Wollte ich das nun ordentlich beantworten, würde mir das noch mehr Mühe machen.
Es macht wirklich Mühe. Aber vielleicht ist es die Mühe wert. Das was Du ansprichst, betrifft mich. Es sind ethische Fragen, um die ich mein halbes Leben lang gerungen hab, in dem Versuch, das richtige zu tun. Und die perfekte Antwort hab ich nicht ganz gefunden.
Aber erstmal danke für Deinen ausführlichen Post!
Womit wir bei einem der großen Probleme unserer Gesellschaft ankommen: Bildung.
Ich erinnere noch sehr gut die damaligen "Elefanten-Runden", als die Spitzen der Parteien im Fernsehstudio aufeinander trafen (zumindest wir hatten damals noch Schwarz-Weiß und ich habe diese Bilder nur so in Erinnerung, als hätten die Akteure gar keine Farbe gehabt, als seien es keine wirklichen Menschen, sondern eine Art Symbol gewesen, ein Avatar). Da saßen Brandt, manchmal auch schon Schmidt oder noch Wehner und dann Strauß, Barzel, Kohl und Scheel oder Genscher. Alle belächelten den Vorschlag der damaligen SPD, "Abitur für alle" zu ermöglichen.
Dennoch wurde der Vorschlag realisiert. Die Abiturientenqzuote wurde von 5% auf über 50% erhöht, d.h. mehr als verzehnfacht!
Da aber die Intelligenz sich naturgemäß nicht erhöht, bedeutet das, dass lediglich das Niveau und die Qualität der Bildung entsprechend abgesenkt wurde - mit dem Ergebnis, dass wir heute zwar massenhaft Abiturienten haben (und niemand mehr der ein Handwerk erlernen will), die aber eben keine
Reife und kaum Allgemeinbildung haben.
Die viel dramatischere Folge ist aber, dass jene 5% Herausragende, die auch früher schon qualifiziert waren, nun gar nicht mehr gefordert werden und ihre Fähigkeiten daher weitgehend verkümmern. Dadurch verlieren wir die Spitzenleute, die zu echter Innovation imstande wären.
Manchmal ziemlich laut und außer Brandt war nach meinem Eindruck niemand von der Idee überzeugt, über mehr Bildung einen "mündigeren" Bürger zu bekommen, der seine Geschicke und die unserer Gesellschaft selbst in die Hand nehmen kann.
Wie sollte man auch? Hirn läßt sich ja nicht mit einem Nürnberger Trichter oben in die Kinder hineinfüllen. Schon gar nicht per Staatsdekret.
Um seine Bildung muss man sich selber anstrengen, der Staat kann da nur Möglichkeiten anbieten bzw. darf keine Steine in den Weg legen. Und abgesehen davon: wie stehts eigentlich mit
Herzensbildung, im Vergleich zu verkopfter Schulbildung? Dafür brauchst kein Abitur.
Im Weiteren Zustimmung: die heutige abgehalfterte Bildung ist außerdem verzweckt und dient nur noch dem Funktionieren, nicht einem Training zum Selberdenken.
Das sind für mich zweierlei Kritikpunkte, und weder Sozen noch Schwarze wollen dem etwas entgegensetzen: die Schwarzen sind nunmal industriehörig, und die Sozen wollen nichts Herausragendes, keine Selberdenker und keine Innovation, denn alle haben gleich zu sein - am besten gleich blöd, denn dann gehorchen sie der Partei.
Und damit wurden die Weichen für den Niedergang des "Deutschen Ingenieurwesens" gestellt.
Das Siechtum haben doch nicht wir Umwelt-Aktivisten oder irgendwelche Musiker herbeigeführt!
Im Gegenteil. Ich bin absoluter Befürworter der Wissenschaft und Ingenieurskunst!
Ei warum ziehst Du Dir denn den Schuh an?!? Ich rede von Dingen, die vor 40 Jahren passiert sind,
und damals hab ich das genau so erlebt - für mich waren es die schlimmsten Selbstzweifel, die mich als jungen Mann gequält haben. Das erzähle ich normalerweise nichtmal Bekannten, aber egal:
In der Schule gab es wohl eine Mehrheit, die man als "Mainstream" bezeichnen kann. Die haben sich für Fußball und Autos interessiert, und eben so das übliche. Das war in Bayern auf dem Land, und damit weiss man auch die grobe politische Richtung. Aber das hat mich damals noch gar nicht interessiert, die Sache war nur: ich konnte mit denen wenig anfangen. Meine Eltern waren m.o.w. Zugezogene, und wir waren "anders". Man könnte sagen gebildet, oder auch verkopft. Unsere Wohnung stand voll mit Büchern, vor allem Kulturgeschichte - sich dafür zu interessieren, war für mich einfach normal. Reiche Leute waren wir nicht, wir hatten nichtmal ein Auto.
