https://de.wikipedia.org/wiki/Global_2000_(Studie)
Immer noch interessant.
Es gibt doch an fast allen Zahlen überhaupt gar keinen Zweifel. Es gibt aber immer Zweifler, das kennen wir zur Genüge und es ist auch leidlich gesund, skeptisch zu sein. Nicht nur der Klimawandel ist Menschengemacht, auch das Sterben der Arten, der teilweise damit im Zusammenhang steht und ich wundere mich, wie ausgezeichnet wir das immer ignorieren. Wir lauschen andächtig den Wachstums-Zahlen eines Aktien-Unternehmens und merken nicht, dass keine Vögel mehr singen.
Ich nenne hier einige Zahlen, die ich mir gemerkt habe und nun nicht die Mühe machen möchte, sie zu belegen. Sie mögen auch an der einen oder anderen Stelle nicht ganz korrekt sein.
Fangen wir mit meiner liebsten Darstellung an: den Homo Sapiens gibt es schon eine Reihe von Jahren auf diesem Planeten. Seit einiger Zeit wissen wir, dass es wenigstens 300.000 Jahre sind und solche Zahlen kann man nicht erfassen. Deshalb schlage ich einen Zollstock als Maßstab vor. Wenn wir einen von 300 cm haben, dann steht ein cm für 1000 Jahre Menschheitsgeschichte. Ein mm ist da gerade 100 Jahre und damit ein Zeitraum, den man recht gut überblicken kann.
Nun, ich bleibe hier wirklich sehr unpräzise und opfere genaue Zahlen für den dramatischen Effekt, aber im Grunde genommen passierte nicht all zu viel, bis in etwa auf den letzten Zehn cm die Landwirtschaft erfunden wurde. Vermutlich an mehreren Plätzen auf der Erde nahezu gleichzeitig.
Oh, natürlich hat der Mensch die Natur auch ohne Landwirtschaft verändert und zwar ganz gewaltig. Die Märchen, von Eingeborenen, die im Einklang mit der Natur leben, sind eben nur Märchen. Alle großen Säugetiere wurden vom Menschen verdrängt und in Australien machten unsere Vorfahren (oder besser, die Vorfahren der Australier) wahren Schreckgestalten ganz gezielt den Garaus.
Und ich bin nun keiner von der Sorte, die vor lauter Liebe zur Kreatur lieber selbst verhungern wollen. Ich beobachte nur die Abläufe, ohne zu werten.
Nun, beim Thema Märchen: die "Vertreibung aus dem Paradies" ist das Märchen, das in unserer Kultur die Erfindung der Landwirtschaft beschreibt und lebendig hält. "Von nun an sollt ihr im Schweiße eures Angesichtes euer täglich Brot essen" oder so ähnlich. Die Ernährung änderte sich drastisch, wurde Kohlehydrat-lastig. Vorher gab es nur selten Menschen, die an einem Ort blieben. Mit der Landwirtschaft wurde Landbesitz wichtig, Menschen siedelten, gründen hierarchische Organisationsformen, Religionen entstanden, Königreiche kamen und zerfielen wieder. Meist wegen ökologischer Katastrophen, weil die Böden überlastet wurden, nicht mehr genug Nahrung produzierten, die Menschen krank wurden und so weiter.
Wenn man auf die Abläufe in der Menschheitsgeschichte blickt, kann man vielleicht sagen, dass es immer spannend war, dass aber mit der Erfindung der Landwirtschaft erst richtig der Punk abging.
Dabei ist es extrem wichtig für mich, dass man erkennt, dass Landwirtschaft IMMER ein Lebens-vernichtendes Handwerk ist. Auch schon ganz früh und rein manuell betrieben. Der Bauer baut Pflanzen an und möchte diese erhalten und groß ziehen. Er schützt sie vor Mitbewerbern und "Schädlingen" aus dem Tier und Pflanzen-Reich, versucht sie wässern, die Erde zu lockern, ihnen ausreichend Sonne zu bieten und so fort. Das ist kein Idyll, es geht ums überleben und die selbst angebauten Feld-Früchte sind hierzu extrem wichtig. Aber genau dazu müssen viele andere Lebensformen zurückgedrängt werden.
