Als DragonFly-User sehe ich einige Gründe, das System zu verwenden:
Sehr guter SMP-Support. Ich hab mal gelesen, dass der zum Beispiel bei NetBSD nicht so gut sein soll. Kann ich allerdings nicht bestätigen, da ich das noch nicht ausprobiert habe.
Es hat all die Probleme nicht, die mit FreeBSD 5 gekommen sind. Leute die FreeBSD 4 besser fanden werden es ganz sicher mögen.
Große Teile des Systems wurden neu geschrieben und mit "neueren Technologien" ausgestattet. BSD gilt oft als altmodisch. Wir wissen, dass das nicht ganz stimmt, aber DragonFly setzt vieles um, was sich in anderen Betriebssystem bewährt hat (vieles zum Beispiel aus Amiga OS. Ok, nicht das neuste, aber ich hab ja in einem anderen Thread mal das Filesystem aus dem OpenSolaris-Projekt genannt (ich glaube es hieß ZFS). Das ist zwar noch nicht drin, aber ein Beipsiel)
Guter pkgsrc-support (es wird im Gegensatz zu anderen OSs aktiv daran gearbeitet, dass alle Pakete kompilieren - es laufen ununterbrochen Bulkbuilds)
Das ultimative Ziel ist es SSI zu verwirklichen: Also ein paar Computer zu vernetzen und die dann so zu verwenden, als wäre es nur ein einziger Computer.
Zur Zeit ist es so, dass es keine megatollen Grund gibt DragonFly zu verwenden (aber den gibt es IMHO für die anderen BSDs auch nicht direkt. Früher oder später wird nahezu jedes Feature portiert), da zur Zeit "nur" die Voraussetzungen Geschaffen werden das alles zu verwalten.
Wer allerdings einen Rechner mit mehreren Prozessoren/Prozessorkernen hat kann DF ja mal probieren und seine Ergebnisse posten.
Wenn man sich die Changelog ansieht, dann sieht man, dass wirklich eigene Entwicklungen umgesetzt wurden.
DragonFly versucht ein BSD zu sein, das nicht supegute Sicherheitsfeatures hat, wie bei OpenBSD (bis auf Sendmail läuft auf DF glaub ich auch nichts standardmäßig), aber dafür im Userland hinterherhinkt.
DFBSD versucht auch nicht auf Toastern oder Playstations zu laufen, wie NetBSD es tut. Es versucht einfach, die besten technischen Lösungen zu entwickeln (was also ein OS tun sollte). Es gibt einiges, das schon mehrmals neu geschrieben wurde, weil es nicht so toll war. Wie alle BSDs vesucht es möglichst hackfrei zu bleiben.
Es ist witzig einen Toaster oder eine Spielekonsole mit NetBSD zu haben, aber was bringt mir das?
Ich finde auch den kleinen Absatz von IBM über DragonFly sehr gut:
DragonFly BSD is based on the FreeBSD V4.x series release, but it does not aim at the average user at all. It mentions secure Internet-wide clustered file systems on the first page of its Web site -- not a requirement likely to trouble first-time UNIX users. DragonFly BSD was founded by the resident FreeBSD virtual memory guru and tries to implement a completely new approach to massive secure file system and memory management.
Quelle:
http://www-128.ibm.com/developerworks/opensource/library/os-freebsd/
Die DragonFly Entwickler, "geführt" von Matt Dillon, sind weniger Leute, die "politisch orientiert" sind, wie mir das manchmal bei OpenBSD vorkommt. Es sind Leute, die ein System für sich und Andere, entwickeln. Mit Features, die sie und andere brauchen. Matt Dillon ist in meinen Augen jemand, der immer realistisch bleibt. Er arbeitet schon lange an Betriebssystemen (Linux, FreeBSD, DragonFly). Die Entwickler sehen, dass sich auch rund um sie was tut und nicht jeder nur am 386er sitzt (auch wenn der noch voll und ganz supportet wird).
Ich möchte auch noch etwas zu „geekiges OS“ sagen:
Ja das OS ist geeky :-), aber Linux galt und gilt auch als geeky und BSD tut das immer noch. Wenn man mit einem anderen BSD (Mac OS X mal ausgenommen) zu halbwegs zurecht kommt, dann hat man aber mit Sicherheit auch mit DragonFly keine Probleme. Die Leute machen ein OS, das man verwenden können soll :-)
(Die Installation ist IMO wohl die Einfachste unter den 4 BSDs und wenn man Hilfe sucht stehen einem die Leute/Entwickler mit Rat und Tat beiseite)
Ein paar Pros und Kontra noch zum Schluss:
Pros:
Es kann so ziemlich alles, was andere BSD auch können.
Es ist ein eigenständiges System (nicht so ein mini-Fork mit ein paar neuen Features, anderem Namen und noch einem Packagemanager)
Viel OS, wenig Politik
„zukunftsorientiertes OS“ (ok, das klingt jetzt ein bisschen wie eine politische Werbung, aber die Leute sehen wirklich, was sich so entwickelt und was sich bewährt hat)
Die Entwickler sind Erfahren und es sind genaue Ziele und Wege gesetzt
Das OS ist zweckmäßig gebaut (nicht für irgendwelche exotische Anwendungen oder Hardware gebaut. Man sieht ja, dass nun alle großen Hardwareentwickler (Intel, AMD, Sun,...) auf mehr Kerne und Prozessoren umstellen)
Es gibt im Grunde nichts an was nichts verändert werden kann (also, dass irgendein Feature nicht umgesetzt oder entwickelt wird, weil die Erfinder nicht mögen oder weil es uns das heilige Gnu und unsere Ehre nicht erlauben (mir sind bei einigen Betriebssystemen so etwas aufgefallen, dass man sagt man hält sich an Standards (zum Beispiel POSIX oder auch ganz andere Bereiche, wie IPv6 oder sonst etwas) und dann wird weil es der Religion oder irgendwelchen anderen „ethischen“ oder sonstigen mehr oder minder, softwaretechnisch gesehenen, „unsinnigen“ Gründen nicht supportet).
Kontras:
Es ist, zumindest zur Zeit, kein Desktop OS. Zumindest wenn man darunter WarCraft 3 oder Counterstrike spielen versteht. Der größte Grund dafür ist, dass der Nvidiatreiber derzeit nicht funktioniert (das kann sich aber unter Umständen sehr schnell wieder ändern). Ich selbst verwende es allerdings für meine Desktoparbeiten.
Es kompilieren noch nicht alle Packages (~4700 kompilieren zur Zeit). Es werden allerdings ständig mehr.
Läuft nicht auf XBox und Playstation (aber vielleicht bald auf amd64 (es wurde zwar schon viel gearbeitet, aber zur Zeit gibt es wichtigeres). Aber mal ehrlich, es gibt noch nicht so viele amd64-Pakete)
Hoffe, dass ich nichts falsches geschrieben habe, oder nicht versehentlich andere BSDs beleidigt habe. Ich mag sie wirklich alle :-)
Für alle, die mehr über die Ziele erfahren wollen ist der Artikel im englischen Wiki sicher sehr interessant:
http://en.wikipedia.org/wiki/DragonFly#
Bisschen was über Matt Dillon
http://en.wikipedia.org/wiki/Matt_Dillon_(computer_scientist) (für DragonFly-Interessierte sind die Interviews und für Matt-Interessierte (*rotfl*) ist seine Seite sicher interessant)