Und dann, in den höheren Klassen -das war in den 70ern- entstand unter meinen Mitschülern eine neue Gruppe, die sich mit kritischen Fragen beschäftigte, mit Umweltschutz, mit Friedenspolitik, usw. Und das war für mich viel interessanter, denn da gab es zusammenhängende, auch kompliziertere Gedanken: da wurden gesellschaftliche Fragen gestellt - und das passte besser zu dem was ich von zuhause schon als selbstverständlich gewohnt war.
Aber da gab es auch einen Zugehörigkeits- und Wertekodex: dass man selbstverständlich den Kriegsdienst verweigern muss, dass man selbstverständlich gegen Atomkraft demonstrieren muss, dass man selbstverständlich gegen Technologie ist, vor allem gegen den sog. "Machbarkeitswahn".
Das werfe ich also keineswegs Dir vor, oder auch sonst einem heutigen Umweltaktivisten, sondern das ist eine Situationsbeschreibung dessen, was sich damals in den 70ern in den Oberschulen manifestiert hat, und was zunächst ein gärendes Gemisch war aus Ideen der Linken, der Ökos, der Hippies, der Selbstversorger, und dergleichen mehr. Das hat auch niemand gesteuert oder so gewollt, sondern das war Eigendynamik - jedenfalls: keiner von diesen Gruppen war irgendwie technikgeil oder hätte dafür viel Verständnis gehabt.
Und da war nun mein Dilemma: ich war von Kind an technisch interessiert, fand die Raumfahrt (damals hochaktuell) superspannend, hab elektronische Sachen gebastelt (Computer gabs noch nicht für Privatleute), und da lag meine ganze Begabung. Und gleichzeitig suchte ich ein Umfeld, wo man auch gesellschaftliche Dinge intelligent und kritisch betrachten kann, über das Mainstream-Verständnis hinausgreifend. Aber da hat man mir ganz klar signalisiert, dass Technik-Interesse
falsch ist, dass man sich stattdessen für soziale Dinge interessieren muss und für alternative Lebenskonzepte. Wie man das aus heutiger Sicht bewerten mag, sei dahingestellt - für mich in der damaligen Zeit war es ein Daseinskonflikt, der mich zerfressen hat: wo gehöre ich hin? - und ich hab die ganze Zeit gegrübelt, was an mir kaputt ist dass ich eine solche völlig falsche Begabung hab, wie ein solcher Defekt passieren kann, und wie ich das beheben könnte.
Anstatt also das zu tun, was man als normal denkender Mensch wohl getan hätte, nämlich ein ordentliches Abitur machen, dann Ingenieur oder Physik studieren, und dann weitersehen, hab ich versucht das Dilemma zu lösen. Das hat mich auf viele Abwege und in manche Verstrickung geführt...
Alleine: unsere Gesellschaft möchte das nicht mehr! Wir bewegen uns weg von Bildung und alle Versuche, der ersten Pisa-Blamage zu entkommen, versanden halbherzig. Freie Wissenschaft finanzieren wir nicht mehr, das sollen gefälligst Unternehmen erledigen, die einen Nutzen davon haben und dann spitzt sich das auf Typen wie Musk zu. In meinen Augen schrecklich und furchtbar. Sollen das die neuen Herrscher der Welt werden, weil Wissen ist Macht und Geld ist Mach und die haben eben diese Macht.
"Musk for President!" ???
Oh Gott. (Ich bin nicht religiös, aber wen kann ich da sonst noch anrufen?)
Musk for President - auf keinen Fall; das würde der auch gar nicht wollen. Der Typ ist durchgeknallt. Aber gerade WEIL er durchgeknallt ist -Genie und Wahnsinn gehört zusammen- leistet er ausserordentliches. Und er ist damit genau an den Platz gelangt, wo er sein muss um sein Ding umzusetzen. Da ist nichts weiter zu tun, da ist auch gar kein Problem, der hat seinen Platz gefunden. Und hat schon genug damit zu tun, sich nicht zu überarbeiten.
Wenn du den zum Politiker machst, wird er kläglich scheitern, denn das ist nicht seine Begabung.
Also, wo ist das Problem?
