Einstellungstests und Assesement-center, was sollen die bringen?

...sie mal ein klassisches Fizz-Buzz tippen zu lassen...
Kannte das auch noch nicht, hatte das gestern Abend mal spaßeshalber ausprobiert, habs schlußendlich "ohne zu spicken" hingekriegt, aber ich denke, ich wäre nicht eingestellt worden... :P
Finds aber besonders spaßig, dass sogar gestandene "Senior"Entwickler daran schon gescheitert sind, wie man so im Internet über das Thema lesen kann.
Und da sind wir wieder beim Thema "Abklopfen von Bewerbern" - nur weil man diesen oder jenen Test nicht gleich kann oder generell nicht besteht, heißt das noch lange nicht, dass man ein Nixkönner ist, bzw dass man die Stelle nicht ausfüllen kann. Genau das kommt allerdings bei solchen Tests halt so heraus, gerade deswegen ist das persönliche Gespräch mit Bewerbern so wichtig, gerade auch, um das persönliche hinter dem Menschen zu erforschen bzw einen Eindruck davon zu bekommen. Das geht mit diesen Standard-Tests im externen Center m.E. nicht!
 
Wobei es mich auch da wundert. Wenn man die Medien bzgl. Arbeitsmarkt verfolgt, bekommt man doch den Eindruck, grade in der IT wird sowieso alles eingestellt, was "Cloud" fehlerfrei buchstabieren kann...

Sofern man in gefragten IT-Bereichen (Entwicklung, DevOps, Security etc.) unterwegs ist und seine Sporen schon verdient hat, hat man in der Tat momentan die freie Wahl an Arbeitsplätzen und Projekten und bekommt den Allerwertesten gepudert.

Die wollen also sich nicht mit jedem auseinandersetzen müssen, einfach um Zeit zu sparen, deshalb ne Vorsortierung der Bewerber extern.

Als ich noch Angestellter war, hat mein damaliger Arbeitgeber auf 3 Ausbildungsplätze für Fachinformatiker deutlich über 400 Bewerbungen bekommen. Nach der Trennung in glückliche und unglückliche Bewerber - der einen Hälfte wurde ohne Sichtung ihrer Bewerbung pauschal abgesagt - und mehreren Runden im Assessment-Center blieben 8 Kandidaten zur persönlichen Vorstellung übrig.

Nach der Auswahl der 3 Azubis aus besagten finalen 8 Bewerbern hat der damals Zuständige gesagt: "Ich weiß nicht, ob wir die besten 3 Bewerber genommen haben. Es ist aber auch völlig egal, die 3 sind auf jeden Fall gut genug."
 
Was genau stört dich daran?
Naja. Beim sozialen Beruf kann es sicher nicht schaden, wenn man mal Zivildienst gemacht hat.
Beim Wachschutz ist vielleicht nicht verkehrt ne Bundeswehr-Grundausbildung vorweisen zu können.
Aber dort?
Ich hab übrigens aus bislang ungeklärten Umständen weder das Eine noch das Andere mitgemacht und würde also rausfallen.

Du brauchst Grundkenntnisse in einer einschlägigen Skriptsprache
Das Problem hier ist auch nicht, dass die Anforderungen so hoch sind. Aber ungenaue Stellenbeschreibungen sind halt (zumindest für mich) genauso abschreckend, wie überhöhte Anforderungen.
Und letztlich gings ja auch darum, warum sich bei euch nur "Graupen" melden.

Dann kannst du, hierzulande, quasi jede Stellenbeschreibung vergessen. Weil diese Anforderung wirst du darin fast garantiert finden.
Gut. Weils alle anderen falsch machen ist ja nicht automatisch ein Grund es selbst so zu tun.
Es geht ja gerade darum mit der eigenen Stellenanzeige Akzente zu setzen. Wenns aussieht wie jede Andere sticht es halt auch nicht hervor.

Und das macht sich halt an solchen Details bemerkbar. Man darf da nicht so denken, dass man hier der Arbeitgeber ist der so gnädig ist den Leuten Arbeit zu geben, sondern eher als einer der um fähige Leute wirbt. Und das ist halt mit einer 08/15 Stellenanzeige nicht sichtbar.
 
Ich hab übrigens aus bislang ungeklärten Umständen weder das Eine noch das Andere mitgemacht und würde also rausfallen.

