Systemadmin werden

Fassen wir zusammen: Weder Aubildung noch Studium bringen was, wenn man nicht sehr viel Engagement für die Sache mitbringt.

Nirgendwo werden die wirklich wichtigen Dinge wie Ausdauer, Liebe zum Detail und persönliches Interesse "gelehrt", wie denn auch?

Klar, ohne Interesse kein Spaß an der Sache, keine Leidenschaft und auch kein Wille sich weiter zu bilden.
Bekanntes Problem. So ging es mir mit Theoretischer Informatik und da ich keinen Bock drauf hatte und es nicht geschafft habe mich dazu zu motivieren bin ich zur Elektrotechnik gewechselt und habe da meinen Spaß :D
 
Davon mal abgesehen, benötigen viele Admins gar keine Programmiersprachen...

Was hier immer vergessen wird: Wer sich nicht einigermaßen in die Leute reindenken kann, die man betreuen und unterstützen soll, wird mit der Zeit keinen Spaß am Job finden. Zumindest behaupte ich das mal eben so ;)

Das kann ich zu 100% unterschreiben.

Ich selber habe IT-Systemelektroniker gelernt, mich aber von anfang an sehr intensiv vor allem mit netzwerk und systemnahen Themen beschäftigt. Sehr geholfen hat es mir zum verständnis vieler Dinge recht früh meinen privaten Haupt-Desktop auf OpenBSD umzustellen.

Wir betreuen zurzeit zu 3. rund 400 Arbeitsplätze. Einer meiner beiden Kollegen ist dabei Studierter Wirtschaftsinformatiker, der andere ein Quereinsteiger aus dem Elektrobereich.

Der admin-job ist sehr vielfältig und kann je nach Arbeitgeber sehr sehr unterschiedliche Qualifikationen fordern. Oft besteht der Beruf aus einer lehrende, eine sehr menschlichen / helfenden Komponente, einer Wirtschaftliche und natürlich auch einer technische Komponente

Wichtig ist das man sich mit den technischen Systemen die man betreut ausreichend auskennt, aber auch in der Lage ist seine eigenen fähigkeiten richtig Einzuschätzen. Also z. B. auch in der lage ist mal zu sagen "Das kann ich nicht, da brauchen wir z.B. externe Hilfe"

Betreut man Benutzer, ist ausserdem sehr sehr viel Geduld gefraft, und oft auch die fähigkeit komplexe Bedienerschritte auch EDV-Novizen mit einfachen Worten klar zu beschreiben.

Viele technische Dinge kann man sich auch, sofern ausreichend grundlagenwissen vorhanden ist, auch aneignen.

Bei uns ist der Job sehr abwechslungreich hier mal ein kleiner Einblick:
Wir helfen den Benutzern unserer Windows-PC sowie unserer Linux-Thinclient Umgebung und betreuen auch die Technische Seite inkl. der dazugehörigen Linuxserver. Wir kümmern uns um das Netzwerk vom patchen neuer Arbeitsplätze über passende Firmwareupdates der Switche bis zum verwalten von IP-Listen usw.
Wir reparieren im Betriebsbereich auf Flurförderfahrzeugen aufgebaute "rugged" WLAN-Windows-Embedded-Terminals und entsprechende Drucker.
Wir helfen den Kunden unserer Unternehmens bei Login-Problemen mit unseren Online-Shop.
Wir bauen Laserdrucker auf, installieren Notebooks, tauschen Tastaturen, und betreuen die Veranstaltungstechnik. Wir prüfen und installieren neue Software und Softwareversionen und beschaffen ggf. die passende Soft- und Hardware.
Dabei werden wir aber von der IT unserer "Dachgesellschaft" unterstützt die viele zentrale Serverdienste (Lotus Notes e.t.c.) uns zur Verfügung stellt.

Im nächsten Unternehmen kann das aber schon wieder ganz anders aussehen.
 
Mit 28 könntest Du doch mal mit dem Gedanken spielen, noch Informatik zu studieren.

Zumal Du doch schon einen Master in Mathe hast.
Vielleicht kann man sogar den ein oder anderen Schein anerkennen lassen.

Mit einem Informatik-Studium stehen sicher noch mehr Wege offen.
Und Du lernst viele neue interessante Dinge und Student zu sein ist doch auch nicht schlecht.

