nach langer Zeit möchte ich hier mal wieder etwas rein stellen und warne vorab: es kommt viel Text.
Wen es nicht interessiert, braucht das nicht zu lesen, klar.
Wer sich aber mit "der Wüstenplanet" von Frank Herbert (mal wieder?) abgeben möchte, könnte einen Nutzen haben. Mir hätte es vielleicht geholfen.
"Der Wüstenplanet" ist ja ein Klassiker der ScienceFiction und er wurde mal wieder neu verfilmt. Ich kann das nicht so recht begreifen, weil meiner Ansicht nach die Vorlage so gar nicht zur Verfilmung taugt. Frank Herbert spart auf sehr angenehme Art "Blut und Sperma" aus seinen Romanen aus und liefert sehr viele Gedankengänge, Monologe, Dialoge aber recht wenig und gar nicht ausgemalte Handlungen. Eine große Schlacht kann bei ihm schon mal mit wenigen Zeilen abgehandelt sein.
Als ich das Buch vor etlichen Jahren gelesen hatte, war ich auch nicht besonders angetan davon.
Es werden so gut wie keine technischen Erklärungen geliefert, statt dessen einfach Dinge vorausgesetzt. Die Welt ist nun mal innerhalb dieses Universums genau so und muss nicht weiter erklärt werden. Da erscheinen dann manche Dinge recht unglaubwürdig und scheinen sich auch zu widersprechen. So etwas mochte ich eben früher noch weniger.
Heute kann ich das besser tolerieren und muss sagen, dass ich sehr viel mehr Spaß an dem Buch hatte und es richtig gut fand.
Außerdem sah ich erst jetzt, dass "Der Wüstenplanet" Teil einer Trilogie ist.
Diese Trilogie wird durch eine weitere ergänzt und diese wiederum durch zwei weitere Bände abgeschlossen und damit fängt das Elend an.
Denn, nur die beiden ersten Trilogien, also insgesamt sechs Bücher, stammen von Frank Herbert.
Die Vollendung dieser beiden Trilogien, also den Abschluss des Werkes von Frank Herbert, übernahm dessen Sohn Brian Herbert und zwar gemeinsam mit anderen Autoren.
Wie das kam, stelle ich aus dem Vorwort der Autoren aus "Die Jäger des Wüstenplaneten" hier mal als komplettes Zitat ein:
Vorbemerkung der Autoren
Wir wünschten, Frank Herbert hätte dieses Buch noch schreiben können.
Auch nach der Veröffentlichung von Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984) und Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985) hatte er noch große Pläne für die Reihe. Er wollte das Dune-Epos mit einem phantastischen, gewaltigen Höhepunkt beschließen, und wer Ordensburg gelesen hat, kennt das geradezu quälend offene Ende des Romans.
Frank Herberts letzter Roman, Mann zweier Welten, entstand in Zusammenarbeit mit Brian, und die beiden überlegten bereits damals, gemeinsam an kommenden Dune-Romanen zu arbeiten, um insbesondere die Geschichte von Butlers Djihad zu erzählen. Doch angesichts Franks wunderschöner Widmung in Die Ordensburg und des Nachworts, das seine Liebe und Anerkennung für seine Frau Beverly zum Ausdruck brachte, wollte Brian die Dune-Chroniken ursprünglich mit jenem Band enden lassen. Wie er in Der Träumer des Wüstenplaneten, seiner Frank-Herbert-Biographie, erklärte, hatten seine Eltern beim Schreiben ein Gespann gebildet, und nun waren beide gestorben. Viele Jahre lang rührte Brian die Dune-Reihe nicht an.
1997, mehr als zehn Jahre nach dem Tod seines Vaters, erörterte Brian erstmals mit Kevin J. Anderson die Möglichkeit, das Projekt zu vervollständigen und den legendenumwobenen siebten Dune-Band zu schreiben. Doch anscheinend hatte Frank Herbert keinerlei Aufzeichnungen hinterlassen, und so gingen wir davon aus, das große Unterfangen allein auf der Grundlage unserer eigenen Phantasie angehen zu müssen. Nach weiteren Diskussionen wurde uns klar, dass wir eine Menge Vorarbeit zu leisten hatten, bevor wir uns Dune 7 zuwenden konnten. Es ging nicht nur darum, das Fundament für die Geschichte selbst zu legen – wir mussten auch das Lesepublikum und eine ganz neue Lesergeneration wieder an die unglaubliche, beeindruckende Vision des Dune-Universums heranführen.
Seit der Erstveröffentlichung von Die Ordensburg des Wüstenplaneten sind nun mehr als zwanzig Jahre vergangen. Obwohl zahlreiche Leser den ursprünglichen Klassiker Der Wüstenplanet oder auch die ersten drei Bände der Reihe sehr schätzen, haben viele nicht bis zum letzten Band weitergelesen. Wir mussten also neues Interesse wecken und diese Leser auf das vorbereiten, was sie erwartete.