Ich vermute, die Anforderung "abgeleisteter Zivil-/Präsenzdienst" ist ein Relikt aus den Zeiten vor dem ausgesetzten Wehrdienst, als alle Männer (soviel zum Thema Gleichberechtigung) Wehr- oder Ersatzdienst leisten mussten (früher mit sehr wenigen ausgemusterten Ausnahmen). Es war damals für die Unternehmen ein Problem, dass frisch ausgebildeten Azubis und eingestellte Absolventen zu völlig unkalkulierbaren Zeitpunkten dann kurzfristig für 18 Monate Richtung Bundeswehr entschwanden, auch nachdem sie schon jahrelang im Betrieb gearbeitet hatten.

Wer die Formulierung als Arbeitgeber im Jahre 2018 in Deutschland noch in einer Stellenausschreibung drin hat, sollte sich aber ernsthaft Gedanken machen, welches Bild das einem potenziellen Interessenten vermittelt.

Man darf da nicht so denken, dass man hier der Arbeitgeber ist der so gnädig ist den Leuten Arbeit zu geben, sondern eher als einer der um fähige Leute wirbt.

Um Arbeitnehmer werben ist schwierig und aufwendig. Den Fachkräftemangel beklagen ist leicht und im Zweifelsfalle kann man sich immer noch ein Einwanderungsgesetz kaufen. Sonst müsste man sich tatsächlich noch um die Mitarbeiter bemühen, was man schließlich vor 200 Jahren auch nicht tun musste.

Bei mir in der Region gibt es auch gefühlt genau zwei Arten von IT-Unternehmen:
  • Die einen sind gut aufgestellt, bieten hervorragende Konditionen, organisieren und spondern Meetups sowie BarCamps und stellen ihre Mitarbeiter für Vorträge frei. Das sind auch genau die Unternehmen, die keine Probleme bei der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter haben und an den Formulierungen ihrer Stellenanzeigen nicht ewig feilen müssen, weil die sowieso nur Platzhalter für die Kontaktadressen zum Unternehmen sind. Den Rest besorgt die Mund-zu-Mund-Propaganda.
  • Die anderen beklagen den Fachkräftemangel.
 
Den Fachkräftemangel beklagen ist leicht
lasst mich das mal kurz aufgreifen, es gehört irgendwie doch zum Thema.
Haben wir tatsächlich einen Fachkräftemangel? Oder nur einen Mangel an billigen Fachkräften?
Mir kommt es oft so vor, als wären Unternehmen nicht bereit, anständig für Fachkräfte zu bezahlen und das gilt im Handwerk ganz besonders. Die Ursachen hierfür will ich nicht in dieser Diskussion hinterfragen. Aber ich stelle mir eben vor, dass mehr Leute einen solchen Weg wählen würden, wenn er "mit Gold gepflastert" wäre.
Es kann aber natürlich auch sein, dass wir gar keine geeigneten Leute mehr haben, dass also die Mehrzahl unfähig ist, sich in bestimmten Berufen überhaupt auszubilden. Auch hierfür möchte ich nicht die Ursachen an dieser Stelle diskutieren.

Weil ich selbst aber etwas abseits stehe und aus meinem beschränkten Blickwinkel nicht die Antwort sehen kann, frage ich mal in die Runde.
 