Nun gut, ich sagte, mit der Erfindung der Landwirtschaft ging erst mal der Punk ab, aber trotzdem tat sich nicht all zu viel, bis so etwa im auslaufenden Mittelalter das Zeitalter der Aufklärung langsam aufkam. Schwer, genau eine Zahl zu nennen, aber wir können auf dem Zollstock getrost auf den letzten halben cm blicken. In der Folge des neuen Denkens und neuen Bildes vom Menschen, entwickelte sich die Industrialisierung. Ab dem 17ten Jahrhundert ging das ganz rasant und obwohl damals nur etwa 10% unserer heutigen Bevölkerung in unserem Land wohnten, mussten sie oft Hunger leiden und viel arbeiten. Trotzdem blieben bis etwa 1900 herum noch über 90% der Leute in der Landwirtschaft beschäftigt. Erst um die Zeit herum, als Albert Einstein seine ersten bedeutenden Arbeiten vorstellte, wurden Maschinen in der Landwirtschaft eingesetzt, selbstfahrende Ungetüme entwickelt, die eher an Panzer erinnerten.
Ja, das ist ungefähr einen mm her!
Vor etwas mehr als einem halben mm wurde die Ökologische Landwirtschaft abgeschafft. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, bereits 50 oder 60 Jahre zuvor erfunden, wurde nun großflächig durchgesetzt. Immer mehr, immer größere Maschinen erforderten immer größere Betriebe. Von der neu entstehenden EU in einem wahnsinnigen Subventionsverfahren gefördert, sterben auch heute noch immer mehr Betriebe. Der Bauernverband, mit seinem stolzen Spruch "We feed the world", fordert Betriebe unter 500.000€ Jahresumsatz zur Aufgabe, damit größere sich deren Land mit einverleiben können, um noch produktiver zu werden.
Nochmal: das ist einen halben mm her!
Seitdem läuft dieser riesige Freiland-Versuch "Agrarindustrie". Und zwar überaus erfolgreich.
Nehmen wir einen zweiten Zollstock, auf dem aber 100cm genügen. Der soll die Anzahl der Menschen darstellen. Wir sind heute wohl bei etwa 9 Milliarden. Sagen wir, dazu nehmen wir 90 cm. Dann stehen diese 90cm also ganz am Ende des anderen Zollstocks, mit der kompletten Menschheitsgeschichte. Berühmte Frage: wo stand er, als es nur halb so viele Menschen gab?
Das war zwischen den späten 70ern und frühen 80ern der Fall. Also großzügig gerechnet, 3/10 mm zurück, bei einer gesamten Länge von 300 cm. Ich denke, das ist augenscheinlich.
Zu Beginn der ersten "Revolution" in der Landwirtschaft, also nach Ende des zweiten Weltkrieges, hatten wir etwa 2 Milliarden Menschen auf dem Planeten, also 20 cm. Ich glaube, man kann die Explosion nicht besser darstellen, als wenn man sich die Mühe mal tatsächlich macht und entsprechende Zollstöcke auslegt.
Wer das für unbedeutend und harmlos hält und glaubt, es könne ohne Folgen bleiben, der irrt.
Seit Ende des zweiten Weltkriegs sind in Deutschland 60% der Vogelarten verschwunden, 99% der Unkräuter existieren nicht mehr, in den letzten 25 Jahren haben wir einen Verlust von 85% Insektenmasse in Schutzgebieten, an Arten dürften das noch mehr sein und außerhalb der Schutzgebiete, naja. Eine Untersuchung in Frankreich erklärte schon vor einigen Jahren 85% der Böden seien nachhaltig geschädigt und drohen zu kollabieren. Boden, das ist ja kein Dreck der sich zwischen Steinen verteilt. 15g Boden, eine kleine Handvoll, enthält mehr Lebewesen, als Menschen auf dem Planeten sind und die überwiegende Mehrzahl davon kennen wir nicht. Wir wissen nicht, wie Natur und Ökologie funktioniert. Bisher scheiterten alle Experimente mit künstlichen Systemen sogenannten Ökosphären, die autark existieren sollen. Wir verstehen das System Boden nicht, sind aber bereit, es mit Füßen zu treten und für unsere Gier zu opfern.
"We feed the world" - doch zu welchem Preis?
Das Weltweite Artensterben ist derzeit auf einem Höhepunkt, wie zuletzt, als dieser Meteor die Dinos killte.
Menschen wollen essen, müssen ernährt werden, verbrauchen Energie und Wasser, erzeugen CO2. Desto mehr sie konsumieren, desto schlimmer wird das, umso mehr Menschen immer mehr konsumieren, desto noch schlimmer wird das verlaufen.
60% unserer Landwirtschaftlichen Produktion geht in den Export, von den verbleibenden 40% gehen wieder über 60% als Tierfutter drauf, hauptsächlich in Mastbetrieben, aber auch bei der Produktion von Milch, die wir dann billig, weil subventioniert, als Milchpulver nach Afrika schicken. "We feed the world".
