@ findus: Nachdem hier Gesundheitswesen imho schon reichhaltig diskutiert wurde möchte ich auf deine posts eingehen, die m.E. symptomatisch für die Geisteshaltung in der BRD (und anderswo) sind. Sie zeigt die Einstellung weiter Krise der Bevölkerung, die bar jeden volkswirtschaftlichen Sachverstandes populistische Forderungen aufstellt und von der Politik erwartet, daß diese erfüllt werden sollen.
Der Produktionsfaktor Kapital ist volatil, Punkt, aus, Ende, Amen; es versucht dorthin zu wandern, wo es am Sinnvollsten eingesetzt werden kann, sprich am meisten Rendite verspricht. Wir haben einen freien Kapitaltransfer mit sehr wenigen Einschränkungen in der EU und das ist gut, ansonsten führen alle anderen Morgen auch die früher bestehenden Restriktionen ein und übermorgen sind wir auf dem Stand des Zollvereins. Daß Beschränkungen von Kapitaltransfers umgangen werden können wird man dir btw. in Südamerika, Afrika, Luxemburg, Schweiz, Maltas, Kreta, Cayman Islands uws. auch en detail schildern können. Die Folgen kann sich jeder Ausmalen. Du meinst, daß mit der Besteuerung von Kapitaltransfers ins Ausland ein Blumentopf zu gewinnen sei. Was wird passieren: Morgen findet a) eine immense Kapitalflucht vor Erlass der Gesetze statt b) kein ausländischer Fond, Unternehmen, whatever investiert auch noch einen müden Cent in D c) Kapital verknappt sich, die Zinsen steigen, Konsumentenkredite, Investitionen verteuern sich eklatant, Konsum und Produktion brechen ein, noch mehr Arbeitslose und weniger Steuereinnahmen. Das Kapital sich so verhält ist klar, wenn Du selbst die Wahl zwischen 2 gleichwertigen Anlageformen hast, dann legst Du dein Geld lieber für 5% in Frankreich an als für 2% bei deiner Hausbank nebenan, warum sollte z.B. ein Unternehmer, Investor etc. das anders machen?
Der Produktionsfaktor Arbeit ist kaum volatil, weil der deutsche Durchschnittsbürger zwar kein Problem hat 5 Mal im Jahr Urlaub auf den Malediven zu machen, aber wenn er seien Allerwertesten nur 100 Kilometer wegbewegen soll, dann bricht die Welt zusammen (Verlust von Heimat, Laber, Sülz). In Gebiet X in D können 40% Arbeitslosigkeit herrschen, deswegen wird trotzdem nur ein Teil der Arbeitslosen versuchen woanders eine Stelle zu bekommen. Das ist einfach ein empirisch zu beobachtender Fakt und damit gut, weitere Diskussion erübrigt sich wie beim Kapital.
Du kannst gerne irgendwelchen Unternehmen vorwerfen, sie seien unsozial und was weiß ich, Kapital selbst hat aber kein Gewissen, genausowenig wie Arbeit. Und wenn das Kapital Gewissen hat, weil es aus einem ökologischen Fond X kommt, dann fliesst halt das Kapital aus einer anderen Richtung. Die Prostituierte, welche Arbeit in ihrer Erbringung einer Dienstleistung verrichtet, hat es immer gegeben und wird es immer geben, da kannst Du Gesetze erlassen und die Kirchen können wettern wie sie wollen: Einer will Sex, der andere bietet ihn an. Mit dem Kapital ist es ähnlich: Das Euro-Stück in deiner Brieftasche fühlt nichts, hört nichts, sieht nichts und hat kein Gewissen. Es hat nur Funktionen, die besser oder schlechter erfüllt werden. Was will ich damit sagen? Das endlich aufgehört werden muss irgendwelche VWL- oder BWL-Diskussionen mit den sozialen Empfindungen von Laien zu füllen, das führt einfach zu nichts, weil es an der Realität vorbeigeht.
Und kommen wir zu deinem Vorschlag mit einer pauschalen Steuer/Zoll von 20% auf Importe. Das ist eine ganz besonders nette Idee und wird dein Benzin, Heizöl, Früchte, Computer etc. sofort so verteuern, daß selbst Du es merken wirst, was für einen totalen Stuss Du daherredest. Diese Steuer wird in die Staatskasse fliessen und verteilt werden wirst du dann argumentieren und wird nach sozialen Gesichtspunkten umverteilt. Auch nette Idee, 100 Euro kommen an, 60 Euro werden nach irgendwelchen Kriterien verteilt, wovon ein gewisser Prozentsatz X in die falschen Hände gerät und 40 Euro bleiben in der Verwaltung. Diese Verwaltung produziert exakt 0 Güter und Dienstleistungen, die konsumiert werden können. Damit erhöhst du den Wohlstand in Deutschland natürlich dramatisch und wirst dafür sorgen, daß blühende Landschaften in Deutschland entstehen.