Naja. Beim sozialen Beruf kann es sicher nicht schaden, wenn man mal Zivildienst gemacht hat. Beim Wachschutz ist vielleicht nicht verkehrt ne Bundeswehr-Grundausbildung vorweisen zu können. Aber dort?
Ich hab übrigens aus bislang ungeklärten Umständen weder das Eine noch das Andere mitgemacht und würde also rausfallen.
In .at gilt die Pflicht, entweder Wehrdienst oder Zivildienst abzuleisten (es sei denn man ist, so wie ich, untauglich). Durch Studium oder Ausbildung kann sich die Ableistung aber um einige Jahre verschieben - wenn du dann nach der Ausbildung direkt einen Job findest, ist es für den Arbeitgeber durchaus von Interesse, dass du diesen bereits abgeleistet hast, und nicht nach drei Monaten im Job dann einrücken musst. Die Anforderung hat einen pragmatischen / gesetzlichen Grund.
Das Problem hier ist auch nicht, dass die Anforderungen so hoch sind. Aber ungenaue Stellenbeschreibungen sind halt (zumindest für mich) genauso abschreckend, wie überhöhte Anforderungen.
Und letztlich gings ja auch darum, warum sich bei euch nur "Graupen" melden.
Es haben sich nicht nur Graupen bei uns beworben. Es haben sich auch bei anderen Unternehmen, die ich aus der Sicht kenne, nicht nur Graupen beworben. Die Rate an Leuten, mit signifikanten Schwächen in allen Belangen war, laut den mir bekannten Erfahrungsberichten, allgemein nicht insignifikant.
Gut. Weils alle anderen falsch machen ist ja nicht automatisch ein Grund es selbst so zu tun. Es geht ja gerade darum mit der eigenen Stellenanzeige Akzente zu setzen. Wenns aussieht wie jede Andere sticht es halt auch nicht hervor.
Du bewirbst dich also nicht bei einem interessanten Arbeitgeber, weil du dich an seiner Anforderung nach einwandfreier Sprachbeherrschung störst & dies absichtlich wortwörtlich nimmst. Ja, gut.
Haben wir tatsächlich einen Fachkräftemangel? Oder nur einen Mangel an billigen Fachkräften?
Beides, in meinen unbedarften Augen.
 
Beides, in meinen unbedarften Augen.

Bspw. wollte mich ein IT-Unternehmen ernsthaft zum Mindestlohn [von 8,50 Eur / h] beschaeftigen [Developement mit C / C++]. Ich dachte zunaechst, dasz das irgendetwas mit Probezeit zu tun haette und sich noch aendert. Es aenderte sich nicht, dann kuendigte ich.

Davor arbeitete ich etwa 1 Jahr lang als "Java Developer" [wider besserem Wissen ueber branchenuebliche Stundenloehne] auch zum Mindestlohn bei einem anderem Unternehmen.

Um Missverstaendnisse zu vermeiden: das was ich schrieb, soll jetzt kein Gejammere sein, denn ich habe keinen Grund zum jammern, da es mir gut geht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Haben wir tatsächlich einen Fachkräftemangel? Oder nur einen Mangel an billigen Fachkräften?

Wir haben einen Mangel an billigen Fachkräften.

Wenn man als Unternehmen akut IT-Fachkräftebedarf hat, braucht man sich nur an die ganzen IT-Freelancer wenden, die auf dem Markt unterwegs sind. Dort kriegst du hervorragend qualifizierte Fachleute hier und jetzt für nur ~80-90€/h exklusive Mehrwertsteuer (je nach Region und Aufgabe etwas mehr oder weniger). Dort herrscht auch elastische Nachfrage, d.h. mit mehr Geld kann man IT-Freelancer, die gerade mal etwas kürzer treten, leicht zur Mehrarbeit bewegen.

Bei den IT-Festangestellten kenne ich viele, die von der Technik in Vertrieb oder Management gegangen sind, einfach weil man dort deutlich mehr Geld verdient.

Aber ich stelle mir eben vor, dass mehr Leute einen solchen Weg wählen würden, wenn er "mit Gold gepflastert" wäre.

Vor allem für Männer ist nach wie vor Geld eines der Hauptkriterien bei der Job- und Berufswahl. Mit Speck fängt man Mäuse. :D

Die Rate an Leuten, mit signifikanten Schwächen in allen Belangen war, laut den mir bekannten Erfahrungsberichten, allgemein nicht insignifikant.

Die guten Leute tauchen heutzutage auch niemals auf dem regulären Bewerbungsmarkt auf, sondern werden vorher schon über ihr persönliches Netzwerk abgeworben. Wer sich tatsächlich auf eine Stellenanzeige bewirbt, wird eher Berufsanfänger oder bestenfalls zweite Garde sein.

Du bewirbst dich also nicht bei einem interessanten Arbeitgeber, weil du dich an seiner Anforderung nach einwandfreier Sprachbeherrschung störst & dies absichtlich wortwörtlich nimmst. Ja, gut.

Ich würde mich auch einfach mal bewerben. Wenn man im Vorstellungsgespräch merkt, dass die Erwartungshaltung nicht zusammenpasst, kann man immer noch nein sagen. Schlimmstensfalls ist man um ein paar Erfahrungen reicher.

Um Missverstaendnisse zu vermeiden: das was ich schrieb, soll jetzt kein Gejammere sein, denn ich habe keinen Grund zum jammern, da es mir gut geht.