Nachdem ich mein erstes Studium abgeschlossen hatte und 2 Jahre Geld verdient habe,
bin ich nochmal von vorne angefangen.(Habe einen guten Job aufgegeben und nochmal studiert - da war ich 26 Jahre alt).
Das zweite Studium ging bei mir auch ziemlich fix trotz Nebenjobs(allerdings noch zu Diplom Zeiten mit wenig Anwesenheitspflichten....), denn man weiß ja wie es läuft und ist mittlerweile gewöhnt zu "lernen" und zu "arbeiten".
 
Statt eines kompletten Informatik-Studiums kann er auch einfach einen Informatik-Master machen.
 
Das ist der einzige Vorteil am Bachelor/Master System.
Ich koennte beispielsweise mit einem Bachelor Informatik und eine Sprachtest fuer Chinesisch, ein Master fuer Chinawissenschaften machen.

Und bei Mathe/Informatik braucht man glaube nur einen TOEFL um den Master fuer Informatik zu machen.
 
Und bei Mathe/Informatik braucht man glaube nur einen TOEFL um den Master fuer Informatik zu machen.

Das ist leider nicht so (zumindest bei allen Unis in Berlin). Es wird immer mehr oder weniger verlangt, dass man eine Art Informatik-Bachelor hat. (Die HU verlangt neben dem Nachweis über bestimmte Kenntnisse z.B., dass die Bachelor-Arbeit ein Thema hatte, dass sich hauptsächlich mit Informatik beschäftigt... die TU redet nur von einer "Vertiefung des Informatik-Bachelors" durch den Master, die FU verlangt, dass eben alle Inhalte des Informatik-Bachelors durch das vorhergehende Studium abgedeckt sind...)

Bekommt man denn mit 28 und einem Studium-Abschluss überhaupt Ausbildungplätze für einen Fachinformatiker, und ist dann eventuell eine Verkürzung möglich?

Ist eine Bewerbung bei Firmen, die zwar Quereinsteiger als Systemadmin akzeptieren, aber dann einige Jahre Berufserfahrung fordern, dennoch sinnvoll?

Ich habe halt leider (bis auf ein Praktikum als Schüler, für dass ich keinerlei Nachweis habe) nie etwas "Offizielles" als Admin gemacht.
 
Bekommt man denn mit 28 und einem Studium-Abschluss überhaupt Ausbildungplätze für einen Fachinformatiker, und ist dann eventuell eine Verkürzung möglich?
Das mit dem Alter weiss ich nicht, aber warum sollte es eigentlich begrenzt sein?

Verkuerzen kannst du die Ausbildung auf 2 Jahre.
 
Bekommt man denn mit 28 und einem Studium-Abschluss überhaupt Ausbildungplätze für einen Fachinformatiker, und ist dann eventuell eine Verkürzung möglich?

Ich bezweifele, dass es ein Unternehmen gibt, dass dir mit einem Master in Mathematik einen FI-Ausbildungsplatz anbietet. Die würden sich sofort fragen, warum du eine Ausbildung weit unterhalb deiner Qualifikation machen möchtest; zumal bei der momentan guten Arbeitsmarktlage für Mathematiker. Deine Bewerbung würde sofort aussortiert werden.

Ist eine Bewerbung bei Firmen, die zwar Quereinsteiger als Systemadmin akzeptieren, aber dann einige Jahre Berufserfahrung fordern, dennoch sinnvoll?

Der Quereinstieg ist deine beste Option. Wenn du mit Reisetätigkeit klar kommst, im Consulting-Bereich gibt es auch für fertig studierte Mathematiker immer wieder Einstiegsstellen, bei denen du erstmal Erfahrung sammeln und dich beruflich orientieren kannst.

Ich habe halt leider (bis auf ein Praktikum als Schüler, für dass ich keinerlei Nachweis habe) nie etwas "Offizielles" als Admin gemacht.

Bei deinem Bewerbungsanschreiben musst du deine Motivation sehr überzeugend darstellen, damit du zumindest eingeladen wirst. Bis du dir deine Sporen verdient hast, wirst du gehaltlich aber erstmal deutliche Abstriche hinnehmen müssen.
 
