ich weis ja dass ich naiv bin und vielleicht habe ich hier ja die Gnade der späten Geburt und damit Unwissenheit, aber wo genau haben Umweltschützer am Katalysator verdient?
Der Katalysator war ein neues Produkt, dessen Konsum per Gesetz verpflichtend war.
Dieses Produkt wurde nicht von einer gemeinnützigen Stiftung zum Selbstkostenpreis vertrieben. Folglich wurde daran verdient.
Wenn wir dann die Selbstdarstellung von irgend so einem Katalysatorbauer anschauen, dann finden wir da Sätze wie diesen: "
Wir entwickeln neue Technologien um die Umwelt zu schützen". Also: Umweltschützer. (Muss man natürlich nicht so sehen.

)
Das betrifft auch nicht nur oder speziell den Katalysator, sondern so funktioniert Politik. Das ist der Grund, warum in Brüssel zehnmal so viel Lobbyisten unterwegs sind wie Politiker: das sind die Beauftragten der Leute, die gern verdienen möchten und dafür passende Gesetze brauchen. (Und die wären da ja nicht, wenn sich das nicht lohnen würde.)
Und das ist der Grund, warum die von
@jonas_101 angepsrochene Idee der
Selbstbeschränkung, so naheliegend sie erscheint, nicht gangbar ist: wer immer irgendeine Veränderung will, braucht eine Lobby, die daran verdienen kann.
Der gewöhnliche Umweltschützer, der da Mitglied im BUND Naturschutz ist oder gegen das Artensterben demonstriert, der verdient natürlich nicht dran. Der ist nur Stützmasse.
Aber sobald du in irgendeiner Initiative in einer Position bist, wo du tatsächlich etwas zu sagen hast und gehört wirst, wirst du bei dem Lobby-Spiel mitspielen müssen, denn anderenfalls erreichst du nichts (siehe Grüne: fundis vs. realos - und dann hat man doch beim Krieg mitgemacht).
Es gibt da nicht die "guten" und die "schlechten". Es gibt nur das eine politische Spiel, und da kannst du nur mitspielen, wenn du die Regeln akzeptierst. Siehe Game-of-Thrones.
Wenn also eine Greta Thunberg vor Politikern sprechen darf, und wenn die Medien unisono darüber jubeln, dann können wir daraus eines entnehmen: die Strategie ist bereits klar und die Profite sind schon verteilt.
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Wobei das Drei-Liter-Auto ein hervorragendes Beispiel für das grundsätzliche Problem ist. Seit den Ölkrisen der 70er Jahre sind Autos unter dem Druck immer strengerer Abgaswerte und dem Wunsch der Käufer nach geringerem Verbrauch drastisch effizienter geworden. Aber irgendwann begann man diese Effizienzgewinne nicht mehr in einen tatsächlich sinkenden Verbrauch zu investieren, stattdessen baute man immer größere und schwerere Autos zum gleichen Verbrauch. Und die Käufer fragten sie nach, schon seit Jahren sind die SUV das am schnellsten wachsende Segment auf dem Automarkt.
Haben wir irgendwelche Analysen,
warum die Leute SUVs haben wollen?
Als dieser Trend aufkam, hab ich mich gefragt, wozu man so ein Teil haben wollte in einem Land, in dem man rechtlich schonmal gar nicht querfeldein fahren darf. (Natürlich macht querfeldein fahren Spass - aber wenn man's eh kaum irgendwo kann und darf, wo ist dann der Sinn, Geld dafür auszugeben?)
Eine bemerkenswerte Antwort war, dass das vor allem für Frauen wichtig ist, weil sie durch die erhöhte Sitzposition einen besseren Überblick über den Verkehr haben.
Schönes Argument, das zum vorhergehenden passt: ein Katalysatorbauer erklärt sich zum Umweltschützer, ein SUV-Fan erklärt sich zum Frauenrechtler. Dem kann man dann nicht widersprechen. Man verargumentiert einfach die Eigeninteressen mit jenen moralischen Werten, die grade hoch im Kurs stehen.
Und das führt dann zu einer grundsätzlichen Frage. Der Mensch - nicht das einzelne Exemplar, sondern seine Gesamtheit - ist letztendlich ein bequemes, auf seinen eigenen Vorteil bedachtes Wesen. Das man sich freiwillig einschränkt, und sei es nur in Bereichen, wo es kaum weh tut, wird eher nicht passieren. Zumindest nicht in dem Maß, in dem es nötig wäre.
Das -dass es am Menschen per se liegt- glaube ich nicht. In allerlei religiiösen Sekten ist die Selbstbeschränkung gar kein Problem.
Also bin ich dem mal nachgegangen. Denn wenn irgendeine marginale Psycho-Sekte irgendwas macht, dann ist das ja noch lange nicht nachhaltig und heißt nicht viel.
Aber da gibt es zB die sog. "Amish-People" - die sich in einer Weise freiwillig einschränken, die wohl das non-plus-ultra aller Klima-Besorgten wäre. Und das sind etliche 100'000, die machen das schon seit vielen Generationen, und vor allem: es werden immer mehr!