Bei 8,50€/h hast du allen Grund zum Jammern. Unter ~30€/h brutto als Festangesteller (je nach Region und Aufgabengebiet) muss man sich in der IT ernsthaft die Sinnfrage stellen und lieber heute als morgen nach einer besser bezahlten Stelle Ausschau halten.

Es gibt ja zum Glück Gehaltsspiegel, bei denen man herausfinden kann, ob man sich unter Wert verkauft und im Zweifelsfalle nach Verbesserung streben.
 
Haben wir tatsächlich einen Fachkräftemangel?
Kurz und knapp. NEIN! Das ist eine propagandistische Lüge, die seit Jahren von der Mainstream Presse von den Areitgeberverbänden übernommen wird. Und wenn das nur ansatzweise stimmig wäre, würden doch die Löhne und Gehälter darauf reagieren, oder?
 
Das Märchen vom Fachkräftemangel wird gerade erneut aufgefrischt. Guckst Du hier:

Fachkräftemangel

Natürlich vom IW. Wenn das der Wirklichkeit entspräche, so frage ich mich, warum Ihr in den vergangenen Jahren nicht quantitativ und qualitativ ausgebildet habt, denn das wäre ja nachhaltig gewesen?
 
Als Märchen würd ich das mit dem Fachkräftemangel zumindest in manchen Branchen nun nicht grad bezeichnen, als selbstverschuldet freilich schon. Nur mal als Beispiel: Wenn es mehr Architekturstudenten als Maurerlehrlinge gibt, dann ist irgendwas im System faul und irgendwann gibt es eben nicht genügend Maurer - und "irgendwann" ist offensichtlich jetzt.
 
Kurz und knapp. NEIN! Das ist eine propagandistische Lüge, die seit Jahren von der Mainstream Presse von den Areitgeberverbänden übernommen wird. Und wenn das nur ansatzweise stimmig wäre, würden doch die Löhne und Gehälter darauf reagieren, oder?
Kurz und knapp: Doch, aber das Problem ist wesentlich komplexer, als es sich in einem dreizeiligen Forenbeitrag sinnvoll darlegen lässt. Aber es ist eben doch leichter, "Mainstream Presse" zu schreien, als sich tiefergehende Gedanken zu machen. :rolleyes:
 
Kurz und knapp: Doch, aber das Problem ist wesentlich komplexer, als es sich in einem dreizeiligen Forenbeitrag sinnvoll darlegen lässt. Aber es ist eben doch leichter, "Mainstream Presse" zu schreien, als sich tiefergehende Gedanken zu machen. :rolleyes:
Nur zu Deiner Information, ganz sicher habe ich mir zu dieser Thematik schon länger tiefergehende Gedanken gemacht. Werde das aber wegen negativer Erfahrungen bei politisch eingefärbter Thematk hier mit Sicherheit unterlassen, das zu posten, denn es würde mitunter wahrscheinlich auch schnell mal in OT abdriften. Ich stimme Dir aber bei, das das Problem tatsächlich komplex ist. Auch schließe ich nicht gänzlich aus, das es aus der Sicht der Arbeitgeber tatsächlich so aussieht, als ob wir einen gravierenden Fachkräftemangel hätten. Aber diese Aussage sagt nichts über die tatsächlichen Beweggründe und deren Motivation aus. Seit wie vielen Jahren wird darüber diskutiert? Richtig, seit Jahrzehnten. Bleibt doch die berechtigte Frage, warum dann, wenn das Problem erkannt wurde, nicht bedarfsgrecht ausgebildet wurde. Es ist zu vermuten, das hier Kosten eingespart werden sollen und es eben billiger ist, fertig ausgebildete Arbeitskräfte zu "importieren". So weiter möchte und will ich mich nicht einlassen. Das Arbeitnehmer und Arbeitgeber hier kontroverse Sichtweisen entwickeln, liegt naturgemäß auf der Hand.
 
Im IT Bereich ist der Mangel sehr deutlich.

Leider ist auch "selber ausbilden" nicht gerade einfach bzw. ein Risiko fuer den Arbeit- oder eher Ausbildenden-Geber.
 
Die Anforderung hat einen pragmatischen / gesetzlichen Grund.
Trotzdem falsch ausgedrückt. Du suchst ja niemanden, der seinen Dienst abgeleistet hat, sondern jemanden, der nicht mehr eingezogen wird.