Azazyel sagt eigentlich alles. Dennoch nochmal in Ergänzung meines obigen Beitrags:

Was will ein Unternehmer mit einem Azubi erreichen? Natürlich ist ein Azubi eine billige Arbeitskraft, die man allerdings nur begrenzt einsetzen kann. Ein Azubi ist aber auch ein junger Mensch von vielleicht 16 Jahren, der gerade seinen Realschulabschluss gemacht hat und nur wenig Erfahrungen sowie gefestigte Meinungen hat. Er ist Wachs in den Händen seines Ausbilders, man kann ihn sich formen, sein Wissen in ihn hineinpressen, ein kleines Abbild seiner Selbst schaffen. Man kann, wenn man beide Seiten die Motivation und den Willen mitbringen, eine der im Moment so gefragten "Fachkräfte" erschaffen. Mit deinen 28 Jahren bist du dafür viel zu alt. Du hast längst erkannt, wie es im Leben läuft, gewisse Weltanschauungen, die sich nicht mehr ändern lassen. Auch wenn du noch so wissbegierig bist, so form- und lernwillig wie mit 16 Jahren wirst du nicht mehr. Außerdem hast du ein Studium absolviert, was ich auf der Anspruchsskala irgendwo über den Wolken einordnen würde. Du wärst in einer Ausbildung sehr wahrscheinlich heillos unterfordert. Was man im Betrieb noch ausgleichen kann, wird auf der Berufsschule leicht zum Problem. Das sind alles Gründe, weshalb weder ich noch Kollegen dich ausbilden würden. Und selbst wenn du jemanden finden solltest, der es macht, würde eine Ausbildung dich sicher nicht glücklich machen. Weder finanziell, noch vom Anspruch und erst recht nicht vom Umfeld (die anderen Azubis sind 12 Jahre jünger!) her.

Der Quereinstieg ist die bessere Wahl. Aber da musst du gegen die Konkurrenz bestehen. Lasse es mich einmal so ausdrücken: Fachkräftemangel bedeutet nicht, dass es schwer wäre IT-Personal zu bekommen. Auf eine Stelle kommen schnell mal 40 Bewerbungen. Das Problem besteht darin, fähiges Personal zu finden! Von diesen 40 Bewerbern sind sehr oft 38 oder sogar 40 Mann nicht das, was man braucht. Es sind irgendwelche Möchtegernadmins, die ein Ubuntu installieren können und sich damit für die Könige der Welt halten. Es sind umgeschulte Personen aus anderen Berufen, denen es oft an "IT-Denkweise" fehlt. Und so weiter und so fort. Damit du eine Stelle (und sei es nur zeitlich befristet für ein Projekt) bekommst, müssen zwei Dinge gegeben sein:

- In deiner Bewerbung müssen die richtigen Stichwörter auftauchen, sodass du im Sieb hängenbleibst. Was diese Stichwörter sind, sind je nach Teilbranche und sogar Unternehmen sehr unterschiedlich.

- Du musst im Gespräch überzeugen. Im "unixoiden" Umfeld gibt es z.B. ein paar fiese Fragen, mit denen man gut fähige Leute von Möchtegern-Kiddies unterscheiden kann.

Und dann kann man darüber reden. Das Gehalt ist dann noch eine andere Frage. Umso überzeugender du bist, je mehr Referenzen vorhanden sind, umso eher ist man bereit ein hohes Gehalt zu zahlen. Es muss schließlich auch eine gewisse Rangordnung gewahrt bleiben. Wer den Job 20 Jahre lang macht und wesentlich mehr Erfahrung hat, will mehr verdienen, als das Greenhorn mit seinen 28 Lenzen. Ist das nicht mehr gegeben, gibt es für ihn auch andere Stellen...

Nochmal mein Tipp: Versuche ein (bezahltes) Praktikum zu bekommen. Die Hemmungen einen Praktikanten zu nehmen, sind viel geringer als gleich einen vollwertigen Mitarbeiter. Du erhältst einen Einblick in den Job, kannst deine Vorstellungen etwas konkretisieren. Und du bekommst eine erste Referenz. Sie ist nicht toll, aber sie zeigt zumindest, dass du es schon einmal gemacht hast und gänzlich in kalte Wasser springst. Wenn du wirklich, wirklich gut bist, wirst du vielleicht auch übernommen.
 
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