").

Über die ganzen 08/15-Politiker der Linken gibt es genauso viel und wenig zu berichten wie über alle 08/15-Politiker der anderen Parteien auch.

Schon erstaunlich wie viele unterschiedliche Meinungen es bei Menschen gibt, die in recht ähnlichen Verhältnissen leben.

Womit du vollkommen Recht hast, das ist immer wieder erstaunlich - weswegen ich auch meinen Senf dazugegeben und das Vorwort nachträglich geschrieben habe. Ich denke, hier im Forum gibt es bestimmt einige Zeitgenossen, die einen ähnlichen Hintergrund haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorwort:
Wenn ich mich aber im meinem Freundeskreis umschaue (hier in einer Metropolregion in Westdeutschland mit entsprechenden Lebenshaltungskosten) und teilweise Leute sehe, die mit Abitur, guter Ausbildung in "Fachkräftemangel"-Branchen, Engagement und Berufserfahrung zu Stundenlöhnen von weniger als 7 EUR pro Stunde brutto arbeiten oder auf Hartz IV zurückfallen müssen, dann kommt man schon ins Grübeln.
Da gebe ich Dir völlig Recht. Das bringt mich auch zum Grübeln.
Den wir sind nicht die Verlierer der Finanzkrise. Dies sind in meinen Augen vor allem die jenigen mit keiner oder einer geringen Berufserfahrung.

Nur bringen Mindestlöhne etwas auf Dauer?
Können sie im globalen Markt bestehen?
Da habe ich sehr sehr große Zweifel.

Vom Nachbarn beim Stadtfest habe ich kürzlich eines Abends in bieriger Laune erfahren, dass er als Privatier (auf meine Nachfrage nach seiner beruflichen Tätigkeit) von den Zinsen seines Vermögens recht fürstlich lebt und (ohne fragwürdige steuerliche Tricks) von seinem Einkommen weniger Abgaben zahlen muss als mein 7-EUR-pro-Stunde-Freund.
In solchen Situationen steigt auch als geduldiger Softwareentwickler der Blutdruck.
Das sehe ich ein wenig anders.
Ich bin in der gleichen glücklichen Lage wie Du. Ich habe einen unkündbaren Job und verdiene "gut". Früher in der freien Wirtschaft habe ich jedoch mehr verdient.
In dieser Zeit konnte ich mir einige Rücklagen bilden. Quasi so wie Dein Nachbar. Bei der Anlage war ich nicht gierig, so dass ich unter dem Strich kein Geld verspekuliert habe, im Gegenteil.
Und dieses kapital habe ich doch schon versteuert. Damals mit einem Spitzensteuersatz von über 50 %.
Wieso soll ich jetzt nochmal Steuern bezahlen?
Das ich die Kapitalerträge versteuer ist natürlich selbstverständlich. Aber wieso soll ich Vermögenssteuer zahlen.
Ich verstehe Deine Aussage so, dass sie in diese Richtung zielt.
Denn Zinseinkünfte werden ja versteuert.
Seit diesem Jahr beträt der neue Abgeltungssteuersatz 25 Prozent (plus Solidarzuschlag und Kirchensteuer) und dieser wird von der Bank direkt einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Ein Abzug von Werbungskosten ist ebenfalls entfallen.
Und soweit wie ich informiert bin, zahlt ein Mensch der bedauerlicherweise nur 7 Euro pro Stunde erhält keine 25% Steuern plus Soli und Kirchensteuer.

Und das ist mir sehr wichtig:
Ich bin auch für soziale Gerechtigkeit. Und ich weiß, dass ich im Elfenbeinturm sitze.
Was mich am meisten auf die Palme bringt und mein Blutdruck in die Höhe schießen läßt ist, was wir für Bildung und Integration ausgeben. Aus meiner Sicht werden dort die Weichen für unsere Zukunft gestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur bringen Mindestlöhne etwas auf Dauer?
Können sie im globalen Markt bestehen?
Da habe ich sehr sehr große Zweifel.
Was soll man mit Jobs die niemanden ernähren können? Die sind nicht besser als kein Job, im Gegenteil die kosten dann die anderen Arbeitnehmer Geld. Tun sie auch wenn sie arbeitslos sind, aber dann schiebt man das Geld zumindest nicht irgendwelchen Firmen zu, die davon profitieren, dass Andere ihre Lohnkosten zahlen.
 
Nur bringen Mindestlöhne etwas auf Dauer?
Können sie im globalen Markt bestehen?
Da habe ich sehr sehr große Zweifel.

Nachdem der Großteil der europäischen Staaten durch die Einführung von Mindestlöhnen haben und damit positive Erfahrungen gemacht haben, entstehen anscheinend mehr Jobs durch das gestiegene Lohnniveau am unteren Ende (weil Geringverdiener jeden Euro ausgeben) als verloren gehen.

Außerdem alimentieren wir mit unseren Steuergeldern durch Lohnaufstockung private Profite von Firmen, die ihren Arbeitnehmern nicht mal genug zum Leben zahlen.

