Egal welches OS man persönlich einsetzt - es ist der Qualität der Diskussion sehr förderlich, mal von der Nabelschau etwas wegzukommen, sich in andere Personen und Anwendungsfälle reinzuversetzen und objektive Kriterien zum Gegenstand der Diskussion zu machen.
Dass sich niemand für nomadBSD interessiert glaube ich wirklich nicht!
Jeder darf mit seiner Freizeit machen, was er will, und sei es an nomadBSD (mit)entwickeln. Daran gibt es nichts zu kritisieren, im Gegenteil. Ein Hoch auf jeden Zeitgenossen, der - auch noch in seiner Freizeit - zu Open-Source-Software beträgt.
Ungeachtet dessen sehe ich den Einsatzzweck von nomadBSD auch nicht. Wenn ich Ahnung habe, nehme ich ein normales FreeBSD. Wenn ich keine Ahnung habe und einfach einen funktionierenden Desktop jenseits von Windows oder MacOS will, nehme ich Ubuntu.
Ich sehe keine kritische Masse an Interessenten für nomadBSD, dass ich persönlich Zeit und Energie darauf verwenden würde. Mir wäre das Risiko des Einschlafens des Projektes auch zu groß. Mit seiner Freizeit darf aber jeder machen, was er will.
Auch Linux Desktops werden kaum ernsthaft benutzt, meistens wohl eher von Entwicklern und eben "Freaks" oder andersdenkenden, die sich von Windows bis macOS ausspioniert oder bevormundet sehen.
Bei Linux-Desktops findet man zumindest noch ein paar (auch namhafte) Unternehmen, die es auf dem (Entwickler-)Desktop einsetzen, aber auch das ist schon sehr nischig.
Ansonsten deckt sich deine Aussage mit meiner Beobachtung, fast alle mir persönlich bekannten Linux-Desktop-User (inklusive mir) sind hauptberuflich Entwickler, Admins oder ähnliches. Keiner von denen verleugnet, dass Linux auf dem Desktop ziemlich bedeutungslos ist und auch absehbar bleiben wird.
Professionelle Desktop-BSD-User kenne ich nur noch aus den einschlägigen Foren, das sind sehr wenige. Alle 3 mir
persönlich (d.h. außerhalb Foren, Mailing-Listen etc.) bekannten Desktop-BSD-User teilen sich auf in:
- Jung und verschroben, IT-affin, lebt noch bei und von den Eltern und setzt BSD aufgrund seiner Exklusivität ein, weil Linux schon zu Mainstream und nicht mehr hip genug in seiner peer group ist.
- Mittleres Semester, in Behandlung wegen Paranoia, Impfgegner, sieht Linux von Firmen und Geheimdiensten unterwandert.
- Älterer Unix-Admin ein paar Jahre vor der Rente, mit Unix großgeworden, hat jetzt keinen Bock mehr auf Weiterentwicklung in jeglicher Form, ist gegen jeglichen Fortschritt, schwärmt von der guten alten Zeit und möchte alles in seinem Leben am liebsten auf dem status quo eingefroren haben.
Selbst von den mir höchstpersönlich bekannten Leuten, die noch hauptberuflich mit FreeBSD-Servern arbeiten, setzt keiner mehr BSD auf dem Desktop ein. Die sind alle Richtung Linux, MacOS oder
WSL2 migriert. Die kommen auch mit nomadBSD nicht zurück.
Naja. Der Marktanteil von MacOS ist jetzt auch nicht gerade überragend, ums mal vorsichtig auszudrücken. Ist demnach also offenbar auch eher ein System für Fans und Ideologisten und von mir aus noch Hipster, um auch noch Klischees zu bedienen. :-)
Als Nicht-MacOS-User kann ich MacOS schwerlich als unbedeutend auf dem Desktop einstufen. Der Desktop-Marktanteil nach Betriebssystem im Dezember 2021 ist:
- Windows: 73.75%
- MacOS X: 15.33%
- ChromeOS: 2.20%
- Linux: 2.09%
- FreeBSD: 0.00%
- Unerkannt (d.h. größtenteils kein Browser): 6.63%
Apple hat alleine 2021
~17 Millionen Laptops verkauft, viele davon auch für den professionellen Einsatz.
FreeBSD schafft es nicht mal auf 1 von 20.000 Desktops (sonst wäre es gerundet wenigstens auf 0.01% gekommen).
Jeder darf gerne das nutzen, was ihm am besten hilft.
Jedes Betriebssystem bzw. Distro bringt seine Probleme mit, die man nicht unter den Tisch kehren sollte. Für Linux ist der Klassiker die Seite
Major Linux Problems on the Desktop, die BSD noch viel krasser betreffen. Den Großteil davon kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Vieles davon macht MacOS und Windows deutlich besser bzw. ist dort überhaupt kein Problem.
Auf der Seite gibt es sogar extra einen Abschnitt mit dem schönen Titel
Works for Me, der auf grundlegende Probleme eingeht, die ausnahmslos jeden Nutzer unabhängig vom Einsatzzweck treffen. Ich habe mich trotzdem entschlossen, aus diversen Gründen (hauptsächlich aufgrund der überragenden Eignung für Softwareentwicklung) Linux als Desktop zu nehmen - trotz der Nachteile in den sonstigen Bereichen.
Ich denke, auch nomadBSD wird keinen nennenswerten Einfluss auf den verschwindend geringen Marktanteil von BSD auf dem Desktop haben, weil auch nomadBSD nichts an den grundlegenden Nachteilen ändert.