Mir verursacht es leichtes Unbehagen, wenn ich das Gefühl habe, nicht richtig verstanden zu werden. Aber ich möchte auch nicht auf Themen ewig herumreiten und muss dann wohl mit meinem Unbehagen leben. Vielleicht noch ein kleiner und letzter Versuch: stellen wir uns vor, alle Betriebssysteme kämen vom gleichen Hersteller und sind in gleichen Packungen erhältlich und zum gleichen Preis. Außer den unterschiedlichen Namen bleiben dann vielleicht nur noch technische Argumente übrig.
Wenn es für mich ein Unding ist, ein System zu kaufen, das in einer roten Packung steckt oder den Namen Solaris hat, dann muss jeder andere das Akzeptieren. Es bleibt nichts anderes übrig. Man kann das für Schwachsinn halten, man muss es nicht übernehmen, aber man muss es akzeptieren. Es ist ein eindeutiger Grund, aber keinesfalls technisch motiviert. Wenn für mich die Wahl von OpenSource-Systemen aus dem Grund geschieht, dass ich der Ansicht bin, dadurch ein besserer Mensch zu sein, dann muss man das ebenfalls akzeptieren. Man kann meinen Glauben erschüttern und mich vielleicht davon überzeugen, dass ich an etwas Falsches glaube, aber zunächst muss man dieses Argument akzeptieren. Man kann sagen, dass es für einen selbst keine Rolle spielt, weil man derlei Gedanken nicht nachvollziehen kann oder genau anders denkt.
Tatsächlich ist für mich nur der ethische Gedanke dafür verantwortlich, dass ich OpenSource Systeme wähle. Technische Vorteile sehe ich im Betrieb keine. Die meisten PCs (Smartphones) werden bereits mit installierten Systemen ausgeliefert und Millionen Nutzer zeigen, dass man damit gut zurecht kommt. Weshalb sollte sich jemand die Mühe machen, da etwas ändern zu wollen und OpenSource zu wählen?
@Azazyel: MSFT habe ich noch nie gelesen, habe auch keine Aktien, von niemandem. Die Abkürzung ist länger und vielleicht nicht so bekannt und eindeutig wie M$. Ich werde wohl eher bei M$ bleiben und warum auch nicht. Es ist eine amerikanische Aktiengesellschaft, $ ist auch das Zeichen der amerikanischen Währung, es ähnelt dem S in MicroSoft. Microsoft hat erklärtermaßen die Steigerung des Umsatzes zum Ziel, wie alle Aktiengesellschaften, wie vermutlich überhaupt alle Unternehmen. M$ ist die mächtigste aller Software-Firmen und nur die NSA wird vielleicht noch mehr Programmierer beschäftigt haben. Ich finde M$ gut und gelungen.
was die technischen Eigenschaften von Solaris angeht, die von Lance oben so beschrieben werden:
Ich sehe da bei S11 folgende Vorteile:
-stabiles ausgereiftes ZFS (inkl. dazugehörige Funktionen)
-übersichtlicher, sehr performanter Desktop (komplett deutsch, bei Pcbsd sind viele Teile englisch)
-Keine Virengefahr im Vgl zu Windows (ist mir extrem wichtig)
-sehr stabil (im vgl zu diversen Linux-Distris und PCBSD)
-kostenloser Download
-VirtualBox gratis und nativ für Solaris verfügbar (im vgl gegenüber BSD, da ist VB etwas eingeschränkter)
möchte ich anmerken, dass man weiter unterscheiden kann, was denn zu einem Betriebssystem gehörig erkannt werden soll. Wenn es etwa nur ein einziges DE (Desktop-Environment) gibt, dann kann man dieses vielleicht dazu zählen und einen entsprechenden Vergleich wagen. Wenn es die Möglichkeit gibt, verschiedene DE einzusetzen oder auch ganz darauf zu verzichten, dann kann es kaum zum Betriebssystem gezählt werden. Dies gilt natürlich auch für zusätzliche SW.