Zitat von Franklin D. Roosevelt aus der Zeit der großen Depression (1938):
Unternehmen, deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum - ich meine Löhne, die ein anständiges Leben ermöglichen.

Und dieses kapital habe ich doch schon versteuert. Damals mit einem Spitzensteuersatz von über 50 %.
Wieso soll ich jetzt nochmal Steuern bezahlen?
Das ich die Kapitalerträge versteuer ist natürlich selbstverständlich. Aber wieso soll ich Vermögenssteuer zahlen.
Vermögensverteilung in Deutschland 2007 (laut DIW):
  • die reichsten 10% haben 60% des gesamten Vermögens
  • die reichsten 5% haben 46% des gesamten Vermögens
  • die reichsten 1% haben 23% des gesamten Vermögens
Durch eine - auch nur geringe - Vermögenssteuer (selbst bei enormen Freibeträgen im 6-stelligen Bereich) würde soviel Geld in die öffentlichen Kassen kommen, dass man die produktiv Tätigen in Deutschland (Unternehmer, Arbeitnehmer, Selbständige, etc.) erheblich mehr "netto vom brutto" in der Tasche hätten.

Positive Effekte:
  • weniger Exodus von Wissenschaftlern und Fachkräften
  • mehr Geld in der Realwirtschaft
  • mehr Geld für Bildung und Infrastruktur
  • mehr Geld für die, die es wirklich brauchen
Diejenigen, die gar nicht wissen wohin mit ihrem Geld, würde es nicht einmal wehtun.

Ich verstehe Deine Aussage so, dass sie in diese Richtung zielt.
Denn Zinseinkünfte werden ja versteuert.
Seit diesem Jahr beträt der neue Abgeltungssteuersatz 25 Prozent (plus Solidarzuschlag und Kirchensteuer) und dieser wird von der Bank direkt einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Ein Abzug von Werbungskosten ist ebenfalls entfallen.

Der Abgeltungssteuersatz von 25% zahlt aber nur der Kleinsparer und Vermögende ohne guten Steuerberater (Stichwort Dachfonds und Verlustvortrag bis einschließlich 2013 - beides völlig legal).

Mal abgesehen davon: Wie kann es sein, dass ein Arbeitnehmer mit 30.000 EUR Bruttogehalt prozentual mehr Abgaben zahlen muss als jemand, der jedes Jahr Millionen an Kapitaleinkünften bezieht?

Und soweit wie ich informiert bin, zahlt ein Mensch der bedauerlicherweise nur 7 Euro pro Stunde erhält keine 25% Steuern plus Soli und Kirchensteuer.

Er zahlt knapp über 20% Abgaben.
Selbst mit einen Einkommen von 2500 EUR im Monat zahlt man schon mehr als der Millionär, der von seinen Kapitaleinkünften lebt.

Ich bin auch für soziale Gerechtigkeit. Und ich weiß, dass ich im Elfenbeinturm sitze.
Was mich am meisten auf die Palme bringt und mein Blutdruck in die Höhe schießen läßt ist, was wir für Bildung und Integration ausgeben. Aus meiner Sicht werden dort die Weichen für unsere Zukunft gestellt.

Stimmt, vor allem im Bereich Bildung wird sich der Sparwahn in Zukunft bitter rächen. In der deutschen Staatskasse ist ja auch wesentlich weniger Geld als notwendig, eben weil die Vermögenden nicht zur Kasse gebeten werden.
Zitat aus einer OECD-Studie:
Die Einnahmen aus Substanzsteuern (Grund-, Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer) liegen in Deutschland stabil bei 0,9 Prozent des BIP und damit bei weniger als der Hälfte des OECD-Schnitts von 1,9 Prozent. Nur Mexiko, Tschechien und die Slowakei, also Staaten mit einem deutlich geringen Vermögensbestand als Deutschland, sowie Österreich erzielen weniger Einnahmen aus dieser Steuerart.

Schön die Anhebung auf das OECD-Mittel würde rund rund 70 Milliarden Euro pro Jahr für den Staatshaushalt bringen, bei der Anhebung auf das dänische Niveau wäre es sogar ein dreistelliger Milliardenbetrag (Quelle kann ich bei Bedarf raussuchen, das war IIRC kürzlich im Spiegel oder der Wirtschaftswoche zu lesen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schöner Beitrag, der zu 100% zutrifft!

Aber da es sich abzeichnet, dass wohl CDU/FDP an die Macht kommen werden, wird nichts davon umgesetzt, der Herr von zu Guttenberg ist eine absolute Wirtschafts- und Reichenhure!

Übrigens falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, seine Pläne sind ein wenig geleakt und wurden bereits veröffentlicht, auch wenn sie dementiert wurden, aber datiert ist das Ganze auf den 03.07.09, also wenn das nicht bereits für die Zeit nach den Wahlen vorbereitet wurde, dann fresse ich einen Besen. Hier ist der Link dazu http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/745228/Guttenbergs-Geheimplan.html

PS: diesen Kerl halte ich für den größten Schleimer der Welt, er ist einfach nur ekelhaft, wenn ich den schon im Fernseher sehe, dann kommt mir jedes Mal mein Essen wieder hoch.