Du bewirbst dich also nicht bei einem interessanten Arbeitgeber, weil du dich an seiner Anforderung nach einwandfreier Sprachbeherrschung störst & dies absichtlich wortwörtlich nimmst. Ja, gut.
Wie ich schon sagte. Eine einzelne Aussage allein da würde ich eher nicht als alleinigen Grund nehmen. Es kommt viel mehr darauf an, wie eine Stellenausschreibung allgemein bei mir ankommt. Daran sind in der Regel mehrere Sachen beteiligt. Solche Sachen haben zumindest Einfluss.
Und worüber ich alles gestolpert bin, hatte ich Dir ja genannt.

Die guten Leute tauchen heutzutage auch niemals auf dem regulären Bewerbungsmarkt auf, sondern werden vorher schon über ihr persönliches Netzwerk abgeworben. Wer sich tatsächlich auf eine Stellenanzeige bewirbt, wird eher Berufsanfänger oder bestenfalls zweite Garde sein.
Da ist sehr viel dran.
Auch wenn ich vom absolutistischen "niemals" doch etwas abrücken würde.

Im IT Bereich ist der Mangel sehr deutlich.
Aber mal ehrlich. Unabhängig davon, ob an dem Fachkräftemangel etwas dran ist oder nicht: Das Thema Fachkräftemangel geht doch schon ewig durch die Medien (mal mehr mal weniger). Es kann sich also keiner rausreden, er hätte von nix gewusst. Wer heute die Hand hebt und ruft "Fachkräftemangel", der muss sich schon die Frage gefallen lassen, was er denn dagegen getan hat.

Leider ist auch "selber ausbilden" nicht gerade einfach bzw. ein Risiko fuer den Arbeit- oder eher Ausbildenden-Geber.
Das Risiko, dass der Auszubildende seine Ausbildung nicht abschließt? Also bilden wir lieber gar nicht aus. Oder wie? :-)
 
Wir haben einen Mangel an billigen Fachkräften.

Wenn man als Unternehmen akut IT-Fachkräftebedarf hat, braucht man sich nur an die ganzen IT-Freelancer wenden, die auf dem Markt unterwegs sind. Dort kriegst du hervorragend qualifizierte Fachleute hier und jetzt für nur ~80-90€/h exklusive Mehrwertsteuer (je nach Region und Aufgabe etwas mehr oder weniger). Dort herrscht auch elastische Nachfrage, d.h. mit mehr Geld kann man IT-Freelancer, die gerade mal etwas kürzer treten, leicht zur Mehrarbeit bewegen.

Aaaaah komm.... die Freelancer sind die "ärmschten" :D
Die gehören alle zur Gattung der Zunft des "blutenden Geldbeutels" für so mickrige Stundensätze... wie 80 Euro, da verhungert man ja... vor allem wenn das Finanzamt erst mal fertig ist mit einem....

Ne mal ohne Witz.... mittlerweile bekommst Du ohne eigene GmbH kein Projekt mehr weil die ganzen Menschenhändler, sowie deren Endkunden mordsmäßig Schiss haben vor Scheinselbständigkeit.

Momentan kann es sich allerdings wirklich lohnen in Festanstellung zu gehen, diverse Konzerrne im Stuttgarter und auch Münchner Raum... stellen alles ein was eine Tastatur halten kann und nicht bei Drei auf dem Baum ist..
 
Als ich meine Umschulung zum FiSi gemacht habe, haben wir uns auch mal mit den FiAe Lehrern unterhalten... Da wurden wurden wir z.B. auch nach der "Mitternachts Formel" gefragt... und bekamen auch Aussagen zu hören wie "wie wollen Sie Programmieren lernen, wenn sie diese Formel nicht mal kennen" btw. In der Hauptschule, der Ausbildung zum Steuerfachgehilfen und dem Bürokaufmann war diese Formel nie ein Thema... aber den Dreisatz und %rechnung hat man immer gebraucht
Es ist schon nachvollziehbar warum solche Tests gemacht werden... ein FiAe z.B. soll irgendwann ein Verkaufbares Programm schreiben und oder nach Kundenwünschen ein Programm entwickeln können. Wenn er dann nicht mal die Grundrechenarten beherrscht ist das Mist. Bei einer Ausbildung geht für den Ausbildungsbetrieb Zeit für anderes verloren, wenn er erst einmal die Defizite der Schulbildung nachholen muss.
So testcenter konnten sich, als ich aus der Schule kam, kaum einer Leisten... meist nur die Industrie. Fragen und einschätzungen wurden bei normalen Betrieben durch den Chef und langjährige Mitarbeiter (Geselle oder Meister) gestellt... Selber war ich bei noch keiner Bewerberauswahl dabei als langjähriger Mitarbeiter dabei. Meine Schwester erzählte mir aber von einer Fragerunde von Apotheken-Helferinnen Azubi Bewerbern... die oft sogar bei Prozent Aufgaben mit vollen 10% lieber falsch geraten haben, als zuzugeben das sie es nicht beherrschen.
 
