Weil es geeky ist und all die coolen Hacker es nutzen!
Nein, stimmt so natürlich nicht. Aber ich kann mich noch erinnern, dass ich als ich, damals dreizehn, man möge mir also bitte verzeihen Gentoo damals in etwa aus diesem Grund installiert habe.
In gewisser weise war ich davon vorbelastet. Ich kann mich noch erinnern, als ich mit FreeBSD angefangen habe fand ich es noch so sinnvoll jedes Compileflag irgendwie abzuändern und am Besten den Intel C Compiler zu verwenden. Mein Rechner hat zu der Zeit also den ganzen Tag nicht allzu viel anderes gemacht, als Tag ein Tag aus zu kompilieren. Am Besten ohne X, weil hey, das bremst nur aus.
Ich habe auch eine andere Linux Distribution verwendet, ein bisschen früher. Die war ziemlich nett und hatte eine winzige Community von wirklich nur einer Hand voll Leuten. Sie war sehr simpel gehalten und die meisten waren etwa in meinem Alter. Leider gibt es sie nicht mehr. Der Name war irgendwas wie, Heknix oder Peknix (nach dem Nickname des Autors) glaube ich. Jedenfalls habe ich in dieser Zeit sehr viel gelesen, bin also im Nachhinein betrachtet doch irgendwie dem bekannten How to become a Hacker Guide gefolgt. Ich habe nebenbei noch viele andere Distributionen ausprobiert, aber irgendwie war da immer ein Teil der mir gefiel und ein anderer, der es nicht tat.
Irgendwann bin ich so natürlich auf (Free)BSD gestoßen. Da ich in dieser Zeit (ca. anfang 2005) relativ wenig zu tun hatte bzw. nichts tat und ich Zugang zu einer reihe alter Rechner (Pentium Pro, etc.) hatte wurde es einfach mal installiert. Es gab ein schönes Handbuch, also gute Dokumentation was mir unter anderem an Gentoo so gut gefallen hat, man hatte so etwas, wie USE-Flags (Options), es wurde hier gerade über ICC geplaudert und irgendwo habe ich eine Parodie gelesen, laut der all die Geeks Gentoo auf ihrem Desktop und FreeBSD auf ihrem Server haben.
Jedenfalls war es irgendwie komisch. Das System funktionierte wie beschrieben, war einfach zu bedienen und logisch. Vor allem der letzte Punkt faszinierte mich. FreeBSD war ein System, auf dem ich machen konnte was ich wollte, nie was kaputt ging und das all die Vorteile hatte für die man sich in der Linux-Welt entscheiden muss. Es ist schlicht unmöglich eine Linuxdistribution zu finden, die sowohl stabil, als auch softwaremäßig aktuell ist. Es gibt kein System, wo man toll rumbasteln kann und trotzdem ein System hat, das einfach und stabil läuft. Klar, mit Slackware kommt man an gewisse Sachen ran, wenn man current hat und auch Arch Linux, Gentoo und vor allem Frugalware können da sich in gewissen Bereichen mithalten, aber irgendwann beginnen dann die Schwächen auf sich aufmerksam zu machen.
In der BSD-Welt war das große Problem immer der 3D-Treiber-Support. Das war es - zumindest für mich. Alles andere lief immer großartig. FreeBSD war toll, aber neugierig wie ich war habe ich mir dann auch OpenBSD angesehen und NetBSD, wo ich mir sogar das Handbuch ausgedruckt habe. Ich habe beide Systeme auch mehrere Monate genutzt, allerdings war OpenBSD irgendwie nicht meines. Es ist genial, vor allem was die Philosophie betrifft und mir gefällt auch, wie es da so etwas wie eine Kultur gibt, mit Musik und den Themes. Ich weiß zwar noch immer nicht, wie sich das mit No-Hype vereinbart, aber mir gefällt es einfach, wenn nicht alles einfach nur trocken ist. Für NetBSD habe ich mir sogar eine Dreamcast ersteigert. Das war dann auch quasi meine erste Spielekonsole.
Dann habe ich DragonFly ausprobiert. Das war anfangs etwas harsch, weil das offizielle System damals noch FreeBSD und DragonFly Ports verwendet hat. Allerdings gab es schon Arbeiten an pkgsrc und das war ganz einfach zu bootsrapen. Das Sytem und die Community haben mir sehr gut gefallen. Es hatte was von FreeBSD, nur dass die Entwickler irgendwie anders waren. Das mag vielleicht daran liegen, dass das Projekt kleiner ist, aber man bekommt sonst relativ selten Antworten direkt von Entwicklern. Der IRC-Channel war echt nett und man konnte die Entwicklung des Projektes auf allen ebenen verfolgen, wie die Features alle der Reihe nach implementiert werden, wie der pkgsrc-Support besser wird und mehr und mehr Pakete unterstützt werden, wie neue Entwickler hinzukommen, etc.
Ich denke letztere sind der Hauptgrund für BSDs. In den BSDs erlebt man kaum Politik. Es gibt jede Menge Leute, die sich einfach hinsetzen und machen. Es gibt kein AB ist gut für XY. Man schreibt Betriebssysteme, man arbeitet an Features und Bugfixes, hält die Software aktuell, etc. Es wird nicht gehackt, es wird zwar ab und an geworben, aber die Leute machen es zu keiner Religion. Es geht vor allem darum, ob die Software arbeitet und dass es einen Maintainer gibt.
Klar gibt es interessante Gestalten, wie Theo de Raadt, aber trotz allem bleiben die Leute Programmierer und ganz normale Leute, während es in der Linux-Welt zunehmend um Selbstdarstellung geht, was und wer hipp ist oder ähnliches. Leute kommen und gehen, Projekte werden geforkt, nur weil man ein Feature hinzufügen will, eine neue Sprache unterstützen will oder der Wallpaper anders sein soll. Wenn man ein Windows installiert hat oder SuSE verwendet ist man ein Noob und wenn man etwas hinterfragt ist macht man irgendwie Propaganda, weil irgendwelche anderen es ja besser wissen werden. Eigentlich weiß auch niemand warum er etwas macht. Das trifft zwar selbstverständlich nicht auf alle zu, aber den Eindruck bekomme ich manchmal, deshalb auch die Einleitung mit dem kompilieren in Gentoo. Grund gibt es häufig keinen. Sehr häufig schneidet man sich damit sogar (große Exectuteables und langsamer Start bzw. weniger RAM zum Beispiel).
Zusammenfassung: Ich verwende BSD, weil die Leute "normal" sind und hilfsbereit, weil sie Erfahrung haben, wissen was sie tun und vor allem funktionierende Software schreiben wollen mit der sie ihre Arbeit erledigen können. Es ist ein Betriebssystem für alles, nicht nur Server, Desktops, sonst was. Es ist sicher, stabil, funktioniert, ist sehr konfigurierbar und es läuft jede Menge Software drauf. Außerdem und das ist in gewisser Weise das Killerargument passt es schlicht und ergreifend zu mir.
Eigentlich ist das der selbe Grund, nachdem ich auch meine sonstige Software nehme.
Leider ist das alles aber nur halbrichtig. Derzeit tu ich mir schwer BSD zu nutzen, weil ich weder einen Hoster für mich finden kann, noch einen Laptop verwende auf dem BSD wirklich läuft.
Habe aber auch Arch Linux, Windows 7 (hab's angetestet, weil es auf meinem Laptop war und war ganz gut) und Debian im Einsatz und irgendein Halb-Debian auf einer Lan-Disk, weil das leider ein Modell ist, auf dem kein NetBSD läuft, es ist also nicht unbedingt BSD
statt Linux.