PPS: die Plakate der CDU finde ich besonders ironisch, sie hängen schon bei uns so ziemlich überall rum. Da stehen so tolle Sprüche drauf wie:

"Wir haben die Kraft für Wirtschaft mit Vernunft", wie vernünftig der Wirtschaftskrise begegnet wurde, haben wir ja gesehen bzw. sehen immer noch und unsere Nachkommen in den nächsten 3 Generationen mit Sicherheit auch.

oder

"Wir haben die Kraft für gute Bildung" gerade dieses bringt mich bei uns in Hessen so ziemlich auf die Palme, wo die CDU seit Jahrzehnten die Bildung kaputt gespart hat. Wenn ich mit einem Abi nach Bayern oder Baden-Württemberg gehen würde, dann wird der NC erstmal runter gezogen, weil ich aus Hessen bin, das ist doch echt bekloppt, gerade in so einem "Miniland" wie Deutschland.

Frau von der Leyen wirbt irgendwas für die Familie, auch absolut ironisch und unglaubwürdig in dieser kinderfeinden Gesellschaft.

Die CDU bringt mich mit ihren tollen Plakaten echt auf die Palme, da finde ich den Remix viel passender.
 
Nachdem der Großteil der europäischen Staaten durch die Einführung von Mindestlöhnen haben und damit positive Erfahrungen gemacht haben, entstehen anscheinend mehr Jobs durch das gestiegene Lohnniveau am unteren Ende (weil Geringverdiener jeden Euro ausgeben) als verloren gehen.

Ich glaube das kann man LEIDER so nicht sagen. Es stimmt LEIDER einfach nicht.

"Nach Angaben der ILO führen gravierende Erhöhungen von Mindestlöhnen empirisch belegbar zu Beschäftigungseinbußen für diejenigen Beschäftigten, welche zum Mindestlohn arbeiten. Hingegen kommt es im Fall moderater Erhöhungen zu keinen signifikanten Beschäftigungseffekten."

Ich habe früher im Baugewerbe gearbeitet. Da hat der Mindestlohn genau die hier beschriebenen Dinge zu tage gebracht.
Uns hat der Mindestlohn schwer zu schaffen gemacht, da ausländische Firmen ohne oder einen geringeren Mindestlohn auszahlten.
Eine 2007 veröffentlichte DFG-Studie speziell zum Baugewerbe, belegt diese Erfahrungen.

Außerdem alimentieren wir mit unseren Steuergeldern durch Lohnaufstockung private Profite von Firmen, die ihren Arbeitnehmern nicht mal genug zum Leben zahlen.
Das kann ich zum Teil nachvollziehen, da diese Gefahren sicher vorhanden sind, dass unangemessene Profite erzielt werden, die nicht weiter „gereicht“ werden.
Aber Firmen müssen Profite erzielen; wobei Profite grundsätzlich ja auch nichts Schlechtes darstellen, wenn sie angemessen sind. Diese Angemessenheit reguliert in meinen Augen am besten der Markt. Hier möchte ich anmerken das sicher nicht nur Genringverdiener konsumieren. (siehe oben Deine Aussage: weil Geringverdiener jeden Euro ausgegeben).
Vielmehr beunruhigt mich die Frage, ob wir unseren Wohlstand annähernd halten können?
In welchen Verhältnissen werden unsere Kinder und Enkelkinder aufwachsen können.
Verschließen wir nicht die Augen vor der Globalisierung, die uns bisher erfolgreich in die Karten gespielt hat. Wird das Blatt sich nicht wenden zugunsten der Menschen in anderen Teilen der Welt wie Indien und China. Es wäre ja nur gerecht, dennoch finde ich es erstrebenswert, dass sich unsere Nachkommen auch ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen können.
Und dafür dürfen wir nicht verblöden, verfetten und verrohen.
Früher gab es genügend Berufe in denen gering qualifizierte Menschen gut bezahlte Arbeit fanden. Diese Berufe sind nahezu ausgestorben und Relikte der Wirtschaftswunderzeit. Wenn ich in unsere Schulen schaue, allen voran den Berufsschulen, dann weiss ich nicht, wo auf Dauer viele Jungendliche eine Arbeit finden sollen. Und das stimmt mich schon sehr traurig.

Nun aber wieder zurück zu Deinem Post, der mir hilft neue Sichtweisen einzunehmen.
Das gilt für eine Menge der hier geschriebenen Dingen.

Zitat von Franklin D. Roosevelt aus der Zeit der großen Depression (1938):
Unternehmen, deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum - ich meine Löhne, die ein anständiges Leben ermöglichen.
Schönes Zitat. Es gefällt mir, aber was sagt die Globalisierung dazu. Die gab es 1938 noch nicht.