Wir beschlossen, zuerst einmal eine Prequel-Trilogie zu schreiben – Haus Atreides, Haus Harkonnen und Haus Corrino. Als wir bei den Vorbereitungen zu Haus Atreides Frank Herberts Notizen durchstöberten, erfuhr Brian unerwartet von zwei Schließfach-Kassetten, die sein Vater vor seinem Tod an sich genommen hatte. In den Kassetten entdeckte Brian zusammen mit einem Notar ein Nadeldruckermanuskript und zwei altmodische Computerdisketten, die mit »Dune 7 Handlungsentwurf« und »Dune 7 Notizen« beschriftet waren. Hier war detailgenau festgehalten, was der Schöpfer des Wüstenplaneten geplant hatte.
Bei der Lektüre des Materials erkannten wir sofort, dass Dune 7 die Reihe zu einem überwältigenden Höhepunkt bringen würde. Der Entwurf verknüpfte die uns wohlbekannte galaktische Historie und die Figuren in einer spannungsgeladenen Geschichte voll unerwarteter Wendungen und Überraschungen. Darüber hinaus fanden wir zusätzliche Notizen, die Figuren und ihre Lebensgeschichten beschrieben, seitenweise unbenutzte Epigramme und Entwürfe für andere Werke.
Jetzt, da wir einen Fahrplan vor Augen hatten, stürzten wir uns in die Arbeit an der Dune-Prequel-Trilogie, in der wir die Lebensgeschichten von Graf Leto und Lady Jessica, des bösen Barons Harkonnen und des Planetologen Pardot Kynes erzählten. Anschließend schrieben wir die Legenden des Dune-Universums nieder – Butlers Djihad, Der Kreuzzug und Die Schlacht von Corrin –, in denen die Konfliktlinien und Ereignisse etabliert werden, die die Grundlage des gesamten Dune-Universums bilden.
Frank Herbert war unbestreitbar ein Genie. Der Wüstenplanet ist der meistverkaufte und beliebteste SF-Roman aller Zeiten. Bei unserem monumentalen Unterfangen war uns von Anfang an klar, dass es nicht nur unmöglich, sondern auch unklug wäre, Frank Herberts Stil zu imitieren. Sein Werk hat uns beide stark beeinflusst, und einige Fans haben auf gewisse stilistische Ähnlichkeiten hingewiesen. Zwar haben wir diese Bücher geschrieben, um die gewaltigen Maßstäbe und die Atmosphäre der Dune-Romane einzufangen und dabei auch Aspekte von Frank Herberts Stil aufgegriffen, doch wir haben uns an unser eigenes Tempo und unseren eigenen typischen Satzbau gehalten.
Wir dürfen mit Zufriedenheit feststellen, dass die Verkaufszahlen von Frank Herberts ursprünglichen Dune-Romanen seit der Veröffentlichung von Haus Atreides in die Höhe geschnellt sind. Darüber hinaus entstanden zwei sechsstündige Fernseh-Miniserien – Frank Herbert's Dune und Frank Herbert's Children of Dune –, die sich großer Zuschauerzahlen und allgemeiner Anerkennung erfreuten (darüber hinaus haben sie einen Emmy Award gewonnen).{1} Es handelt sich um zwei der drei meistgesehenen Fernsehproduktionen in der Geschichte des US-amerikanischen Sci-Fi-Channels.
Und schließlich, nach mehr als neun Jahren Vorbereitung, denken wir, dass die Zeit reif ist für Dune 7. Beim Studium von Frank Herberts Entwürfen und Notizen haben wir festgestellt, dass das Ausmaß und die epische Breite der Geschichte einen Roman von mehr als 1300 Seiten erfordert hätten – aus diesem Grund wird die Geschichte in zwei Bänden veröffentlicht.
Der größte Teil des Epos ist nach wie vor ungeschrieben, und wir beabsichtigen, ihn um noch viele aufregende Romane zu erweitern, um andere Teile der großen, schillernden Geschichte zu erzählen, die Frank Herbert vorgezeichnet hat. Die Saga des Wüstenplaneten ist alles andere als vorbei!
BRIAN HERBERT und KEVIN J. ANDERSON, April 2006
Daraus greife ich eine Zeile heraus: "Der größte Teil des Epos ist nach wie vor ungeschrieben, und wir beabsichtigen, ihn um noch viele aufregende Romane zu erweitern..."
Aufregend. Ja, genau so empfinde ich nämlich auch. Die neuen Autoren schreiben viel aufgeregter und eher passend für eine Verfilmung. Manche Erklärungen für Zusammenhänge werden wiederholt, was sich dann wie ein Fortsetzungsroman anfühlt, wo man die Leser immer wieder erinnern muss, was schon passiert ist und wieso. Die Personen reagieren hektischer und Szenen werden detaillierter Beschrieben, mehr Aktion, lauter, schneller und irgendwie billiger, eher beliebig. Trotzdem sehr unterhaltsam.
Ich bin ja kein Literaturkritiker. Worauf ich hinweisen möchte, ist die Schwierigkeit, sich für die Lese-Reihenfolge zu entscheiden. Für mich ist zB ein Kampf auf Leben und Tod weniger spannend, wenn ich genau weiß, dass in einem folgenden Buch (das ich schon gelesen habe), die Beteiligten alle noch lebendig sind. Deshalb macht es einen gewissen Sinn, in der passenden Reihenfolge zu lesen.