Dass hier was schief läuft, das nicht so schrecklich schief laufen müsste, ist doch offensichtlich. Das ist gesellschaftlich gemacht, politisch gewollt.
Und wo das hier schon zutrifft, mag man mal den Schluss wagen und diese Mechanismen übertragen. Es geht immer nur um Geld und noch mehr Geld. Niemals um sinnvolle Lösungen und nachhaltige Strategie. Wo geben wir Geld für Bildung und Forschung aus? Ist es nicht so, dass wir das alles der Industrie selbst überlassen? und darauf auch noch stolz sind! Wieso forscht niemand mehr an Kernenergie, Transmutations-Reaktoren, mit den wir unseren Atom-Müll sinnvoll verheizen könnten? Als Flüssigsalz-Reaktoren sicher gebaut (aber halt unfähig zur Produktion von Waffenfähigem Material). Überhaupt, Thema Strom. Hat irgendwer mal versucht, den Einfluss des Stromes auf unseren Boden zu erschließen? Wir leiten dank unserer dezentralen Versorgung große Mengen von Strom durch unsere Erde. Ja, dezentrale Versorgung: natürlich, wenn man große Kraftwerke baut, muss die Energie ja zum Verbraucher kommen. Das ist auch bei dem Wahnsinn mit der Windenergie nicht aus der Welt. Wird irgendwo ernsthaft an Modellen der Selbstversorgung gearbeitet? Vor allem für Häuser auf dem Land. Und wieso muss das der Hausbesitzer bezahlen können? Es sind doch Entscheidungen, die dem Überleben unserer Gesellschaft zu Gute kommen.
Also, ich glaube, da könnte ich noch mehrere Seiten füllen mit Schwachstellen im System, in dem wir heute leben. Nehmen wir nur mal den Müll, den wir überall in unserer Landschaft verteilen.
Die schwächste Schwachstelle ist die Bildung und zwar die Bildung zu einem mündigen Staatsbürger. Wie wollen wir denn in Zukunft zusammen leben? Wer soll denn die Entscheidungen treffen? Wenn wir seit Generationen nur den möglichst unmündigen Konsumenten ausbilden!
Und das diese Kinder die Schule schwänzen und den Finger mal in die Wunde legen, das finde ich richtig toll. Denn wir haben es vermurkst! Es ist unsere Generation, deren Elite die Wirtschaft so stark gemacht hat, die ihre Zeit mit technischen Entwicklungen vertan hat und die vergessen hat, was Leben bedeutet und was es dazu braucht. Es ist super, wenn die Kinder heute es besser machen wollen. Und absolut wichtig, wenn sie denn noch eine Chance haben wollen.
Natürlich lösen wir nicht die Probleme der Menschheit, indem wir nun in Deutschland mal eben auf Windenergie setzen. Und natürlich können diese Kinder nicht besser und richtiger wissen, was getan werden müsste. Ich glaube, dass manche von denen ganz übel erwachen würden, wenn sie tatsächlich erkennen, woher ihre Kleidung und ihr Essen kommen. Was dazu nötig ist, das herzustellen und wie sehr es ihr Leben verändern würde, schlagartig alle Fehler zu unterlassen.
Aber es ist wichtig, dass diese Kinder laut werden und uns anklagen und sie haben Recht damit!
Ich denke oft in meinen Depri-Phasen, wie schade es wäre, wenn die Menschheit es nicht schafft.
Wir wissen nicht, ob es irgendwo anders Intelligenz gibt. Wenn ich mir die unverschämten Zufälle betrachte, scheint mir Intelligenz alles andere als Notwendigkeit der Evolution zu sein. Im Gegenteil: es sieht eher so aus, als biete Intelligenz letztlich gar keinen Überlebensvorteil. Wir wissen, dass wir diese Intelligenz besitzen, die es uns ermöglichst zu beobachten und beschreiben, zu kommunizieren und analysieren. Ihr kennt ja alle diese philosophische Frage, ob ein Baum auch dann ein Geräusch beim Umfallen macht, wenn in dem Wald niemand ist, der es hören kann. Nun haben wir diese Intelligenz, können es hören und darüber berichten, das Ereignis beschreiben und untersuchen und sind bereit, unsere Vernichtung in Kauf zu nehmen, weil es bequemer ist.
Und weil die Leute mit den dicken Geldbeuteln uns einreden, dass es ja genau so sein muss, wie wir das nun haben.
Schade eigentlich. So viel Potenzial...