Doku lesen hat vorallem ein riesen Vorteil, man eignet sich die richtigen Begrifflichkeiten an und redet später weniger am Thema vorbei.
Aus eigener Erfahrung möchte ich da aber hinzufügen, dass es nicht immer einfach ist, die richtigen Begriffe zu finden und auch zu verstehen.
Für mich, als jemandem ohne jegliche Ausbildung, stellt ja zunächst jede Frage ein großes Geheimnis dar. Wie geht was und wie kann ich etwas realisieren, das in meinem Kopf herum schwebt? Noch lange vor einer Doku zu einem Thema muss ich erst das Gebiet allgemeiner kennen und womöglich verstehen lernen. Dazu dienen dann diverse Artikel im Netz, angefangen bei Wikipedia über unterschiedliche Foren und so weiter.
Ich möchte das als Grundlagenwissen bezeichnen.
Sicher kann man viel solchen Grundlagenwissens bei einer Ausbildung vermittelt bekommen und hat dann einen besseren Start. Aber auch hier wird wohl nicht jedes Gebiet ausreichend abgedeckt sein.
Damit bleibt einer der großen Ansprüche, wenn man als unbedarfter Neuling mit einem BSD starten möchte, das Vermögen, Information zu finden, Artikel lesen und bewerten zu können. Das ist vor allem eine sprachlich logische Herausforderung.
Auf diesen Punkt wollte ich heute deshalb mal extra hinweisen, weil diese Qualifikation auch zu anderen Themen gefordert ist. Wenn es etwa darum geht, die Glaubwürdigkeit von Politikern einzuschätzen oder Fake-News als solche zu entlarven. Nun möchte ich nicht sagen, dass ein Nutzer von FreeBSD immer auch vor falschen Nachrichten sicher ist, aber umgekehrt wird es wohl kaum jemand schaffen, sich einen Desktop mit FreeBSD einzurichten, der vorbehaltlos alles glaubt was im Netz geschrieben wird.
FreeBSD ist untauglich für Einfaltspinsel und geistige Tolpatsche. Es erfordert meiner Ansicht nach hauptsächlich und noch vor der sinnvollen technischen Ausbildung, einen wachen Verstand mit analytischen Fähigkeiten und gewisser sprachlicher Kompetenz.
Das gilt nicht nur für FreeBSD, sondern natürlich auch für ähnlich strukturierte Systeme aus der Freien Welt, die man sich erst zusammenbauen muss, bevor sie als Desktop oder für spezielle Aufgaben eingesetzt werden können.
Ich weiß auch nicht, warum wir diese Anforderung bisher gar nicht thematisiert haben. Man kann sie vielleicht auch technische Intelligenz nennen, aber mit dem Begriff tue ich mir persönlich etwas schwer. Wir dürfen aber nicht verkennen, dass es auch Leute mit großem Willen und Ausdauer vielleicht nicht schaffen werden, ein FreeBSD erfolgreich einzusetzen, einfach, weil es ihnen an den notwendigen Geistesgaben mangelt. Vielleicht haben wir Angst davor, das so drastisch auszudrücken, weil wir dadurch automatisch den Anschein erwecken, FreeBSD Nutzer bildeten eine gewisse Elite. Solche Gedanken sollte man nicht hegen. Es gibt eine Menge weiterer geistiger Anforderungen und viele sehr schlaue Menschen, die trotzdem nicht in der Lage wären, FreeBSD erfolgreich einzusetzen. Es gibt aber auch ein Mindestniveau, unterhalb dessen es nicht gelingen wird, FreeBSD selbstständig zu einem Desktop-System auszubauen.
Gerade deshalb wurden ja Distributionen wie Ubuntu erfunden, damit man auch weniger begabten Menschen einen Zugang zu OpenSource ermöglichen kann. Das ist auch sehr edel, denn ansonsten wären solche Leute ja vollkommen abhängig von den proprietären Lösungen am Markt.
Es ist überhaupt gar keine Schande, solch ein fix und fertig System zu nutzen. Eher fühlt es sich blamabel an, sein proprietäres System nicht aufgeben zu können.
Es ist eben nicht jedermanns Sache, Puzzles mit vielen Teilen zu lösen (ich kann so etwas zB gar nicht). Manche lösen mathematische Rätsel zum Spaß, andere schreiben Krimis oder spielen gerne Klavier. Einige spielen gern mit Betriebssystemen.
Aber alle sollten eine Chance haben, mit OpenSource-Systemen und Programmen zu leben und dabei sind Ubuntu und Co wirklich hilfreich.