Ich verfolge seit einiger Zeit den Thread ein bisschen und finde es super lustig wie hier fast alle mit einem offensithlich recht kleinen IT-Horizont* und ohne die möglichkeit mal 2,3 Schritte zurückzugehen Seitenlange aufsätze schreiben und sich dabei auch noch immer wieder im Kreis drehen.
Villeicht als Beispiel:
In "meinem" IT Horizont gibt es nur Windows-Desktops, nen paar einzelne Linuxserver ohne Docker oder son quark, quasi handadministriert, Windows Server (ohne Docker & Co), nen paar Appliances und ne IBM iSeries.
Nach der Logik ist nicht nur *BSD sondern auch den ganzen krams den Ihr da über Docker und Container und Jails und so schreibt - komplett bedeutungslos.
Nun ist "mein IT Horizont" aber halt nicht das maß aller dinger, aber eurer halt auch nicht.
Hier trotzdem mal 2,3 "Denkanstöße" die ich so hier noch nicht gesehen hab:
Im Desktop-Bereich hat Microsoft durch das gute Windows 7 und danach das gute 10 zarte versuche im Bereich Linux-Desktop breiter erfolgreich zu sein, so ziemlich global zunichte gemacht, einzig nennenswert ist da noch als alternative MacOS. Ansonsten ist der Zug abgefahren!
Wer jetzt noch Linux auf dem Desktop nutzt macht dies aus einem oder mehreren der Folgenden Gründe:
- Er ist ein Enthuisiast
- Er hat (berechtigte) Sorgen zum Thema Datenschutz & Überwachung
- Ihm ist die ggf. höhere "Sicherheit" des OS wichtig
- Aus Überzeugung / Ideologie
- Er braucht praktisch ein feature das Linux hat aber Windows nicht hat.
- Er möchte sich generell ein bisschen mit der Alternative beschäftigen
- Sicher ist diese Liste nicht vollständig
![Smilie :) :)](https://www.bsdforen.de/static/smilies/smile.gif)
Aber selbst hier fahren viele Zweigleisig, weil auch Linux-Only nur bei sehr schmalen Anforderungen funktioniert - stichwort Netflix, Prime Video & Co in FullHD
![Smilie :) :)](https://www.bsdforen.de/static/smilies/smile.gif)
Unterstützung von Firmen (Treiber, Software) gibt es meist nur aus "Good Will", oder weils für Server oder so eh gebraucht wird, aus Marketinggründen, oder auch aus strategischen Gründen (Man möchte sich nicht nur auf Windows verlassen, denke das ist bei Steam nen wichtiger Punkt)
Tja, und *BSD ist da dann nochmal wesentlich unbekannter und gilt halt auch als "Komplizierter" als Linux und ist ganz eindeutiger zumindest in teilen nochmal etwas eingeschränkter was einige Szenarien angeht. Wenn auf jeden 500. Linuxdesktopuser ein *BSD nutzer kommt, ist das schon sehr sehr sehr optimistisch. Dennoch wer Linux aus z.B. wg. Datenschutz nutzt ist vill. ja auch an *BSD mal interessiert e.t.c.
Aber das ist ja auch nichts schlimmes oder gar neues!
Es gibt uns ja, die *BSD nutzer, und wir machen das ja alle aus dem ein-oder-anderen grund. Die *BSDs sind ja u.U. auch gerade interessant weil sie sich dann doch von Linux unterscheiden in z.B. ihrer etwas übersichtlicheren Struktur e.t.c. - das bedingt aber halt auch gewisse abstriche da kleineres Team, weniger möglichkeiten aber letzendlich auch garnicht das Ziel 1:1 Linux abzubilden inkl. aller funktionen.
Klar ist es auch wichtig mit der Zeit zu gehen. Ich kann z.B. das meiste an Desktop krams auf meinem OpenBSD Notebook machen, was halt fehlt ist Netflix & Co sowie Daddeln und 2,3 andere Kleinigkeiten - dafür gibts dann halt die Windows-Kiste.
Und machen wir uns nichts vor, obwohl 99,9% oder mehr aller Desktops auf Windows laufen, ist Windows bei den "Endusergeräten" nur noch ein kleinerer Teil - deutlich mehr Geräte laufen, egal in welcher Bauform unter iOS oder Android - und das finde ich tatsächlich aus IT-Sicht bedenklicher, obwohl ich selbst heavy-user da inzwischen bin - deshalb auch mein experiment mit dem PinePhone.
Bei der Serversicht wirds dann schon wieder deutlich diverser, hier hat Linux nicht verloren, Windows nicht gewonnen und es ist noch viel Platz und Raum für *BSDs und noch exotischeren systemen wie die IBM iSeries - aber natürlich nicht in allen Bereichen.
Ich finds aber etwas schade das in der ganzen Diskusion nur ein sehr sehr schmaler bereich betrachtet wird, ich nenns mal "Eure Welt". Ich komm ja mehr aus dem bereich Produktiver Firmen (Lager, Logistik bei mir) bzw. hab auch aus dem Bereich viele Kontakte (Unternehmen die etwas physisches produzieren, designen, entwickeln, bewegen e.t.c.).
Und da wird oft Software eingesetzt deren Entwickler garantiert noch nie von Konzepten wie Docker gehört haben und u.U. noch nichtmal ein Linux gesehen haben, denn das gros der Software läuft halt auf einen langweiligen single Windows Server, oft über 20 Jahre oder so - auch in vielen anderen Bereichen breiter Standard.
