Ich habe schon immer andere Musik gehört als alle. Ich gebe Euch mal aber eine Orientierung, wie interessant das ist.
Hier ist das Original... da hat jemand vorhin von "a capella" gesprochen... dem wird das vielleicht gefallen (ist so ähnlich wie Visa Röster, übrigens):
Loituma - Levan Polkka
Da hat jemand (DJ Sharpnel; ist übrigens eine Gruppe, kein einzelner, ich sag trotzdem "er", weil ich ungefähr weiß wer das "verbrochen" hat) einen kleinen Ausschnitt besonders gemocht und das verarbeitet...
DJ Sharpnel - Pretty Green Onions
Einige werden nicht verstehen warum das cool ist, aber das ist ok. Ich erkläre mal eben. Typisch für DJ Sharpnel und sein J-Core ist, interessante Sachen aus Animes, Filmen, anderen Stücken in eine Mischung als Hardcore, Gabber, Speedcore und sonstiges reinzumischen und dabei liebevoll aufs Detail achten und ... es einfach
besser machen als das Original (was oft sauschwierig ist, kriegen viele Profis nicht hin). Hier ist nur ein kleiner Teil des Originals, der ihm interessant zu klingen schien (dafür braucht man auch eine Gabe).
Was passiert hier im Mix...
Etwa 5 Sekunden am Anfang wird darauf hingewiesen was der Tune ist und dann verlässt DJ Sharpnel es sofort und macht es typisch auf seine Art, wo nach ca 1 bis 2 Minuten erst der Haupttune einsetzt (der normalerweise zum Intro nicht passt). Er spielt hier ein wenig mit dem Zuhörer, indem er Hardcore einspielt, wo nach dem Bass Beat zunehmend neue Elemente einfließen. Die Handschrift erkennt man aber sofort, weil er sehr schwungvoll mit 32tel-Beats umgeht, die das ganze etwas "praller und voller" erscheinen lassen. Dann geht der mit Filtern etwas in Hochpass (0:26) und erinnert nochmal an den kommenden Tune, ändert die Musik etwas mehr in seinen Stil (bei 0:44). Wiederholt das Stück einige Male, bis die Überleitung dem Zuhörer bekannt gemacht wird (1:21). Auch typisch, das Schnellerwerden des Beats, bis er zu einem Ton wird (ab etwa 1:20). Ab 1:24 ist der krasse Unterschied... das kommt immer bei DJ-Sharpnel... man sieht gar nicht wie das zusammen passt und kann das gar nicht richtig assoziieren. Sanft wird man in den Passagen mit einem Base Beat daran erinnert, dass man nicht den Song verlässt. Ab 1:45 steigert er die Spannung etwas indem er die wesentliche Passage stets auf die Hälfte des Takts verkürzt, sodass eine Überleitung entsteht und das ganze auf das richtige Genre zurückrückt. Ab 2:04 wird's richtig herzlicher Gabber, einfach nur genial (bestes Stück, meiner Meinung nach). Ab 2:42 ändert er die Taktik und lässt etwas mehr Hardcore durchscheinen (der Beat ist deutlich im Vordergrund und viel voluminöser). Es geht wieder in Richtung J-Core, mehr und mehr. Er benutzt in den Überleitungen (nach der nächsten vollen Taktzahl) immer wieder seine coolen schnellen Beat-Abfolgen, die das Lied fließender machen und dynamischer (ich mag das total!). Bei 3:25 wird noch ein Tune dazu gemischt... wieder die Handschrift von DJ Sharpnel... das J-Core scheint mehr und mehr durch. Bei 4:03, nach der Überleitung, bringt er unauffällig noch eine kleine Erinnerung an die erste Minute und fasst das komplette Stück in eine Klammer ein und weist darauf hin wie es zusammen passt, was am Anfang gar nicht zusammen gepasst hat und schließt es am Ende symmetrisch zum Anfang ab. Abrupptes Ende... auch sehr typisch für viele seiner Songs.
Alles in allem ist das geil gemacht. Es klingt einfach und ist einfach gemacht, aber einen Stil beizubehalten, sodass man an der Art wie man das Lied mixt sofort die Handschrift erkennt ist sauschwierig zu machen! Und wenn das ganze auch noch gut klingt, ist das Lied dann perfekt.
Das ist modernes Komponieren. Hier wird nichts platt gecovert, Noten abgeschaut, nachgespielt... oder sonstige seelenlose Geschichten aus einem Lied erzeugt, die man schon tausend Mal in dem Stil gehört hat. Einzigartig und
das ist Kunst!
Oben bei dem Lied hat DJ Sharpnel etwas "Spaß" einfach nur gehabt, einen guten Tag... sozusagen. Hier ist etwas mehr typisches für die Gruppe und das Genre:
DJ Sharpnel - Blue Army
Aber achtet mal auf den Verlauf und seine "Handschrift" und natürlich auf den krassen Übergang bei 1:50, der zwei wunderbare Tunes trennt und liebevoll zusammenbringt.