Geforce gegen Radeon ist eine schwierige Frage. Ein wenig religiös und es kommt doch sehr auf den Einsatzzweck drauf an.
Beschränken wir uns mal auf Mittelklasse. Das sind auf Nvidias Seite im Moment die Geforce 1050 und Geforce 1060 in verschiedenen Varianten und auf Seiten von AMD die Radeon RX 570 und Radeon RX 580. Nvidias Karten sind dort tendenziell ein wenig schneller und etwas energieeffizienter, AMDs Karten dafür etwas günstiger. Zumindest bei Normalpreisen, der Mining-Wahnsinn hat in den letzten Wochen zwar drastisch nachgelassen, aber die Preise sind trotzdem noch verzerrt... Zumindest kann man einigermaßen guten Gewissens sagen, dass sich beide Hersteller in der Mittelklasse nicht viel nehmen.
Unter Windows hat Nvidia den generellen Vorteil, dass sie den wesentlich größeren Marktanteil haben und schon daher viele Spiele auf ihre Architekturen optimiert werden. Dazu kommen Dinge wie Nvidia GameWorks. Wenn man sehr aktuelle Spiele spielen möchte, fährt man daher mit Nvidia insofern besser, als das die Treiberunterstützung bei neuen Spielen oft besser als bei AMD ist. Wartet man einige Wochen gleicht es sich aber recht schnell an, AMD muss halt erst hinterherarbeiten. Bei professioneller Software stellt sich die Frage des Herstellers oft erst gar nicht, sie ist für eine Reihe Grafikkarten lizensiert und die muss man nehmen.
Es ist aber nicht mehr so, dass Nvidias Windows-Treiber grundsätzlich besser wären. AMD hat viel Arbeit in seine Windows-Treiber gesteckt und ist für die meisten Spiele in etwa gleich auf zu Nvidia. Bei Vulkan (AMD tendenziell besser) und OpenGL (Nvidia ohne Frage besser) werden die Gräben etwas größer, das ist auch gar nicht so relevant.
Bei den freien Systemen trennt es sich dann in zwei Lager auf. Für Nvidia spricht, dass sie einen sehr hochqualitativen Treiber mit sehr guter OpenGL-Implementierung und umfassenden Tooling liefern. Unter FreeBSD ist er immer noch die beste Wahl, unterstützt dort aber kein CUDA. Unter Linux ist das Problem den Nvidia-Treibers, dass man die ungesunde Tendenz hat Nutzer zur eigenen Ideologie zwingen zu wollen, sprich viele Distributionen werfen Nvidia absichtlich große Steine in den Weg. Unter Arch Linux hatte ich z.B. mit dem Nvidia-Treiber nie Probleme, dort behandelt man ihn wie jeden anderen Treiber auch. Unter Debian ist er hingegen eine Katastrophe, man bekommt mit der Zeit das Gefühl, dass man nicht einmal will, dass er funktioniert.
AMD fährt eine Strategie freier Treiber, die Module sind Teile des Linux-Kernels und werden von dort auf andere Systeme portiert. Unter Linux sind AMDs Karten daher sehr problemlos, zumindest die ersten Jahre. Meine bittere Erfahrung geht dahin, dass die Treiber einige Jahr nach dem Ende einer Architektur beginnen merklich "runterzugammeln", oft sogar deutlich bevor Nvidia die Unterstützung gleichalter Modelle durch ihren Treiber einstellt. Früher war zudem Mesa3D ein großes Problem, dass ist in den letzten Jahren aber deutlich besser geworden. Aus Anwendersicht spricht nicht mehr viel dagegen.
Also, kurz zusammengefasst:
- Windows: Nimmt sich für Spiele nicht viel.
- Linux: Proprietärer Treiber von Nvidia, wie gut es funktioniert hängt von der jeweiligen Distro ab. AMD setzt auf freie Treiber, die Unterstützung ist die ersten Jahre exzellent.
- FreeBSD: Propietärer Treiber von Nvidia, funktioniert meist sehr gut. Aber er unterstützt kein CUDA und direkt nach neuen Releases kann es kleinere, aber meist schnell gelöste Probleme geben. AMD wird die verschiedenen drm-next Ports unterstützt, das ist aber experimentell und zwingt einem teilweise -STABLE zu fahren.