Und wenn sonne IT aus so einer Umgebung sich mal nen Linux anschaut dann vill. mal für nen Icinga, nen (einzelnen!) Webserver für nen internes Forum, ner Sondersoftware oder als DHCP-Server, DNS oder sowas in die Richtung, meist wenn das Windows da irgendwie etwas halt nicht so direkt kann. Platz für Docker oder so sehe ich da überhaupt nicht. Wenns nen kleines Unternehmen ist, liegt die Webseite z.B. villeicht so gar bei nem Shares Hosting anbieter. Kein Docker.
Ich will damit nicht sagen das "Docker" (& Co) nicht wichtig ist, intensiv genutzt wird e.t.c. - aber als "Das muss jedes System können, sonst ist es nicht Wert / wird in 2 Jahren von niemanden mehr genutzt". Also Puh, jedem der sowas schreibt möchte ich einfach mal sagen: Trete doch mal raus aus deiner Bubble.
Oft wird halt das verwendet womit man sich "so halbwegs auskennt" - und wenn primäre Windows-Admins sich nen Icinga gerne mal auf nem Linux installieren, werden die nicht da noch "ontop" sich komplett in Docker einlesen wollen
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Und ob 1000 Dokker Container die die Anwendungsplattform für ein abzockendes Android-Spiel bereitstellen vs. 10 Windows-Kisten bei nem Lebensmittelzwischenhändler die mit dafür sorgen das Zwieback und Mehl und Co im Supermarkt stehen wichtiger sind ist ja auch noch ne spannende Frage.
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Sonstige Devices
Dadrüber hinaus gibts ja noch X-tausend verschiedene Systeme auf denen Betriebsysteme / Software läuft, wie z.B. die angesprochenen Spielekonsolen, Raspberrys, Waschmaschinen, Heimautomatisierung, Lampen oder auch Fernseher. Da nutzt Panasonic ja interressanterweise soweit ich weiß noch immer eine weiterentwicklung des Firefox-OS - ein absolutes Nischensystem das ansonsten glaub ich noch unbekannter / verbreiteter ist als BSD aber trotzdem "Im Rennen".
Ich will die jetzt garnicht noch alle beleuchten, das würde den Artikel sicher sprengen, aber einfach mal einen Gerätetypus den ich etwas kenne und den jeder von euch schon mal in der Hand hatte beleuchten:
MDE-Geräte (Mobile Daten Erfassungs Geräte)
Damit meine ich diese "Dinger" die man bei jedem Paket-Fahrer sieht und auf denen man unterschreibt, mit denen im Supermarkt Bestellungen an den Regalen erfasst werden oder die in jedem Lager verwendet werden um die Ware nachverfolgbar zu machen, fehler zu minimieren aber auch die Leistung der Mitarbeiter zu erfassen (Das, was man Amazon oft vorwirft was aber in so ziemlich jeden Logistikbetrieb gemacht wird, teilw. dtl. länger als Amazon). Also so eine art "Handheld Computer" in Stabil und oft mit einem "Barcodescanner".
Auf diesen Geräten lief bislang meist ein Windows-CE o.ä., zurzeit ist da ein großer Umschwung merkwürdigerweise richtung Android da MS quasi die OSe dafür toterklärt hat, teilw. schon länger. Warum ist das eigentlich kein ziel für Linux oder BSD gewesen, die dinger sind ja recht "breit" in der Anwendung, das Windows CE (& CO) ein echter Krampf auf vielen ebenen und das Android müssen die Hersteller massiv verbasteln um die anforderungen die man als Unternehmen so hat zu erfüllen.
Was ich mit diesem langen Text sagen möchte, ist das die IT-Welt extrem Bunt und Groß und spannend ist, die Plattformen, Einsatzzwecke, Ansprüche, Ziele e.t.c. unglaublich divers sind.
Und ich bin mir absolut sicher das "wir" als BSD-Begeisterte mithilfe der vielen fantastischen Entwickler die "unsere" BSDs erst ermöglichen, ganz sicher noch viele tolle Einsatzmöglichkeiten finden werden.
Sicherlich wird nicht jede mögliche Anwendung, z.B. irgendwelche Dockerbasierten "Serverfarmen" aus der Diskusion, auch auf lange sicht möglich sein. Dazu sind die BSDs dann doch zu klein, die Entwicklerpower nicht genug und wir einfach zu Nischig. Mir gefällt aber der Fokus der OpenBSD entwickler z.B. ganz gut, fast immer finde ich in den neuen Releases dinge dir mir weiterhelfen. Bei FreeBSD wird das ähnlich sein.
Und wenn man sich da nicht wiederfindet und es einem nicht gefällt oder man Anforderungen hat die sich mit einem der *BSDs nicht umsetzen lassen, dann ... äh nutzt man es halt einfach nicht dafür.
Oder, es ist ja OpenSource, schnappt sich nen Editor und bastelt sich halt ne Docker-Jail, eines der ehem. OpenBSDs Mottos war ja grob ins Deutsche übersetzt: Wenn dir etwas nicht gefällt, sabbel / mecker nicht und hau in die Tasten.
Aber dieses, ja ich sag mal "rumgeheule" weil das "Lieblingsfeature" in einem u.a. ja von vielen freiwillgen entwickelten OpenSource OS nicht vorhanden ist und zu behaupten das deshalb jeder / oder zumindest viele auch ausserhalb der eigenen "Bubble" wie oben schon erwähnt sich deshalb abwenden halte ich für "gewagt" oder gar anmaßend.
*(Damit meine ich explizit nicht Fachkentnisse oder so, oder möchte jemanden "Unwissen" in seinem part unterstellen. Sondern deutlich machen das die IT-Welt sehr breit ist und man selbst ja immer nur "seinen" meist kleineren Bereich bzw. den "seiner" Branche e.t.c. kennt)