Vermögensverteilung in Deutschland 2007 (laut DIW):
  • die reichsten 10% haben 60% des gesamten Vermögens
  • die reichsten 5% haben 46% des gesamten Vermögens
  • die reichsten 1% haben 23% des gesamten Vermögens
Durch eine - auch nur geringe - Vermögenssteuer (selbst bei enormen Freibeträgen im 6-stelligen Bereich) würde soviel Geld in die öffentlichen Kassen kommen, dass man die produktiv Tätigen in Deutschland (Unternehmer, Arbeitnehmer, Selbständige, etc.) erheblich mehr "netto vom brutto" in der Tasche hätten.

Positive Effekte:
  • weniger Exodus von Wissenschaftlern und Fachkräften
  • mehr Geld in der Realwirtschaft
  • mehr Geld für Bildung und Infrastruktur
  • mehr Geld für die, die es wirklich brauchen
Diejenigen, die gar nicht wissen wohin mit ihrem Geld, würde es nicht einmal wehtun.
Da stimme ich zu 100 % zu, wenn die Freibeträge wirklich im 6 stelligen Bereich liegen.


Der Abgeltungssteuersatz von 25% zahlt aber nur der Kleinsparer und Vermögende ohne guten Steuerberater (Stichwort Dachfonds und Verlustvortrag bis einschließlich 2013 - beides völlig legal).
Bei den Dachfonds gebe ich Dir Recht. Verstehe ich auch nicht, was man sich dabei Gedacht hat.
Persönlich wären Dachfonds aber nichts für mich, da die Gebühren bei Dachfonds nicht unerheblich und die Streuung der Aktien auch sehr groß sind (Vielleicht wollte man ja gerade dieses fördern? - also das Leute ihr Geld in viele unterschiedliche Aktien investieren). Wenn die Anteile verkauft werden, fallen aber auch hier Steuern an.
Da würde ich lieber Steuern "direkt" zahlen, als das Geld den Banken in den Rachen zu werfen. Aber wenn den Leuten die Gier in die Augen steigt...
Bei den Verlustvorträgen bin ich anderer Meinung.
Wenn ich mit Aktien spekuliere und Gewinne erziele muss ich Steuern zahlen. Völlig klar. Dann finde ich es aber normal, dass ich Verluste "gegenrechnen" kann.
Und ich kann die Verluste nur geltend machen, wenn ich auch irgendwo Gewinne erziele.
Übrigens bin ich der Meinung, dass der Aktienmarkt eine gute Sache ist.

Mal abgesehen davon: Wie kann es sein, dass ein Arbeitnehmer mit 30.000 EUR Bruttogehalt prozentual mehr Abgaben zahlen muss als jemand, der jedes Jahr Millionen an Kapitaleinkünften bezieht?
Er zahlt knapp über 20% Abgaben.
Ist das so?
Könntest Du das belegen?
Ich denke der Steuersatz bei einem Jahresbruttogehalt von 30000 liegt bei etwa 15% (steuerklasse 1)? Trotzdem muss jemand der Millionen an Kapitaleinkünften hat hier noch mehr Steuern zahlen(prozentual). Ich meine Dein Beispiel stimmt nicht. Vielleicht irre ich mich ja, darum würde ich mich interessieren, wie Du an die Zahlen kommst.
Was aber meiner Meinung nach stimmt ist, das ab einem Jahreseinkommen von etwa 110000 Euro etwa 50 Prozent an Sozialkassen und Staat abgeführt werden müssen. Das ist dann vom Nievau vergleichbar mit einem Brutogehalt von ca 35000 Euro. Das liegt meines Wissens daran, dass Sozialabgaben auf Einkommen über den Beitragsbemessungsgrenzen wegfallen.
Da müsste man vielleicht auch mal näher hinschauen.

Selbst mit einen Einkommen von 2500 EUR im Monat zahlt man schon mehr als der Millionär, der von seinen Kapitaleinkünften lebt.
Warum?
Das rechne mir bitte mal bei einer Million vor?
Im letzten Jahr wurden Kapitaleinkünfte zu dem zuversteuernden Einkommen gerechnet. Und dieses Jahr eben das Abgeltungssteuergesetz. Deine Stellungnahme kann ich nicht nachvollziehen.


In der deutschen Staatskasse ist ja auch wesentlich weniger Geld als notwendig, eben weil die Vermögenden nicht zur Kasse gebeten werden.
Zitat aus einer OECD-Studie:
Die Einnahmen aus Substanzsteuern (Grund-, Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer) liegen in Deutschland stabil bei 0,9 Prozent des BIP und damit bei weniger als der Hälfte des OECD-Schnitts von 1,9 Prozent. Nur Mexiko, Tschechien und die Slowakei, also Staaten mit einem deutlich geringen Vermögensbestand als Deutschland, sowie Österreich erzielen weniger Einnahmen aus dieser Steuerart.

Schön die Anhebung auf das OECD-Mittel würde rund rund 70 Milliarden Euro pro Jahr für den Staatshaushalt bringen, bei der Anhebung auf das dänische Niveau wäre es sogar ein dreistelliger Milliardenbetrag (Quelle kann ich bei Bedarf raussuchen, die war IIRC kürzlich im Spiegel, Focus oder der Wirtschaftswoche zu lesen).