Die jungen Leute dort könnten sich ja aus der Sekte verabschieden und ein Leben führen wie der Mainstream. Sie tun das aber mehrheitlich nicht. Es scheint ihnen also zu gefallen!
Ich denke, Deine Hypothese, dass der
Mensch an sich bequem und selbstsüchtig sei, ist damit belastbar widerlegt.
Eigentlich müßten wir jetzt eine soziologische Untersuchung starten, warum für diese Leute Selbstbeschränkung attraktiv ist, für den gesellschaftlichen Mainstream jedoch nicht. Wenn uns tatsächlich etwas am Klima liegt, sollten wir das tun - um vielleicht etwas daraus zu lernen, was wir nutzen können.
Aber mir scheint, das interessiert niemand, weil -wie oben gesagt- die Strategien schon geklärt und die Profite verteilt sind.
Ich meinerseits denke, der Mensch ist in erster Linie ein soziales Wesen, und passt sich an die Normen an, die in seinem jeweiligen sozialen Kontext gepflegt werden.
Und das Hauptproblem hier scheint mir, dass der (westliche, moderne) Mensch sich gar nicht mehr einschränken
kann - weil er nicht mehr weiss wie. Er kann nicht mehr unterscheiden zwischen dem Lebensnotwendigen und dem Luxus. Einen Unterschied kann man ja nur erkennen, wenn man
beide Dinge wahrnimmt - das Lebensnotwendige wird aber nicht mehr wahrgenommen, weil es selbstverständlich geworden ist.
Das Lebensnotwendige ist ja eigentlich nur: essen, trinken, nicht erfrieren und nicht gefressen werden. Und dazu haben wir normalerweise überhaupt keinen Bezug.
Wenn wir also sagen, der Mensch soll seinen Luxus einschränken, wo soll er damit anfangen?? Er schwimmt ja gleichsam orientierungslos in einem Meer von Luxus, der allesamt selbstverständlich geworden ist, und kann das noch viel selbstverständlichere Lebensnotwendige in diesem Überfluß nicht mehr erkennen. Wie soll er denn da für sich sortieren was wirklich wichtig wäre und was nicht, wenn er die Lebensgrundlagen nichtmal mehr wahrnimmt?
Ich denke auch, dass wir, die wir m.o.w. zu den Vorreitern der neuen Technologien gehören, daran zum Teil mitschuldig sind. Allerdings hat es auch schon vorher Familienkrach gegeben wenn der Fernseher kaputt war. Heute geht die Welt unter wenn FB einen halben Tag ausfällt - es ist also nicht neu, es ist nur immer heftiger geworden.
Die Folgerung wäre dann, dass vor allem der Bezug zum eigentlich wichtigen, zum Sinnlichen wieder hergestellt werden muss. Wenn man zwei Tage draußen ist, ohne Telefon, mit dem Gepäck auf dem Rücken, nur auf die eigenen Füße angewiesen, und dann merkt dass man Durst kriegt weil man nicht genug Wasser mitgenommen hat, dann fängt man plötzlich an
sich selber zu spüren, und dann merkt man was wirklich wichtig ist - und von da aus kommt dann auch alles wieder in eine gesunde Ordnung.
Aber solche Erfahrungen macht kaum jemand. Und wenn, dann nur in betreutem Rahmen - was sie für diesen Zweck weitgehend entwertet.
Ich halte dies, obwohl es selten diskutiert wird, für den eigentlichen "root cause", für den zugrundeliegenden Defekt, aus dem sich dann die ganzen weiteren vieldebattierten Umwelt-, Sozial- und Sonstnochwas-Probleme erst ergeben.
Also müsste der Verzicht politisch durchgesetzte werden. Aber in einer Demokratie werden Politiker, die so einen Kurs offen propagieren nicht gewählt. Stattdessen bekommen Politiker, die ein Land wo Smarties durch die Luft fliegen versprechen, die meisten Stimmen. Und in einer Diktatur ist der Diktator letztendlich auch auf zufriedene Bürger angewiesen, denn sonst landet er schnell unter der Guillotine.
Das hat auch im Sozialismus nicht funktioniert. Von oben verordnet durchsetzen führt zu Pseudo-Erfolgen, jeder der es sich irgendwie leisten kann wird die Vorgaben umgehen, und beim Rest wird Unzufriedenheit geschürt.
Außerdem: Politische Erzwingung kann nur ein sog. "Lohn-Strafe-Experiment" sein, also Behaviourismus, der den Menschen zu einem Dressur-Objekt macht und im grunde auf ein Niveau von Pawlows Hund reduziert.
Das ist auch eine Frage des Menschenbildes: ist es zu rechtfertigen, dass Andere darüber bestimmen, was für den Einzelnen wichtig zu sein hat - wo diese Anderen doch auch keine
besseren Menschen sind? Diese Fremdbestimmung Politikern zu überlassen, die naturgemäß die größten Populisten sein
müssen, macht die sache erst recht nicht besser.
Natur dann halt ihren Gang gehen und die Anzahl Menschen drastisch reduzieren
Richtig. Genauso wie das bei jeder anderen Tierart auch passiert.