Für bedenklich halte ich die Einstellung, die Entwicklung von Software zur Lösung realer Probleme - mit all den Kompromissen, die das erfordert - sei eine verwerfliche und verachtenswerte Angelegenheit. Nur wer in reinen Sprachen nicht existente Probleme beackert, ist der Huldigung würdig.
Das Problem ist ein Anderes. Ich nehm mal exemplarisch
Javascript (gilt aber im Prinzip für jede andere Einsteigersprache). Die Sprache ist so, dass auch jemand der nicht wirklich begabt ist damit ein Programm entwickeln kann. Die Lernkurve ist (scheinbar) flach und so kommt man auch schnell zu Ergebnissen und kann dementsprechend auch schnell Applikationen bauen.
Das Problem daran ist, dass die Applikation nicht wirklich robust und/oder sicher ist. Der Javascript-Programmierer musste sich ja nie gedanken um Sachen wie was ist der Unterschied zwischen
Integer und
String machen. Hat ihm ja die Sprache abgenommen. Und in den rudimentären Tests funktioniert auch alles wunderbar. Gut. Es hakt mal ein bissl. Muss man neustarten. Keine Ahnung worans liegt aber schlimm kann es ja nicht sein. usw.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Solange alles nur im kleinen Rahmen abläuft ist alles ganz nett. Aber sobald professionelle Anforderungen kommtn, kracht es. Dann ist Javascript nämlich plötzlich nicht mehr einfach, sondern hoch komplex.
Javascript oder PHP-Programmierer werden ja immer etwas belächelt. Aber diese Sprachen wirklich zu beherrschen, um damit professionelle Lösungen zu bauen ist alles andere als einfach. Denn werden nämlich plötzlich wieder Sprachen interessant, die dem Programmierer abverlangen sich mit solchen Nichtigkeiten wie Variablendeklaration herumzuschlagen und der gleichen.
(Vermeintlich) einfache Sprachen sind nett, wenn jemand für sich seine Probleme lösen will. Sobald daraus mehr werden soll, muss man es auch anders angehen. Und das geschieht leider zu wenig. Das Ergebnis sehen wir heute mit der vielen kaputten Software die es gibt.
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern wo, wenn es ein Problem gab, man immer die Schuld bei sich selbst gesucht hat. Ganz einfach weil es auch meist so war. Auf die Software war i.d.R. Verlass.
Heute ist es genau umgekehrt. Wenns ein Problem gibt, gucke ich zuerst nach der Software. Und sehr häufig sieht man dann, dass genau hier das Problem liegt.
Wegen Einbindung von Bibliotheken:
Grundsätzlich hast Du recht. Aber auch hier ist das Problem wieder die Anwendung in der Praxis. Da wird halt irgendeien Bibliothek genommen über die man eigentlich auch nix genaues weiß. Aber es funktioniert irgendwie.
Dann gibts aber Probleme beim Deployment. Das man seine Software mit einer veralteten Bibliotheksversion ausliefert die bekannte Sicherheitslücken hat und solche Späße.
Es sollte eben genau nicht nur darum gehen, dass man am Ende des Tages irgendwie was Funktionierendes hat, was aber eigentlich am Rande des auseinanderfallens ist.
Unser Leben ist ja inzwischen auch sehr von der IT abhängig und die allgemeine Qualität in der Softwareentwicklung wird dem nicht gerecht (positive Beispiele gibts natürlich auch).
Und ich weiß nicht, ob ich über eine Reaktorsteuerung die mit
nodeJS von nem Werksstudent zusammen geschraubt wurde wirklich ein gutes Gefühl hätte.