Aus der gleichen Quelle:
"Deutschland verbuchte wie die meisten OECD-Staaten im Jahr 2005 vor allem dank
gestiegener Unternehmensgewinne steigende Einnahmen aus Einkommens- und
Unternehmenssteuern."

Auch Unternehmen zahlen steuern, was manchmal gerne vergessen wird.

"Gleichzeitig sind in Deutschland die Sätze für die Besteuerung von Unternehmensgewinnen
und Arbeitseinkommen vergleichsweise hoch und das trotz der Steuersenkungen in der
Vergangenheit."

Auch das wird gerne vergessen.
Und wenn man sich die Gesamtbelastung anschaut, und die ist es ja, die den Geldbeutel der Bürger belastet, dann liegen wir von 30 EU Staaten an dritter Stelle.

„Die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland ist nach Angaben der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) leicht gesunken. Unter den 30 OECD-Ländern hat Deutschland aber die dritthöchste Belastung.“


Man muss das gesamte Bild betrachten und nicht einzelne Posten herausziehen.
Richtig ist, dass „Beschäftigte in Deutschland mit durchschnittlichem Gehalt zahlen höhere Steuern und Abgaben als Arbeitnehmer in den meisten anderen Industriestaaten. Zudem belastet das hiesige Steuersystem berufstätige Paare. Das ist das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).“
Berliner Morgenpost 13.Mai 2009
Es hat sich entwickelt.
Aber man sollte genau hingucken was die OECD so veröffentlicht. Aber wo sollte man das nicht.
 
Noch eine Idee: Gleiches Gehalt für alle und wenn der Manager nicht managen will kann er ja Kloputzer werden :)

Also, ich denke ein Staat sollte es sich leisten können gegen den Willen von Ultrareichen vorzugehen. Sonst könnte man ja gleich den Staat abschaffen und die Konzerne an der vollkommenen Liberalisierung arbeiten lassen. Am Besten eine macht man eine Deutschland AG, eine Österreich AG, eine Schweiz AG, ... und jeder Bürger bekommt eine Aktie.
Dann kaufen irgendwann Staaten Staaten (Island) auf, der Markt reguliert sich selbst, etc. Weg vom Nationalismus, hin zu liberalisierten Märkten!

Gehandelt wird auf einer Weltbörse und mit 50% der Aktien ist man Weltherrscher :D

Marktforschung wäre auch cool. Man geht nicht mehr wählen, denn im Rahmen einer Kunden(Bürger)Befragung wird der Markt erforscht und endlich einmal auf die Bürger gehört.

Athaba
 
Ich glaube das kann man LEIDER so nicht sagen. Es stimmt LEIDER einfach nicht.

"Nach Angaben der ILO führen gravierende Erhöhungen von Mindestlöhnen empirisch belegbar zu Beschäftigungseinbußen für diejenigen Beschäftigten, welche zum Mindestlohn arbeiten. Hingegen kommt es im Fall moderater Erhöhungen zu keinen signifikanten Beschäftigungseffekten."

Du hast wohl Recht, in diesem Fall habe ich die Aussage im Eifer des Gefechts zu absolut formuliert - wie dein Beispiel der Baubranche zeigt, gibt es mit Sicherheit auch Branchen, in denen der Mindestlohn "unterwandert" wird.

Wenn ich mir die Wahlprognosen so anschaue, werden wir zumindest in der nächsten Legislaturperiode nicht herausfinden können, wie es sich denn in der Praxis mit dem Mindestlohn in Deutschland verhalten würde. :grumble:

Aber Firmen müssen Profite erzielen; wobei Profite grundsätzlich ja auch nichts Schlechtes darstellen, wenn sie angemessen sind.

Völlig richtig! Ich gönne jedem Unternehmer, der mit guten Produkten/Dienstleistungen sein Geld verdient, seinen Erfolg.

Diese Angemessenheit reguliert in meinen Augen am besten der Markt. Hier möchte ich anmerken das sicher nicht nur Genringverdiener konsumieren. (siehe oben Deine Aussage: weil Geringverdiener jeden Euro ausgegeben).

Das ist richtig, allerdings nimmt mit zunehmenden Einkommen auch die Sparquote zu.
Ab einem gewissen monatlichen Einkommen hat man im Normalfall mehr Geld als Zeit, es auszugeben.
Was macht man, wenn man - wie die Gebrüder Albrecht - Milliarden im Jahr verdient? Soviele Yachten, Villen und Autos kann man sich doch gar nicht kaufen?

Früher gab es genügend Berufe in denen gering qualifizierte Menschen gut bezahlte Arbeit fanden. Diese Berufe sind nahezu ausgestorben und Relikte der Wirtschaftswunderzeit. Wenn ich in unsere Schulen schaue, allen voran den Berufsschulen, dann weiss ich nicht, wo auf Dauer viele Jungendliche eine Arbeit finden sollen. Und das stimmt mich schon sehr traurig.

