Hallo,
ich werde demnächst mal parallel ein Antergos aufsetzen, dieses quasi native Arch System mit lediglich einem bequemen Installer bietet immer das aktuellste systemd, dann kann ich mal einige Neuerungen daran nach vollziehen.
Und nun noch einige Bemerkung zu meiner Ablehnung von systemd, die ich natürlich vor allem aus Nutzerperspektive nur begründen kann, da ich kein Entwickler bin:
Zu meinen Manjaro-Zeiten war ich eher systemd freundlich eingestellt und habe auch jetzt noch nach wie vor den Eindruck, dass es auch technisches Potenzial hat, zumal einige Entwickler regelrecht freudestrahlend über positive Sachen dort berichten. Und das nehme ich denen auch ab. In einem Forum eines Debian Derivates, in welchem ich sogar zu früheren Zeiten mal als Moderator tätig war, habe ich trotz meiner Kritik auch die positive Haltung einiger Entwickler nach voll ziehen können (davon abgesehen habe ich auch schon manche "Kritik" zu systemd gelesen, die ich, um es diplomatisch zu sagen, etwas merkwürdig fand).
In besagtem Debian Derivat Forum fiel mir allerdings eines auf: Bei Problemen mit systemd wussten die Befürworter zwar häufig bestens Bescheid über Analysewerkzeuge, aber gaben weitaus weniger gezielte hilfreiche Hinweise zur Lösung dieser Probleme. Und wenn gehäuft Leute, die in früheren Zeiten dermaßen souverän mit Debian Sid umgehen konnten (in besagtem Forum sind Leute aktiv, die Debian Sid seit der Entstehung von Kanotix bestens kennen), und zu fast allen Schwierigkeiten sofort Lösungen wussten, nun selbst anfangen, bei systemd bedingten Fehlern eher zu spekulieren, dann fällt das auf. Meine Argumentation, dass Werkzeuge, die Komplexität versuchen zu verbergen, selbst komplex sind, und bei Fehlern damit man es dann doch mit der Komplexität des Betriebsystemes zu tun bekommt plus der Komplexität des Werkzeuges, und dass Troubleshooting dann eher schwieriger ist (wie ich ja selbst erfahren habe), hätte ich vermutlich genauso gegenüber einer Mauer bringen können. Ärgerlich war zudem - ich möchte es mal Eiertanzmentalität nennen - dass zum einen bei Problemen den Usern gesagt wurde, wie das nun mit systemd zu funktionieren hat, zum anderen aber genauso Empfehlungen kamen, es doch an systemd vorbei zu konfigurieren, das ist für Nutzerinnen und Nutzer, die etwas über ein System lernen möchten, einfach nervig. Und doof sind auch folgende Konstruktionen: In Debian ist /etc/resolv.conf keine Datei mehr, sondern ein Link auf ..../run/systemd blah blah. Und wenn man nun dort einfach eigene Nameserver eintragen möchte, erlebt man eine Überraschung - klar, für Nameserver ist ab sofort systemd verantwortlich und dafür muss man dann statt wie bisher Schritt a nun Schritt x machen u.s.f. ... und das nun soll einfacher sein?
In einem anderen auch eher systemd freundlichen Forum, ebenfalls mit Schwerpunkt Debian, wurde es dann richtig frech: Auf meinen Einwand in einem Thread pro systemd, dass ich im englischsprachigen FreeBSD Forum schon einige Meinungen von Unixadministratoren gelesen habe, die systemd ablehnen und sich auch um Begründung bemühen - davon abgesehen verwies ich wieder darauf, dass ich gut verstehen kann, wenn einige Entwickler Sachen rund um systemd herum toll finden, kamen dann zwei Reaktionen, die leider typisch sind für fanatische Leute: Sie entgegneten mir positive Sachen zu systemd, die ich selbst direkt davor geschrieben habe (das ist ja noch lustig), aber zu der Ablehnung seitens der FreeBSD Leute wurden dann sofort Spekulationen zum Teil sehr böswilliger Art über deren Unfähigkeit los getreten, ohne etwas über diese Leute zu wissen. Im letzteren Forum gibt es nun aber einige, die die Entwicklung von Devuan sehr genau verfolgen und das sogar installieren (zu Devuan, seinen Qualitäten wie auch Unzulänglichkeiten kann ich gar nichts sagen, ich kenne es nicht).
Ich habe schon manche Diskussion hinter mir wegen systemd - und ich pflege an Diskussionen oftmals so teil zu nehmen, dass ich Pro und Contra versuche zu verstehen, Pro und Contra dann formuliere, damit eventuell bei Missverständnissen meinerseits andere da korrigieren können, aber gerade zu systemd läuft es leider oftmals auf folgende Formel hinaus, die zum Teil ziemlich aggressiv vertreten wird:
pro systemd bedeutet Kompetenz aber zum Teil auch ein Mitlaufen ohne Kompetenz (dem kann ich durchaus zustimmen)
kontra systemd bedeutet grundsätzlich Inkompetenz
Auf so etwas habe ich keine Lust mehr, weshalb ich mich aus zwei Linuxforen letztens verabschiedet habe.
Viele Grüße,
Holger