Das gleiche Spiel können wir natürlich auch in der Unternehmensbesteuerung fortführen, aber das habe ich ja bereits in anderen posts erwähnt. Deinem ach so skrupellosen Unternehmer geht deine Meinung natürlich am geographischen Südpol vorbei. Dein Unternehmer wird exakt so lange in D Leben, Produzieren, Arbeitnehmer beschäftigen und Steuern bezahlen, wie es ihm beliebt bzw. er die Möglichkeiten dazu hat. Wenn Du die Möglichkeiten für deinen Unternehmer einschränkst, dann wird er sich Alternativen ausdenken und diese wahrnehmen. Weil Du solltest eines nicht Vergessen: Dein Unternehmer ist einer, der etwas unternimmt und nicht unterlässt. Der erfolgreichere Teil dieser Spezies Unternehmer schränkt irgendwann das Lamentieren ein, packt im Zweifel seine Koffer und geht dorthin, wo er bessere Bedingungen findet. Ich kenne da auch jemand, der sich 10 Jahre über Bürokratie, Fiskalwahn, Dirigismus im Gesundheitswesen etc. in Deutschland beklagt hat. Das führte dann dazu, daß ihm irgendwann eines Freitags Abends der Kragen platzte (04.12.2003) und 2 Wochen später fand er sich auf einer Schweizer Behörde ein (18.12.2003), 1 Tag später hatte er dann alle Genehmigungen (19.12.2003) und am 23.12. begann er dann umzuziehen. Heute berät er unter anderem andere Unternehmer, die auch keine grosse Lust mehr verspüren sich das noch anzutun. Als der besagte Unternehmer dies tat war er allerdings sehr traurig, weil er ständig daran dachte, wie sehr ihn die rot-grüne und schwarze Regierung doch tatkräftig bei der Exstenzgründung gefördert hatte mit Existenzbeihilfen, KfW-Mitteln und ähnlichen Dingen (0 cent). Er wachte manchmal nachts schweißgebadet auf und dachte über den Verlust all der Solidarität und der Beihilfen nach, die man in Deutschland Unternehmern zukommen lässt, wenn man sie nicht mehr melken kann, sprich sie vielleicht sogar Konkurs machen. Er würde all die Finanzbeamten von der Betriebsprüfungsstelle III in München, IHK-Mitarbeiter, die Kontrollen des netten Menschen vom Ordnungsamt wg. der Feuerlöscher, die Berufsgenossenschaft in Hamburg, die Arbeitgeberstelle der AOK, die Veranlagungsstelle der Stadt München für die Gewerbesteuer, das Bayerische Landesamt für Strahlenschutz (ich hör jetzt lieber auf mit der Aufzählung), ja, all diese Menschen, die er jahrelang mit seinen Geldern tatkräftig unterstützt hatte, die wären dann fort.
Da kommen wir zur zum letzten Punkt: Der Kritik an der Globalisierung. Globalisierung bedeutet Chancen und Risiken zugleich (wen verwundert das jetzt?). Sie bedeutet nicht nur, daß Du heute deinen billigen Computer aus China kaufen kannst, oder das Du in Urlaub fahren kannst, wo Du willst. Sie bedeutet auch, daß Kapital, Güter und Menschen an irgendeinen Punkt auf der Welt wandern können. Ermöglicht wurde die Globalisierung durch technischen Fortschritt (Verkehr, Kommunikation etc.) und durch Wegfall von politischen Schranken. Wenn Unternehmen A meint in Asien billiger produzieren zu Können (es ist noch die Frage, ob das zutrifft) und näher an seinen Märkten zu sein, dann tut es das, da bringt dein Lamentieren extrem viel. Hier spielt übrigens auch der Faktor Demographie wieder eine total unterschätzte Rolle. Für welche stagnierende oder gar sinkende Zahl von potentiellen Verbrauchern mit sinkender Kaufkraft will den eigentlich Unternehmer A in Deutschland in Zukunft investieren? Ja wohl höchstens dann, wenn er die Güter und Dienstleistungen zu Marktpreisen irgendwohin exportieren kann. Der Staatsapparat, den dein Unternehmer durch seine Steuern und Abgaben (die sind eigentlich bald schlimmer...) mitfinanzieren muss, wird dem Unternehmer dabei extrem behilflich sein. Äh Moment, gestern hatte der doch noch ne Rechnung mit 11.600,- Euro geschrieben, die sein Kunde in D bezahlen musste, weil 16% Mehrwertsteuer enthalten waren. Wie durch ein Wunder schreibt er heute eine Rechnung mit 10.000 Euro ohne jede Mehrwertsteuer, weil er die Dienstleistung exportiert (Banken, Versicherungen!!).