Das unterschreibe ich sofort - wenn ich sehe, wie die Generation vor uns selbst mit mittelmäßigem Volksschulabschluss problemlos Jobs bekommen hat, mit denen ein Alleinverdiener eine Frau und zwei Kinder unterhalten konnte und es trotzdem noch gereicht hat, das Häuschen im Grünen abzubezahlen...

Nun aber wieder zurück zu Deinem Post, der mir hilft neue Sichtweisen einzunehmen.
Das gilt für eine Menge der hier geschriebenen Dingen.

Dito.

Schönes Zitat. Es gefällt mir, aber was sagt die Globalisierung dazu. Die gab es 1938 noch nicht.

Die gab es noch nicht in diesem Maße, aber gewisse Argumente sind einfach Evergreens, wie Kurt Tucholsky schon 1931 festgestellt hat:

Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.

Für diese Sorte sind Arbeiter und Angestellte, die sie heute mit einem euphemistischen und kostenlosen Schmeichelwort gern ›Mitarbeiter‹ zu titulieren pflegen, die natürlichen Feinde. Auf sie mit Gebrüll! Drücken, drücken: die Löhne, die Sozialversicherung, das Selbstbewußtsein – drücken, drücken! Und dabei merken diese Dummköpfe nicht, was sie da zerstören. Sie zerstören sich den gesamten innern Absatzmarkt.

Sie scheinen ihn nicht zu wollen – dafür haben sie dann den Export. Was dieses Wort in den Köpfen der Kaufleute angerichtet hat, ist gar nicht zu sagen. Ihre fixe Idee hindert sie nicht, ihre Waren auch im Inland weiterhin anzupreisen; ihre Inserate wirken wie Hohn. Wer soll sich denn das noch kaufen, was sie da herstellen? Ihre Angestellten, denen sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel geben, wenn sie sie nicht überhaupt auf die Straße setzen? Die kommen als Abnehmer kaum noch in Frage. Aber jene protzen noch: dass sie deutsche Werke seien, und dass sie deutsche Kaufleute und deutsche Ingenieure beschäftigten – und wozu das? »Um den Weltmarkt zu erobern!«

Da stimme ich zu 100 % zu, wenn die Freibeträge wirklich im 6 stelligen Bereich liegen.

Für die Frage, wie hoch der Freibetrag dann tatsächlich sein sollte, könnten wir einen eigenen Thread aufmachen. ;)

Bei den Dachfonds gebe ich Dir Recht. Verstehe ich auch nicht, was man sich dabei Gedacht hat.

Leider hat man dieses Gefühl bei einer steigenden Anzahl von Gesetzen.

Persönlich wären Dachfonds aber nichts für mich, da die Gebühren bei Dachfonds nicht unerheblich und die Streuung der Aktien auch sehr groß sind (Vielleicht wollte man ja gerade dieses fördern? - also das Leute ihr Geld in viele unterschiedliche Aktien investieren). Wenn die Anteile verkauft werden, fallen aber auch hier Steuern an.
Da würde ich lieber Steuern "direkt" zahlen, als das Geld den Banken in den Rachen zu werfen. Aber wenn den Leuten die Gier in die Augen steigt...

Wie üblich ist der Kleinsparer der Dumme - Dachfonds lohnen sich erst bei entsprechenden Summen, bei denen die Verwaltungsgebühren dann nur noch Rauschen in der Statistik sind.

Der Trick bei der Sache ist - sofern ich das als Steuerlaie richtig verstanden habe - dass man vor dem 01.01.2009 in einen Dachfonds investiert hat, dort dann nach belieben Geld nachträglich auch in neue Fonds (unter dem Mantel des Dachfonds) stecken kann.

Weil das Ganze aber durch den Bestandsschutz - man hat "sein Geld" in den Dachfond ja schon vor dem Stichtag investiert - geschützt, sind sämtliche Auszahlungen aus dem Dachfond bis zum Tag des jüngsten Gerichts steuerfrei - selbst wenn man auch nach dem 01.01.2009 noch zusätzlich Geld in diesen Dachfond gesteckt hat!

Selbst wenn man stirbt und die Anteile an diesem Dachfond an seine Kinder vererbt, profitieren diese vom Bestandsschutz und müssen keine Abgeltungssteuer zahlen.

Bei den Verlustvorträgen bin ich anderer Meinung.

Wenn ich mit Aktien spekuliere und Gewinne erziele muss ich Steuern zahlen. Völlig klar. Dann finde ich es aber normal, dass ich Verluste "gegenrechnen" kann.
Und ich kann die Verluste nur geltend machen, wenn ich auch irgendwo Gewinne erziele.
Übrigens bin ich der Meinung, dass der Aktienmarkt eine gute Sache ist.

Prinzipiell stimme ich dir völlig zu - in der Praxis werden dann fiktive Verluste (z.B. bei Schiffsfonds) mit sehr realen Gewinnen verrechnet.

Eine gerechte Lösung für dieses Problem kann ich auf die Schnelle aber leider auch nicht anbieten.