Es macht die Sache nicht einfacher, wenn etwa Microsoft oder Mac sich auf einen bestimmten Desktop festlegen und dann etwa, wie ich oft gelesen habe, der Internet-Explorer so tief ins System eingebunden ist, dass man quasi nicht auf diese Anwendung verzichten kann. Da andere Systeme das nicht so machen, kann das also niemals direkt verglichen werden.
Die Frage der Handhabung eines Systems ist ebenfalls nicht einfach zu beantworten. Microsoft hat etwa die Registry als zentrales Verwaltungselement. Viele OpenSource-Systeme verzichten vollkommen auf eine entsprechende Zentralisierung. Natürlich kann eine zentrale Verwaltung als etwas sehr bequemes empfunden werden, es kann aber auch sein, dass der Einstieg in die Handhabung bereits überfordert, besonders, wenn das nötige Wissen dazu nicht Frei verfügbar ist. Außerdem gibt es eine Reihe von Anwendern die ausschließlich auf GUI-Handhabung bestehen. Wie soll man da einen ernsthaften Vergleich anstellen, wenn derart unterschiedliche Ausgangspositionen bestehen? Meiner Ansicht nach geht das nur, wenn alle auch deutlich machen, wieso sie ihr Urteil nun in die eine oder andere Richtung treffen.
Im Verlauf der Diskussion sahen wir ja schon, wie manche offenbar falsche Aussagen zu Microsoft-Systemen korrigiert werden mussten.
Das kann nur gut für alle sein, nur so lernt man ja etwas dazu.
Zu ZFS kann ich sagen, dass ich es sehr als Dateisystem für verteilte Daten mag, dass ich es aber für zu aufgeblasen für einen Desktop-PC halte. Meine Wahl ist da bescheidener und UFS tut alles, was es soll und was ich brauche. Wer die Vorteile von ZFS gegenüber UFS oder auch EXT4 schätzt und tatsächlich auch nutzen möchte, der schränkt seine Wahl auf Solaris (als Summen-begriff auch für seine Ableger) oder FreeBSD ein. Ob das Solaris ZFS gegenüber einem FreeBSD ZFS Vorteile hat, kann ich nicht beurteilen. Was ich lese, widerspricht sich in manchen Punkten. Die Tendenz scheint zu sein, dass inzwischen das FreeBSD ZFS sogar besser bewertet wird, aber da müssten unbedingt kundige Personen antworten.
Da man bei fast allen OpenSource-Systemen die Wahl zwischen einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Desktop-Environments oder allgemeiner gesprochen, die Wahl zwischen unterschiedlichen Desktop-Lösungen hat, ist es schwer vorstellbar, dass nicht etwas gefunden werden kann, das einen zufrieden stellt. Was ich in OpenSolaris bei meinem Test damals sah, war GNOME2. GNOME2 war auch eine OpenSource-Entwicklung, die damals von SUN verwendet worden war. Es ist also kein eigener Desktop, der da speziell für Solaris entwickelt worden war. Die aktuelle Situation kenne ich aber nicht. PC-BSD hatte bei meinem Test vor einiger Zeit KDE4 als Standard benutzt. Im allgemeinen war man bei KDE immer sehr gut in der Übersetzung nach Deutsch. Aktuelle Entwicklungen kenne ich auch da nicht, stelle mir aber vor, dass bei PC-BSD vielleicht eine KDE-Version eingesetzt wurde, bevor die Lokalisierung vollständig durchgezogen war. Hier gilt aber auch: PC-BSD hat nicht ein eigenes DE entwickelt, es benutzt nur vorzugsweise ein bestimmtes. Weil das auch geändert werden kann, sollte es nicht direkt zum System gezählt werden.
Virengefahr kenne ich nicht. Tatsächlich kenne ich mich damit mal wieder nicht aus, habe aber bei keinem meiner Systeme jemals für irgendeinen Schutz gesorgt und niemals negative Effekte bemerkt. Meine Systeme sind hauptsächlich FreeBSD, Busybox/Linux, GNU/Linux und Mac-OS-X.