Das entscheidende Ding ist doch: jeder Mensch ist individuell - jeder hat seine ganz eigenen Fähigkeiten und Begabungen. Und die Kunst ist, an den Platz zu gelangen, wo man genau diese Begabungen ausagieren kann, und dadurch sich ganz ausschöpfen und zuweilen über sich selbst hinauswachsen.
Um nun meine Geschichte von oben noch kurz weiterzuerzählen:
Um 1986/87 bin ich in Berührung mit Computern gekommen, und hab vom Internet erfahren. Und mir wurde klar, was man damit machen kann - dass im grunde weltweit alle Leute, die sich für irgendein Thema interessieren, sich nun miteinander austauschen und zusammenwirken können und gemeinsam ihr Wissen vermehren und nach den besten Ideen suchen, und das unabhängig von vorhandenen Bildungsträgern, unabhängig von Universitäten, unabhängig von staatlichen Beschränkungen, rein auf Eigeninitiative beruhend.
Das schien mir eine ungemein lohnende Vorstellung, und eine Möglichkeit, um regionale Nachteile zu überwinden, letzlich allen Menschen Zugang zu jedweder Information zu ermöglichen, und so den Wissensschatz der Menschheit erheblich voran zu bringen. Und außerdem schien es mein Dilemma zu lösen: so konnte ich mit Computer arbeiten und gleichzeitig etwas nützliches für die Menschheit tun!
Also hab ich erstmal angefangen, mir alles nötige beizubringen: Programmieren, Systemadministration, Netzwerktechnik, usw. - unter großen Schwierigkeiten, weil ich praktisch kein Geld hatte und es ein Problem war überhaupt einen funktionsfähigen Computer zu beschaffen oder Netzzugänge zu bezahlen. Da hab ich etliche Jahre lang praktisch von Wasser und Brot gelebt.
Und allmählich nahm die Sache dann Gestalt an, als ein Projekt, um der Bevölkerung Medienkompetenz und Wissen zugänglich zu machen. Ich hatte auch schon Kontakte in richtung Forschungsministerium geknüpft, und war dabei, das alles in eine etwas organsiertere Form zu bringen, als das ganze Projekt von den Linken gekapert wurde.
Da hat man mir dann erklärt, dass per Definition nur die Linken sich für gesellschaftliche Belange engagieren und daher niemand sonst so ein Projekt machen darf. Das Problem dabei war nur, dass von diesem Haufen, der sich da irgendwie aus der Nähe von DGB und Antifa herausgebildet hatte, kaum einer eine Idee von Computern hatte, und schon gar keine vom Internet. Deswegen hatte man sich das so vorgestellt, dass man lediglich die Öffentlichkeitsarbeit wahrnehmen und sich selbst als Macher präsentieren wollte, und dass ich die gesamte technische und inhaltliche Arbeit weiterhin machen sollte, in Form von unbezahlter Zwangsarbeit.
Man war dann sehr empört, dass ich darauf keine Lust hatte. Zu dem Zeitpunkt jedenfalls hab ich meine Vorstellung, mich von Kapitalismus und Profitstreben fernzuhalten und stattdessen irgendetwas zu machen, was direkt der Menschheit zugutekommt, aufgegeben, hab das nächste Beratungshaus kontaktiert, dort eine halbe Stunde mit den Leuten gesprochen, und hatte einen Job.
Und von Stund an hab ich genau dasselbe weiter gemacht, nun für Banken und Versicherungen, für hundert-plus Euro die Stunde. Aber das überraschendste war: da hab ich dann auch mal menschliche Anerkennung gespürt - die waren nämlich dankbar dafür, dass ich mich um ihre Probleme gekümmert hab, während die ganzen Grünlinken mir nur immer das Gefühl vermittelt haben, dass man, wenn man technische Interessen hat, ein irgendwie minderwertiger und sozial zurückgebliebener Mensch sei, der noch dankbar dafür zu sein hat, dass man ihm überhaupt erlaubt, seinen Interessen nachzugehen.
Diese Geschichte ist kein Einzelfall - ich hab mit genügend Leuten geredet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Aber, der Niedergang des "Deutschen Ingenieurwesens" ist nicht alleine diesen Entscheidungen gegen mehr Freie Bildung und Forschung geschuldet, sondern einem Weltweiten Trend, der sich allerdings in den letzten 20 Jahren immer dramatischer verstärkt hat. Wir brauchen keine genialen oder wenigstens guten Ingenieure mehr. Wir fertigen alles auf Zuruf und lassen kleine und billige Asiaten die Produkte entwickeln.
Ja, weil es nur noch ums Konsumieren geht, und nicht um Fortschritt. Wahrscheinlich haben wir schon alles, und sind dadurch dekadent geworden.