Ist das so?
Könntest Du das belegen?
Ich denke der Steuersatz bei einem Jahresbruttogehalt von 30000 liegt bei etwa 15% (steuerklasse 1)? Trotzdem muss jemand der Millionen an Kapitaleinkünften hat hier noch mehr Steuern zahlen(prozentual). Ich meine Dein Beispiel stimmt nicht. Vielleicht irre ich mich ja, darum würde ich mich interessieren, wie Du an die Zahlen kommst.

Das ging ganz einfach: Der Brutto-Netto-Rechner von Spiegel Online spuckt bei 2500 EUR brutto monatlich, dem aktuell gültigen Freibetrag von 7834 EUR im Jahr und der Einstellung "keine Kinder" (den Rest kann man auf den Voreinstellungen lassen) 1.761,78 EUR netto aus.

Wenn mich meine Mathematik-Kenntnisse nicht im Stich lassen, entspricht das 29,5% Abzügen, womit wir über der Abschlagsteuer liegen. Selbst wenn ich noch Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer sowie "vergleichbare" private soziale Vorsorge (Alter, Krankheit, etc.) bei unserem beispielhaften Millionär mit einrechne, bleibe ich unter diesem Wert.

Was aber meiner Meinung nach stimmt ist, das ab einem Jahreseinkommen von etwa 110000 Euro etwa 50 Prozent an Sozialkassen und Staat abgeführt werden müssen. Das ist dann vom Nievau vergleichbar mit einem Brutogehalt von ca 35000 Euro. Das liegt meines Wissens daran, dass Sozialabgaben auf Einkommen über den Beitragsbemessungsgrenzen wegfallen.
Da müsste man vielleicht auch mal näher hinschauen.

Völlig richtig erkannt! Deutschland ist durch die Beitragsbemessungsgrenzen (aktuell monatlich brutto 3.675 EUR für die Krankenversicherung und 5.400 EUR für die Rentenversicherung) das einzige mir bekannte Land, in dem über einem bestimmten Einkommen (aktuell laut Wikipedia 64.800 EUR) die Abgabenlast sinkt.

Die Schweizer machen das z.B. eleganter - dort sind 10% Sozialabgaben auf sämtliche Arten von Einkommen fällig. Andere Länder finanzieren die Sozialausgaben komplett aus dem Steueraufkommen.

Das große Problem in Deutschland ist ja auch, dass immer weniger Arbeitnehmer die gesamten Soziallasten tragen müssen, während sich die Spitzenverdiener (durch die Beitragsbemessungsgrenze und private Krankenversicherung) und die Reichen (durch sozialabgabenfreie Kapitaleinkünfte) komplett aus dem Solidaritätssystem verabschieden.

Warum?
Das rechne mir bitte mal bei einer Million vor?
Im letzten Jahr wurden Kapitaleinkünfte zu dem zuversteuernden Einkommen gerechnet. Und dieses Jahr eben das Abgeltungssteuergesetz. Deine Stellungnahme kann ich nicht nachvollziehen.

Bei meiner Aussage fehlte das Wörtchen "prozentual" - dadurch war das von mir missverständlich formuliert. Durch die Abgeltungssteuer - die ja immer 25% beträgt und damit weit unter dem Spitzensteuersatz liegt - zahlt schon ein moderat verdienender Arbeitnehmer mehr Abgaben als unser Millionär.

Allerdings kann man auch - völlig legal - je nach Situation als mehrfacher Millionär praktisch steuerfrei leben.

Aus der gleichen Quelle:
"Deutschland verbuchte wie die meisten OECD-Staaten im Jahr 2005 vor allem dank
gestiegener Unternehmensgewinne steigende Einnahmen aus Einkommens- und
Unternehmenssteuern."

Auch Unternehmen zahlen steuern, was manchmal gerne vergessen wird.

Stimmt, vor allem die Gewerbesteuer macht für viele Gemeinden und Städte einen beträchtlichen Teil der Einnahmen aus.

"Gleichzeitig sind in Deutschland die Sätze für die Besteuerung von Unternehmensgewinnen und Arbeitseinkommen vergleichsweise hoch und das trotz der Steuersenkungen in der Vergangenheit."

Auch das wird gerne vergessen.

Wobei bei der Besteuerung der Unternehmensgewinne zu hinterfragen ist, ob die Studie damit die nominellen oder die tatsächlichen Sätze meint.

Man muss das gesamte Bild betrachten und nicht einzelne Posten herausziehen.
Richtig ist, dass „Beschäftigte in Deutschland mit durchschnittlichem Gehalt zahlen höhere Steuern und Abgaben als Arbeitnehmer in den meisten anderen Industriestaaten. Zudem belastet das hiesige Steuersystem berufstätige Paare. Das ist das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).“
Berliner Morgenpost 13.Mai 2009
Es hat sich entwickelt.
Aber man sollte genau hingucken was die OECD so veröffentlicht. Aber wo sollte man das nicht.