Von diesen Ausbildungsmängeln und Defiziten les ich immer wieder. Deshalb will ich meine Aussage ein wenig korrigieren. Es gibt keinen Fachkräftemangel, sondern ein Mangel an geeigneten Bewerbern. Wenn die schon bei den Grundrechenarten versagen, dann kann ich das Gejammer der Arbeitgeber besser verstehen. Meine Generation beherrscht noch das Kopfrechnen.:D Aber das alles beantwortet nicht die Frage, warum die Bewerber bereits bei den Basics so schwächeln. Um dem auf dem Grund zu gehen, müßten wahrscheinlich die bestehenden Schulsysteme auf den Prüfstand.
 
Auch die Probleme von Schülern und Azubis sind komplex. :) Es ist einfach auf die angeblich dummen Schüler zu schimpfen, aber man muss es im größeren Rahmen betrachten.

Es beginnt damit, dass sich die Lebenswirklichkeit vieler Schüler in den letzten 10 bis 20 Jahren drastisch verändert hat. Früher ging man nach maximal 6 Schulstunden nach Hause, es war nur ein Elternteil voll berufstätig. Heute sind bei vielen Kindern beide Eltern Vollzeit im Beruf, weil auch die Frau völlig zu Recht eine Karriere machen will oder da es durch die gestiegenen Lebenserhaltungskosten einerseits und stagnierenden Löhnen / Gehältern andererseits finanziell notwendig ist. In der Folge gehen immer mehr Kinder in Konzepte wie Ganztagsschulen, schulen mit Nachmittagsbetreuung und ähnlichem. In meinem Bekanntenkreis verbringen inzwischen beinahe mehr Zeit in der Schule und Betreuung als zu Hause. Aber trotz dessen hält man in Deutschland noch immer an dem dieser Realität nicht mehr entsprechenden Grundsatz fest, dass die Schule nur lehrt, aber nicht erzieht. Das sei Aufgabe des Elternhauses. In der Folge irren viele Kinder und später Jugendliche orientierungslos durchs Leben, mit allen Konsequenzen.

Ein weiterer oft vergessener Punkt ist die "Stoffexplosion". Die Welt ist komplexer geworden, Kinder müssen heute wesentlich mehr lernen als ihre Eltern und erst recht als ihre Großeltern. Die Anzahl Stunden pro Woche, in denen man sinnvoll etwas lernen kann, ist aber nicht größer geworden. Das führt zwangsläufig dazu, dass sehr viele Themengebiete nur noch oberflächlich angeschnitten werden können. Wodurch viele Schüler heute ein sehr breites, aber kaum tiefgehendes Wissen haben. Dort ist man auch schnell bei einer Grundsatzdiskussion darüber, was im Jahr 2018 sinnvoller Stoff ist und was nicht. Muss man die Flüsse Asiens auswendig lernen, wenn es Google gibt? Muss man wirklich präzise und schnell kopfrechnen können, wo ich gerade gestern einen Taschenrechner für 4,99€ gekauft habe? Muss man sicher schreiben können, wenn es Rechtschreibprogramme gibt? Ja, da ist nun polemisch. Aber genau das Problem. Es gibt einfach so gut wie keinen Konsens darüber, was unsere Kinder lernen sollen und was nicht.