Es nun
besser zu machen, umweltschonender, stabiler, zukunftstauglicher - das funktoniert nicht mit einer Wirtschaft, die auf Konsum und Verschleiß angewiesen ist.
Und da, finde ich, müssten wir mit dem weiteren Nachdenken ansetzen: wie sieht ein Planet aus, der von einer zivilisierten Kultur bewohnt wird in einer Weise, die auch in Jahrhunderten noch funktioniert?
Tatsächlich gibt es daran aber kein Interesse, ebensowenig wie irgendwer ein Problem mit dem Klima hätte. Sondern es geht einzig darum, mehr Geld abzuschöpfen, eine weitere Steuer einzuführen, die Heizen und Mobilität verteuert - wohl wissend dass die Bürger auf Heizung und Mobilität angewiesen sind und daher gar nichts anderes tun können als zahlen.
Gebraucht wird nur das Geld, da sind sich alle Parteien einig - das Klima ist vorgeschoben und im grunde egal, wie auch sonst alles was über eine Legislaturperiode hinausgeht.
Solche Maßnahmen brauchen aber einen Handlungsfähigen, einen starken Staat.
Einen Staat, der stärker ist, als die derzeit herrschende Wirtschaft.
Was würde ein "starker Staat" nützen? Woher soll der einen Plan haben, was zu tun ist?
Die Wirtschaft wie der Staat sind gleichermaßen nur am Machterhalt interessiert,und tun genau das, was die Konsumenten/Bürger sich bieten lassen.
Wir als Bürger sind in Wirklichkeit die Entscheider! Diese Verantwortung auf den Staat abzuschieben gibt ein Problem. Denn was willst Du für einen "starken Staat"?
Einen despotischen, diktatorischen Staat, der keine Abweichler zuläßt?
Oder einen Staat, der sich um die Menschen und ihre Zukunft kümmert, der fair und gerecht ist, und sich nicht verbiegen und korrumpieren und von den Bonzen kaufen läßt?
Das zweitere wirst Du nicht bekommen. Davon träumen die Menschen schon seit Jahrhunderten, eben weil es das nie gegeben hat.
Wenn Du davon ausgehst, dass der individuelle Mensch zu selbstsüchtig ist, um sinnvoll zu handeln, dann ist die zwingende Konsequenz daraus, dass der Mensch in seiner Rolle als Politiker erst recht selbstsüchtig ist und nur den eigenen Vorteil sucht.
Und das letzte Mal, als sie einen starken Staat wollten, haben sie Hitler bekommen.
In der Französischen Revolution, die schließlich irgendwie der Ursprung aller Demokratien gewesen ist, wurde Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit postuliert und ich hänge diesem Gedanken an.
Ja, da hat man dann Leute geköpft, weil sie ein Schneuztuch besaßen (und das ein Zeichen von Adel war). Und in Kambodia hat man im Namen der Gleichheit die Leute erschossen, wenn sie eine Brille hatten, weil das ein Zeichen von Intellekt war.
Lass mich mit Revolutionen zufrieden, und verschone mich vor dieser "Gleichheit"! Mich interessiert dass alle genug zu essen haben. Wenn das gegeben ist, dann kann wer will so reich sein wie er will - denn sein Geld kann er nicht essen, und es macht auch nicht glücklich. Alles andere ist nur die übliche Neid-Ideologie.
Menschen sind nicht gleich, und wenn man versucht hat sie gleichzumachen, ist es noch immer auf Millionen Tote hinausgelaufen.
Wenn weniger als zehn Prozent Mitbürger, mehr als 90% des Vermögens besitzen dürfen, ja, wo ist denn da noch Gleichheit?
Warum "dürfen"? Die bekommen das ja nicht geschenkt, sondern erarbeiten es sich, indem sie mehr leisten und besser sind - oder auch, indem sie klüger und geschickter sind und die besseren Deals machen. Und da ist jedem selber überlassen, was er für Deals macht.
Es gibt doch im Grunde nur zwei Ansätze: es gibt Leute, die studieren die Märkte, versuchen deren Mechanismen zu verstehen, kalkulieren die Risiken und investieren. Und manche werden dadurch reich. (Ob man soetwas als "Arbeit" ansieht, oder ob man denkt, nur der, der den Buckel krumm macht und auf dem Feld oder in der Fabrik schuftet, arbeitet wirklich - das sei mal offengelassen.) Und es gibt andere Leute, die sagen: hey, die haben mehr wie wir, wow, lasst uns die enteignen! (Stichwort "dürfen": die dürfen nicht mehr haben -> man soll es ihnen wegnehmen).