Bei wie so vielen Bereichen des Lebens haben wir inzwischen eine Komplexität erreicht, wo man alles und nichts aus den Zahlen lesen kann...
 
Das größte Problem an der kommenden Wahl ist, dass es einfach keine der größeren Parteien mit einem vernünftigen Wahlprogramm gibt. Klar werden viele Leute, vor allem aus dem IT-Bereich die Piraten wählen, machen wir uns aber doch mal keine illusionen - es wird kaum 1% für sie geben geschweige denn 5%!
Viele leute werden aufgrund der Mangelnden initiative der Parteien gar nicht erst zur wahl gehen, was zwar auf der einen Seite der Piratenpartei zu gute kommen wird, auf der anderen Seite allerdings auch den weg für extreme Parteien, wie beispielsweise der NPD, öffnet.

Ich werde die Piraten wählen, allerdings mache ich mir davon keine Versprechungen auf einen erfolg.
Eigentlich müssten die großen Parteien weiter gestärkt werden um gegen die rechte Front anzukommen, da diese allerdings in den letzten Monaten und Jahren nichts als Mist zustande bekommen haben, hört man mitlerweile sogar Parteiangehörige, die sagen, dass sie nicht mehr hinter ihrer Partei stehen.

Das hat zur folge, das ober-abzocker wie die FDP nun eine Regierung bilden können, damit auch ja die Bänker und Aktien-Makler die unser Wirtschaftssystem an die Wand gefahren haben im nachhinein ungeschoren davon kommen und weiter fleißig privat-geld fliest und dem mittelstand mehr geld aus der Tasche gezogen wird, sodass bald alle Mittelständer davon sprechen können zum "unteren Mittelstand" xD zu gehören ;)

Am Ende der nächsten Legislaturperiode werden wir uns villeicht sogar mit einer Regierung aus 20% linken 20% npd 20% spd 20% cdu und 20% kleinparteien abfinden müssen, da spätestens dann allen aufgefallen ist, dass die großen Parteien alle nur noch Murks produzieren und man wird sich neu orientieren müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar werden viele Leute, vor allem aus dem IT-Bereich die Piraten wählen, machen wir uns aber doch mal keine illusionen - es wird kaum 1% für sie geben geschweige denn 5%!

Viele leute werden aufgrund der Mangelnden initiative der Parteien gar nicht erst zur wahl gehen, was zwar auf der einen Seite der Piratenpartei zu gute kommen wird, auf der anderen Seite allerdings auch den weg für extreme Parteien, wie beispielsweise der NPD, öffnet.
jede stimme bedeutet geld für die partei die gewählt worden ist. auch deshalb ist es gut zur wahl zur gehen. es wird nie eine partei geben, wo man 100%ig mit übereinstimmt. höchstens, wenn die partei noch klein/jung ist.
 
jede stimme bedeutet geld für die partei die gewählt worden ist. auch deshalb ist es gut zur wahl zur gehen. es wird nie eine partei geben, wo man 100%ig mit übereinstimmt. höchstens, wenn die partei noch klein/jung ist.

Klar schon, aber wenn 90 % der Parteien zu 80 % nur ziemlichen mist für den größten Teil der Bevölkerung fordert, dann sind 50 % der Bevölkerung sich unschlüssig darüber, was sie eigentlich wählen sollen und so fallen schonmal grobgeschätz 15 % unter "Nicht an der Wahl beteiligt" ;)
 
Die Piraten sind ganz okay, leider halt eine "Nur ein Thema-Partei", aber als Protestpartei zu gebrauchen.

Wirklich toll finde ich die http://parteidervernunft.de/ die nicht nur für Freiheit im Internet steht, sondern auch im Leben, für niedrige Steuern und echte demokratische Politik.
 
Ich bin eher für niedrige Staatsschulden als niedrige Steuern.

Es geht nicht an, dass mit Steuergeldern Zinsen abbezahlt werden.

Man hätte auch die Banken nicht retten dürfen. Stattdessen hätte man die Pleitebanken zwangsenteignen müssen und Ihre Kredite selbst weitertragen. Das wäre genau so teuer gekommen, bloß die blöde Bank wäre danach weg gewesen.
 
Gegen die hohe Staatsverschuldung (vorallem durch den Euro) ist die Partei natürlich auch. Empfehle das Buch das Kapitalismus Komplott. :cool:
 
Oh, mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich an einer Leichenschändung beteilige.

Asche auf mein Haupt und so.
 
Kamikaze, pass auf, dass dich niemand zitiert. ;)

Partei der Vernunft. Toller Name, aber Vernunft ist äußerst subjektiv. Andererseits kann man ähnliche Aussagen über alle möglichen Parteinamen sagen.

Bitte passt bei politischen Diskussionen auf, dass kein böses Blut entsteht, denn die haben meist großes Potential. :)
 
Wer zu blöde ist den Kontext zu prüfen aus dem ich zitiert wurde hat es verdient mich falsch zu verstehen.
 
Naja, immerhin hast Du gesagt "an einer" ... anstatt "an" ... das macht den Kontext unwichtiger ^^.
 
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