Naja. Ich weiß nicht, ob das Argument zieht. Wenn das ein Argument wäre, dann wäre Linux nie erfolgreich geworden.
Damals gab es eine andere Ausgangslage. Solaris, AIX und HP-UX waren die technologisch führenden Platzhirsche.
Linux sowie BSD boten im Gegensatz dazu einige andere Vorteile:
- offen
- kostenlos
- läuffähig auf günstiger Hardware (x86)
UNIX-Rechner (d.h. Sun, IBM, HP) waren für den Privatgebrauch völlig unbezahlbar. Wollte man also ein Unix für den Heimgebrauch haben, hatte man also faktisch die Wahl zwischen Linux, BSD oder nichts.
Der Erfolg von Linux lag - neben dem Mitmachfaktor - vermutlich auch in dem Basar-Ansatz. Sprich: Man hatte nicht das Korsett eines fertigen Systems wo man sich mit anderen koordninieren musste. Im Linux-Ökosystem kann man einfacher sein eigenes Ding machen. Weil die Aufgabe das irgendwie zu integrieren macht dann im Zweifel der Distributor.
Das hat auch zu mehr Innovation geführt, weil die Leute im Zweifelsfalle mit den Füßen abstimmen konnten.
Das hat natürlich auch ein paar Nachteile. Man hat keine feste verlässliche Basis.
Die Basis ist doch unter FreeBSD nicht verlässlicher als z.B. bei einem Ubuntu LTS. In beiden Fällen entscheiden die Maintainer, was in welcher Version dort landet. In beiden Fällen verlasse ich mich darauf, dass die Maintainer ihren Job machen.
Nicht umsonst waren/sind Container dort so erfolgreich. Man verlässt sich nicht auf das, was da ist, sondern packt einfach alles dazu was man braucht.
Container lösen das Problem, dass ich problemlos lokal auf Arch Linux was entwickeln kann, es in einen Container packe und der auf jeder beliebigen Version von Arch Linux, Ubuntu oder was auch immer läuft.
Man kann auch Anwendungen parallel laufen lassen, die vollkommen unterschiedliche Versionen einer Abhängigkeit brauchen, die man aber auf dem Host gar nicht (trivial) parallel installieren kann.
Ich laufe niemals in das Problem wie unter BSD, dass ich meine Anwendung lokal unter FreeBSD 13 entwickelt habe, aber Abhängigkeiten auf dem Zielsystem mit FreeBSD 13 beim Kunden fehlen. Oder die Anwendung unerwartet doch unter FreeBSD 12 als Zielsystem laufen soll und dort Dinge in der falschen Version vorliegen oder gar nicht vorhanden sind. Oder unter FreeBSD 14 notwendige Abhängigkeiten gar nicht mehr verfügbar sind. Oder oder oder...
Von den ganzen sonstigen Anwendungsfällen von Containern will ich mal gar nicht anfangen, die hatten wir schon in genug anderen Threads.
Wie gesagt: Wenn keiner was macht und jeder nur darauf wartet, das was kommt, dann passiert da auch nix.
Dementsprechend werde ich wohl in Zukunft noch mehr Anfragen bekommen, bei der Migration von FreeBSD zu Linux zu unterstützen.
Inwiefern hat die Lizenz eine Rolle gespielt? Das Copyleft kommt doch nur zum tragen, wenn Du Code weiter gibst. Solange Du denn nur in-house verwendest, ist das doch gar nicht von Interesse.
Die CDN-Rechner von Netflix mit FreeBSD laufen vor Ort bei den ISPs, d.h. tief integriert in deren Infrastruktur. 2007 (und erst recht in den Jahren davor) war juristisch noch einiges rund um die GPL ungeklärt bzw. noch nicht höchstrichterlich entschieden. Gerade in den USA, dem Mutterland von Netflix, sind ja auch viele Medienkonzerne gleichzeitig ISPs. Als übervorsichtiger Konzernjurist bei Netflix hätte ich da 2007 auch eher gesagt
nope, GPL geht nicht, denn damit macht man als Konzernjurist nie was falsch.