Und nicht zuletzt sind die Anforderungen an Azubis drastisch gestiegen. Viele Berufsbilder waren noch vor 30 Jahren recht abgeschlossen und überschaubar, heute verlangen sie umfangreiches Wissen über Mechanik, Elektronik, Software, die Bedienung komplexer Maschinen und so weiter. Menschen werden aber im Durchschnitt nicht intelligenter oder begabter. Wer über die Qualität von Azubis meckert muss auch sehen, dass heute von Azubis wesentlich mehr verlangt wird und das jemand, der vor 30 Jahren noch gut für einen Beruf geeignet war, heute weitgehend chancenlos ist.

Last but not least sind da noch die Zustände im deutschen Schulsystem allgemein. Aber das ist ein Fass, was am Besten gar nicht aufmacht. Schon alleine, da das Themengebiet bereits seit den 80er Jahren idiologisch zwischen konservativen und linken Positionen so vergiftet ist, dass kaum eine sinnvolle Diskussion mehr möglich ist.
 
Aber trotz dessen hält man in Deutschland noch immer an dem dieser Realität nicht mehr entsprechenden Grundsatz fest, dass die Schule nur lehrt, aber nicht erzieht. Das sei Aufgabe des Elternhauses.
Das war noch niemals richtig und kann es auch nicht sein. In den 70er/80er Jahren sind die tradierten Erziehungspraktiken und Vorstellungen darüber was eine richtige oder gute Erziehung ausmacht beerdigt worden ohne dass sich ein gesellschaftlicher Konsens darüber wie das zukünftig aussehen soll herausgebildet hat. Damit entstand für Eltern und Lehrer die Notwendigkeit ihre jeweils eigenen Erziehungsvorstellungen und Praktiken zu entwickeln was natürlich eine strukturelle Überforderung darstellt. Hinzu kamen dann diverse, sich einander ablösende Reformen die an bestimmte (politischen) Vorstellungen gebunden waren und über Eltern und Lehrer hereingebrochen sind ohne dass daraus so etwas wie eine Konsolidierung entstehen konnte. Die vermeintliche Trennung von Erziehung und Lehre ist nichts anderes als der Ausdruck dieser Situation denn so können alle Beteiligten (Politik, Verwaltung, Eltern, Leher) den den schwarzen Peter den jeweils anderen zuschieben.
In der Folge irren viele Kinder und später Jugendliche orientierungslos durchs Leben, mit allen Konsequenzen.
Das ist sicherlich so! Allerdings trifft dass unterschiedliche soziale Schichten in unterschiedlichem Ausmaß. Zu all dem kommt hinzu dass die Schule mit allen möglichen Inhalten die von allen möglichen sozialen Gruppen als wichtig erachtet werden überschwemmt wird so dass für die Kernaufgaben wenig bis nichts übrig bleibt. Last but not least sein noch die Überbürokratisierung der Schule erwähnt die mögliche Handlungsspielräume in hohem Maße einschränkt. Aber zu all dem ließe sich noch eine Menge sagen....
 
Die gehören alle zur Gattung der Zunft des "blutenden Geldbeutels" für so mickrige Stundensätze... wie 80 Euro, da verhungert man ja... vor allem wenn das Finanzamt erst mal fertig ist mit einem....

Ich wollte auf einen anderen Aspekt hinaus: es gibt mehr als genug freie Kapazitäten am Markt - man muss nur willens sein, dafür zu zahlen. Wen ein Unternehmen Bedarf hat, bekommt es aktuell auch Leute.

Ne mal ohne Witz.... mittlerweile bekommst Du ohne eigene GmbH kein Projekt mehr weil die ganzen Menschenhändler, sowie deren Endkunden mordsmäßig Schiss haben vor Scheinselbständigkeit.

Es geht auch ohne GmbH (wobei die 1-Mann-GmbH einem sowieso nichts nützt, man braucht schon Angestellte) nach wie vor gut genug. Man merkt allerdings schon die Versuche der Bundesregierung, über das Scheinselbständigkeitsgesetz möglichst viele Selbständige in die Fänge der Zeitarbeit zu drücken.

Momentan kann es sich allerdings wirklich lohnen in Festanstellung zu gehen, diverse Konzerrne im Stuttgarter und auch Münchner Raum... stellen alles ein was eine Tastatur halten kann und nicht bei Drei auf dem Baum ist..

