Hallo Daniel_S!
Wie es der Zufall so will, studiere ich Wirtschaftsinformatik...
Zum Studium:
Das was man "lernt" ist reine Theorie, die mit der Praxis oft rein gar nichts zu tun hat. Das ist aber nicht nur irgendeine persönliche Meinung von mir, sondern auch nicht wenige Professoren/Dozenten sagen, dass das was wir jetzt in den Vorlesungen hören in den Betrieben entweder gar nicht gefragt ist oder es bereits veraltet ist. Aber es sei nunmal akademisch sich Tage mit diesen Dingen zu befassen wo Praktiker keine 5 Minuten für verschwenden würden.
Auch solche Sprüche von den Professoren wie "lernen sie es einfach auswendig, schreiben sie es in der Prüfung hin und danach können sie es wieder vergessen", werden da einem schon mal mitgegeben.
Um etwas weiter auszuholen:
Das Problem an dem ganzen System ist, das Themen nur sehr oberflächlich behandelt werden, da ja ein Lehrplan zu erfüllen ist (zumindest an der FH).
So werden einem im ersten Semster die Grundlagen der C-Programmierung beigebracht, aber wirklich nur die Grundlagen (Schleifen, Kontrollstrukturen, Pointer, Datentypen). Nach diesem Semester bzw. nach bestehen der Prüfung kann alles daraus vergessen werden, weil es im ganzen restlichen Studium nicht mehr wirklich benötigt wird.
Sprung ins 3. Semester:
In diesem Semster gibt es bei mir eine Vorlesung mit dem Namen "Betriebssysteme". Ich war freudiger Erwartung, meine mehr als 10 jährigen Unix-Kenntnisse weiter zu vertiefen, stattdessen war Ziel der Übung Programme in C für Linux zu schreiben. Da aber 90% vom Kurs noch nie vor einem Unix (Linux)-System gesessen haben, wäre es erst mal gut gewesen das zu erklären. Beim programmieren gab es nur das Problem, das die Kenntnisse aus dem ersten Semster (sofern noch vorhanden) nicht ausreichen um die gestellen Übungsaufgaben verstehen bzw. erledigen zu können. Dazu wären ca. 1-2 Jahre praktische Erfahrung notwendig, um überhaupt zu verstehen warum das jetzt so ist wie es ist. Die hatte ich zwar (auch wenn ich C nicht wirklich mag), aber die Mehrzahl meiner Kommilitonen eben nicht. Auf Fragen reagierte der Prof. eher genervt, weil er seit 197x an Unix-Maschinen programmiert und das für ihn alles Kinderkram ist.
Fazit:
Alles in allem lässt sich sagen, dass das Studium Wirtschaftsinformatik nach viel mehr klingt als es wirklich ist. Es ist nur ein weiterer Versuch einen neuen Studiengang mit einem tollen Namen an den FHs/Unis zu etablieren, der Nähe zur Wirtschaft suggeriert, um mehr Studierende (= mehr Gelder) an die Hochschule zu locken. In Wirklichkeit taugt das, was einem vermittelt wird gerade dazu einen IT-Laien zu beeindrucken. Es gibt in meinem Kurs nicht wenige, die Angst haben nach dem Studium keinen Job zu finden, weil man schlicht und ergreifend nichts wirklich praktisch beherrscht. Dies sind dann meist die, die schon ein paar Jahre Berufserfahrung haben. Aber selbst die, die direkt von der Schule kommen, noch keine Berufserfahrung haben und glauben alle in der Wirtschaft warten auf sie, erkennen den "Ernst der Lage".
Ich habe bereits eine Ausbildung (Fachinformatiker) hinter mir, 6 Jahre Berufserfahrung (IT-Bereich) und wollte durch das Studium das vertiefen und um wirtschaftliche Aspekte erweitern, was mein Hobby und so kann man ruhig sagen, meine Berufung ist, die IT. Ich habe im privaten Bereich und in vielen kurzen Nächten schon mehr praktische Erfahrungen bzw. Kenntnisse (Netzwerk, Betriebssysteme usw.) sammeln können, als das was mir an der FH je vermittelt werden könnte. Deshalb bereue ich meine Entscheidung dieses Studium überhaupt begonnen zu haben...
Ich persönlich ärgere mich über die, die sich ohne sich überhaupt für IT zu interessieren in die Hochschule setzen, mit der Einstellung "Ey, Prof. bring mir mal IT bei...". Aber Hauptsache einen Titel in der Tasche...
Eine Umfrage in meinem Semster förderte zu Tage, das eine Vielzahl den Studiengang nur gewählt hat, weil "Computer ja die Zukunft seien und man da viel Geld verdienen könne...". Diesen Studenten muss das was gelehrt wird, als Quell unermesslichen Wissens vorkommen.
Ich will damit wirklich niemandem auf die Füße treten, bzw. provozieren, aber das ist meine seit 4 Semstern gewachsene Meinung zum Studium. Da ich aber das was ich angefangen habe immer erfolgreich zu Ende bringen will, muss ich die kommenden 3 Semester noch ausharren, in der Hoffnung das es besser wird. Da einem Firmen in Deutschland nur etwas zutrauen, bzw. man für sie nur etwas wert ist, wenn man einen Zettel hat wo der Staat seinen Stempel draufgedrückt hat, hoffe ich, das der Zettel den ich am Ende des Studiums bekomme, etwas wert ist.
P.S.
Wenn Studium, würde ich eher normal Informatik empfehlen (was aber aus sehr viel Mathe besteht), da scheinen die Chancen besser zu sein, denn Wirtschaftsinformatik ist an unserer Hochschule nur ein abgespecktes Informatikstudium, wo alles "interessante", weggelassen wurde. (Aber was das bedeutet, erfährt man immer erst hinterher, wenn man schon mitten drin ist...)
Ich hoffe ich konnte aufklären und auch etwas wachrütteln...
Freundliche Grüße