Nur eben: wenn man schon andere moralisch kritisieren will, dann muß man auch sich selbst gegenüber kritisch sein. Und da ist der Ansatz, einfach nur anderen das ihre wegnehmen zu wollen, unter aller Sau.
Genau darauf muss ein Staat doch achten, und nicht darauf, dass es den zehn Prozent immer besser geht und die notwendigen Entscheidungen deren Profitgier nicht gefährdet.
Das tut der Staat aber nicht von sich aus. Das müssen schon Du und ich tun.
Eben dafür gibt es die Instrumente um dem Staat auf die Finger zu klopfen, und deshalb ist in einer Demokratie das Volk der Souverän.
Mir geht grad etwas durch den Kopf, und das fällt mir auf: Ich höre von ganz vielen Menschen, hier im Thread wie auch überall sonst: der Staat muss dieses tun, der Staat muss jenes verbieten, wir brauchen eine Regierung die Dinge durchsetzt, wir brauchen einen starken Staat, usw.usf.
Komischerweise hab ich das nie so gesehen. Ich hab nie gesagt, die Regierung müsse dies oder das tun. Sondern ich hab immer gefragt, und mit mir selbst gerungen um die Frage: was kann *ich* tun? Wo kann ich *mich* am besten hinstellen, um mit meinen spezifischen Fähigkeiten das beste für alle zu bewirken?
Ich finde, die These von der "Gleichheit" ist nur eine faule Ausrede, um sich dahinter zu verstecken. Wenn nämlich alle gleich sind, dann ist man nix besonderes, und dann kann man auch alleine nix bewirken und keinen Unterschied machen - man braucht also nix zu tun.
Wir sind aber nicht gleich, und es ist so wie Lady Galadriel sagte:
Even the smallest person can change the course of the future.
Das meint aber gerade
nicht, demonstrieren zu gehen weil grad ne Demo ist, und dabei doch wieder nur auf den Staat zeigen. Sondern es meint, *selber* inhaltliche konstruktive Verbesserungen vorbringen oder konkrete Fehler beheben, und zwar da wo man eben grad unterwegs ist.
Wir mussten uns seit der Umstellung auf nicht-biologische Landwirtschaft in den Jahren nach dem letzten Weltkrieg keine Gedanken mehr ums Überleben machen. Uns ging es seither gut. Fruchtbare Böden in verträglichem oder gar guten Klima und was fehlt, wird durch Dünger und Pestizide korrigiert.
Das ist eine sehr gute Basis für unseren Vorsprung gegenüber anderen Teilen der Welt, wo die Voraussetzungen deutlich schlechter sind. Deshalb sind wir vorne!
Nicht, weil wir so viel mehr arbeiten und so viel besser ausgebildet sind!
Wer sagt das denn? Es gibt wenige Teile der Welt, wo die Leute ums Überleben kämpfen müssen. Nur im Fernsehen sieht man die dauernd, und da geht es darum, Schuldgefühle zu produzieren, weil eine riesige Spendenwirtschaft davon lebt. Ich hab in Afrika die Entwicklungshelfer gesehen, wie sie mit ihren dicken Jeeps hierhin und dahin fahren und sich verköstigen lassen und sich wichtig fühlen. Ich will gar nicht wissen mit welchen Mafiosi die da Deals machen.
Der "Vorsprung" vor anderen Teilen der Welt hat andere Gründe, reicht weiter zurück, und es ist auch kein rechter Vorsprung, weil die Leute anderswo oft zufriedener und glücklicher sind als die gefrusteten Bürosklaven, die hier morgens auf dem Weg zur Arbeit sind. (Nachdenk-Tip: wer waren die Erfinder eines internationalen, funktionierenden Banken- und Wirtschaftssystems?)
Mein Vorschlag an Dich wäre: knick die Schuldgefühle und glaub mehr an Dich, dann hast Du eine Basis um konkret sagen zu können was man besser machen kann.
Ich meine, welche Nachricht ist wohl wichtiger (fiktiv):
- Siemens hat sich verzockt und die Investitionen in Fracking bringen einen dramatischen Kursverlust der Aktie
- das Weltweite Artensterben schreitet fort, mehr als 200 Arten sterben täglich aus
Keine.
Beides ist Negativberieselung durch die Medien, damit der Bürger sich hilflos fühlt.
(Auf beides kannst du nicht wirklich Einfluss nehmen, es ist also eine nutzlose Nachricht und daher schonmal keine wichtige.)