Ja. Dort wird man weder arm noch muss man an Überarbeitung sterben. ;)
 
Ich wollte auf einen anderen Aspekt hinaus: es gibt mehr als genug freie Kapazitäten am Markt - man muss nur willens sein, dafür zu zahlen. Wen ein Unternehmen Bedarf hat, bekommt es aktuell auch Leute.
Eben! Gestern/Vorgestern war im TV ein Bäckermeiste zu bewundern der sich beklagt hat dass er keine Leute findet. Arbeiszeit 0:0 bis 8 Uhr morgens, Stundenlohn 12, ~ Euro. Die sind aber auch Arbeisscheu die Leute! :rolleyes:
 
Wobei man auch die andere Seite sehen muss. Vielleicht nicht so sehr in den großen Konzernen, aber spätestens ab dem unteren Ende des Mittelstands ist es auch nicht mehr so dick. Wenn ich beispielsweise als Bäcker gegen Aldi mit 14 Cent pro Brötchen konkurrieren muss, kommt es in meiner Kostenstruktur auf jeden Cent drauf an. Und Personalkosten sind ein großer Block, oft sogar der größte überhaupt. Ich sehe das auch stark bei meiner Mutter in der Baubranche. "Dann zahl doch mehr" ist auch dort einfach gesagt. Aber wie denn, wenn kaum ein Bauträger bereit ist die Gewerke entsprechend zu bezahlen und im Zweifel lieber eine Truppe Billigmalocher aus dem Ostblock nimmt?
Niedrige Löhne sind nur ein Symptom einer generellen Geiz ist Geil Mentalität. Und solange wir es als Gesellschaft nicht schaffen von der wegzukommen, wird es an der Lohnfront für die breite Masse nicht wesentlich besser werden.
 
Niedrige Löhne sind nur ein Symptom einer generellen Geiz ist Geil Mentalität. Und solange wir es als Gesellschaft nicht schaffen von der wegzukommen, wird es an der Lohnfront für die breite Masse nicht wesentlich besser werden.
Das ist keine Frage der Mentalität, denn das verschiebt das Problem auf die individuelle Ebene, und da ist es sicherlich nur zu einem kleinen Teil lokalisiert, einem ganz kleinen Teil:
(1) Es findet eine Verlagerung vom Prodiuktions- auf den Dienstleistungsbereich statt. Während im Produktionsbereich durch technologische Veränderungen ständig Arbeitskräfte freigesetzt werden, verbleiben die Sozialkosten im Dienstleistungsbereich. Zugleich werden Teile des Produktiionsbereiches in die sog. 3.Welt verlagert wo entsprechend minimale Löhne bezahlt werden. Diese Produkte werden dann für einen minimalen Preis reimportiert und mit denen konkurrieren dann die kleinen Produktions- und Dienstleistungsbetriebe. Es sind dann also z.B. die vorgebackenen Brötchen aus China mit denen der Bäcker konkurriert.
(2) Große Firmen, im Produktions- aber auch Dienstleistungsbereich wie z.B. dem Handel, haben jede Menge Möglichkeiten sich durch (lewgale!) steuerleiche Möglichkeiten von den Sozialkosten zu entlasten und können auf der Einkaufsseite über ihre Marktmacht die Preise weitgehend diktieren. Teile der kleinere Firmen werden so zu abhängigen Anhängseln der großen.
(3) Während jeder Handwerker der Pleite geht (und das sind in den letzten Jahrzehnten eine Menge) eben Pleite geht, jeder kleine landwirtschaftliche Betrieb eben aufgibt, wird die Politik dank bester Lobbyarbeit und unterstützt von den Medien aktiv wenn es um die "Rettung" von Banken oder Großbetrieben geht.
(4) Die enormen privaten Gewinne die derart erwirtschafteten werden, werden in einem von jeder Kontrolle befreiten internationalen Finanzmarkt reinvestiert wärend die Kosten, seien sie sozialer oder ökologischer Natur, der Gesellschaft auferlegt werden.

... und, und und...

Das Ganze ist eingebettet in eine Ideologie (propagiert von Parteien und Medien) in der der Markt und die Konkurrenz alles bestens regelt während der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren geht (wen wundert das?) und die Umwelt leidet. Die letzten beißen eben die Hunde....

Um nicht mißverstanden zu werden: Es geht nicht darum die Entwicklung zurückzudrehen wie sich das wohl manche denken, es geht darum auf die technologische und ökonomische Entwicklung politisch angemessene Antworten zu finden und die auch druchzusetzen.
 
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