Stabil ist so eine Frage. Bei mir laufen diverse Busybox/Linux und FreeBSD in 24x7-Modus und nur die gelegentlichen Stromausfälle sorgen gelegentlich für Ungemach. Ist das stabil? Ist es stabil, wenn ein System seinen Dienst für einen Monat im Dauerbetrieb leistet? für zwei Monate? für ein Jahr? oder wie lange soll das laufen, um als stabil zu gelten. Dann habe ich meinen FreeBSD Desktop und da hängt gelegentlich mal die eine oder andere Anwendung. Letztens kam Opera mit einem Film nicht klar, stolperte vermutlich über Flash. Ist das dann unstabil? Mein Opera ist allerdings auch nicht aktuell.
Also, ohne die Verwendung zu betrachten, lässt sich da schwer etwas sagen und nach meiner Erfahrung hängt die gefühlte Stabilität weniger an der Tauglichkeit des Betriebs-Systems, sondern eher an Fehlern in Anwendungen oder auch vom Anwender. Fast alle Anwendungen sind aber heute OpenSource-Anwendungen. Also, bei mir jedenfalls laufen zum größten Teil die gleichen Programme auf allen Plattformen und ich würde sie auch auf einem Solaris oder Windows wollen. Etwa VLC, GIMP, LibreOffice, Firefox und einige mehr. Wir benutzen in der Firma Microsoft und haben Systeme mit WinNT und Win2000 im 24x7 Betrieb laufen. Wie alt die sind, brauche ich nicht extra zu suchen, das wird durch die benutzten Systeme schon deutlich. So unstabil scheinen manche Windows-Systeme nicht zu sein, wie oft behauptet wird. Allerdings laufen nur ausgesuchte Anwendungen im speziellen Umfeld. Niemand spielt irgendwas auf oder löscht etwas, alles läuft genauso, wie es eingerichtet wurde und wird so und nur so benutzt (und ohne Internet-Anbindung!).
Wenn es also bestimmte Anwendungen gibt, die noch dazu möglicherweise nicht OpenSource sind und die auffallend stabil auf Solaris laufen, dann wäre das unbedingt ein Punkt für Solaris, besonders, wenn es keine vergleichbaren Anwendungen gibt, die auf anderen System vielleicht die geforderte Aufgabe ebenfalls stabil übernehmen könnten. Doch das bedarf unbedingt weiterer Details.
Ich selbst merke keinen Unterschied hinsichtlich Stabilität zwischen meinen FreeBSD Desktop und GNU/Linux Desktop Systemen und hatte auch kein OHA-Erlebnis mit meinem OpenSolaris Test damals.
kostenloser Download ist in der OpenSource-Welt eher Standard. Nicht nur das Betriebssystem selbst, zahlreiche Binärpakete werden von vielen Anbietern vorgehalten und sind über eigene Software-Manager-Programme sehr einfach abrufbar. In meinem Test schnitt OpenSolaris hier sehr schlecht ab. Es war sogar schwieriger, manche Sw zu bekommen, als mit einem Mac oder Microsoft System. Keine Frage, hier liegt ein eindeutiger Vorteil bei OpenSource Systemen mit umfangreicher Paket-Bank.
VirtualBox funktioniert für mich unter FreeBSD sehr gut. Es funktionierte etwas besser unter GNU/Linux und auch ausgezeichnet unter Mac-OS-X. Spiele spiele ich aber nicht und komplizierte 3D-Effekte brauche ich allgemein auch nicht. Ob es unter Solaris noch besser funktioniert, weiß ich natürlich nicht. Ich bin kein Hardcore-User von VB. Allerdings lernte ich auch mal VM-Ware auf einem Microsoft-System kennen und das lief noch um einiges besser, als ich das von VB her kannte. Es gibt also noch Potenzial nach oben und hier müsste man auf gleicher HW mal testen, wie unterschiedliche Systeme mit VB umgehen.
Für mich ist es jedenfalls ausreichend, wie ich es auf FreeBSD und GNU/Linux erlebe. Daher kein Grund für mich, nach Solaris zu wechseln.