In diesem Falle wäre die Reihenfolge dann durch die zeitliche Abfolge innerhalb des "Dune-Universums" gegeben, nicht aber durch die Reihenfolge der Veröffentlichungen. Wer also (wie ich) mit "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert beginnt (dem zu aller erst veröffentlichten Buch), startet also mitten drin.
Ja, und dann entstehen ja immer noch weitere Bücher, die sich nicht an irgendwelche Vorgaben halten und Geschichten von irgendwann innerhalb des "Dune-Universums" erzählen. Verzwackt.
Die folgende Liste mit einer Reihenfolge ist nicht offiziell. Die habe ich mir teilweise aus den Fingern gezogen:
01. Butlers Djihad
02. Der Kreuzzug
03. Die Schlacht von Corrin
04. Der Thron des Wüstenplaneten
05. Die Mentaten des Wüstenplaneten
06. Die Navigatoren des Wüstenplaneten
07. Das Haus Atreides
08. Das Haus Harkonnen
09. Das Haus Corrino
10.Der Herzog von Caladan / Caladan Trilogie Bd.1
11.Die Herrin von Caladan / Caladan Trilogie Bd.2
12.Der Erbe von Caladan / Caladan Trilogie Bd.3 (vor September 2023)
13. Der Wüstenplanet
14. Paul Atreides
15. Der Herr des Wüstenplaneten
16. Stürme des Wüstenplaneten
17. Die Kinder des Wüstenplaneten
18. Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
19. Die Ketzer des Wüstenplaneten
20. Die Ordensburg des Wüstenplaneten
21. Die Jäger des Wüstenplaneten
22. Die Erlöser des Wüstenplaneten
23. Träume vom Wüstenplaneten
Die unterstrichenen Titel sind von Frank Herbert, wenn man so möchte also das Original.
Nummer 23. "Träume vom Wüstenplaneten" habe ich noch nicht gelesen, es enthält aber einige kürzere Geschichten, die womöglich zu unterschiedlichen Zeiten spielen.
Die Nummern 01 ... 12 kann man jeweils in Trilogien unterteilen und bei 10, 11, 12 fehlt die letztere noch, soll aber noch vor September 2023 erscheinen.
Wer also mit 01. "Butlers Djihad" beginnen möchte, sollte vielleicht langsam genug lesen, damit er dann die Reihenfolge durchgehend einhalten kann, zumindest, bis dann die nächsten Veröffentlichungen kommen mögen.
Man merkt schon, dass ich es darauf anlege, meine eigene Empfehlung auszusprechen:
13 bis 22 macht den größten Sinn, zusammen und in der Reihenfolge auch gelesen zu werden.
Darin enthalten sind die (für mich besseren Romane) von Frank Herbert. 14. "Paul Atreides" und 16. "Stürme des Wüstenplaneten" muss man dazu nicht lesen, will man sie aber lesen, dann am ehesten in die Reihenfolge eingepasst. Da machen sie den größten Sinn und ergänzen die Originalgeschichte. Sie nachträglich noch zu lesen, geht natürlich, kostete mich aber schon teilweise Überwindung.
Wer nur die Originalgeschichte von Frank Herbert haben möchte, kann es gut und gerne auch bei seiner ersten Trilogie belassen. Das wären dann die Nummern 13, 15 und 17, wobei ich dringend empfehlen würde, zumindest nach Nummer 13 auch Nummer 15 zu lesen, also auch den zweiten Band der Reihe von Frank Herbert. Diese beiden Bücher zusammen haben für mich einen gewissen Kult-Status. Nur der erste Band "Der Wüstenplanet", den ich früher ja schon mal gelesen hatte, ist zu wenig. In "Der Herr des Wüstenplaneten" wird die Geschichte nicht einfach nur fortgesetzt, sie nimmt dort ihren Lauf.
Ja, genau das ist aber dann auch so ein Problem. Wenn es einem dann so geht, wie mir, liest man eben doch weiter und weiter und weiter und am Schluss ärgert man sich dann doch, weil man besser gleich in der richtigen Reihenfolge alles gelesen hätte.
Wer schließlich die beiden originalen Frank Herbert Trilogien gelesen hat (13, 15, 17, 18, 19, 20), möchte unbedingt auch den Schluss lesen, also die Nummern 21 und 22.
Man sieht es schon, das sind acht Bücher und dann kann man auch gleich zehn nehmen und damit die Nummern 14 und 16 hinzu bekommen.
Wer dann vom "Dune-Universum" so gefesselt ist, kann die "Prequell-Trilogien" auch außerhalb der eigentlichen Reihenfolge lesen und auf weitere Veröffentlichungen warten. Es gibt eine "Zeittafel des Dune-Universums", die ich hier nicht zitieren will, aber sie umfasst etwa 16.000 Jahre. Vor 10.000 Jahren hatten wir Ackerbau und Viehzucht noch nicht erfunden. Da gibt es also jede Menge Platz für viele weitere Geschichten!